Koko Taylor - Old School
Old School Spielzeit: 63:04
Medium: CD
Label: Alligator Records, 2007
Stil: Blues

Review vom 10.06.2007


Norbert Neugebauer
Hut ab vor dieser Frau!
Sie hat allen Grund so zufrieden und selbstsicher vom Cover ihres neuen Albums "Old School" herabzublicken. Nach sieben Jahren Pause legt sie ein Album vor, das sie erneut als die wohl stimmgewaltigste Blues-Sängerin der Jetztzeit bestätigt. Und das mit 71 und nach einer schweren Erkrankung im Jahr 2003, an der sie fast starb.
Koko Taylor ist die nach eigenen Angaben mit den meisten Auszeichnungen versehene amerikanische Künstlerin (ihre männlichen Kollegen eingeschlossen); neben zwei Grammies und acht weiteren Nominierungen hat sie mittlerweile 24 W.C. Handy Awards (den heutigen Blues Awards) sowie eine ellenlange Liste sonstiger Ehrungen und Erfolge auf ihrer Homepage aufzuweisen (grade wurde sie von ihrer Heimatstadt ausgezeichnet). Gut 50 Jahre dauert die Karriere der bei Memphis geborenen Diva nun und sie ist die unumstrittene Königin des Chicago Blues.
Was am meisten verblüfft, ist die Kraft ihrer Stimme, von der die einschlägigen Kritiker der US-Presse übereinstimmend sagen, dass sie nach der Krankheit sogar noch zugelegt hat. Rau und ohne Hemmungen schreit sie ihren Blues heraus, das ist geballte Power vom ersten Ton an!
An dem Album habe sie lange gearbeitet, bis es sie zufrieden gestellt hat, lässt sie verlauten. Zusammen mit Bruce Iglauer, dem Boss des Alligator-Labels und ihrem Gitarristen Criss Johnson hat sie die Scheibe selbst produziert. Herausgekommen ist ein Blueswerk ohne Schnörkel und ohne modische Kompromisse - Alte Schule eben!
Fünf der Titel stammen aus eigener Feder, der Rest von klassischen Blues-Autoren wie Willie Dixon oder Memphis Minnie, in deren Interpretation sie bewusst an den Stil ihrer legendären Chess-Scheiben anschließt. Auch bei der Begleitung wird nicht mit neuen Sounds herumexperimentiert, das ist alles harscher und bissiger Chicago Style in verschiedenen Besetzungen (bekanntester Session-Gast ist Bob Margolin von der früheren Muddy Waters Band). Während viele Künstler und Protagonisten nach neuen Wegen des Blues suchen, hält Koko Taylor mit einem durch und durch traditionellen Machwerk dagegen. »This Album is hardcore blues« schreibt sie selbst in den Liner Notes, in denen sie ihre Geschichte erzählt. Topaktuell ist allerdings der Klang von "Old School", da haben das Produzententeam und der Mischer wirklich erstklassige Arbeit geleistet.
Fast auf allen Tracks gibt es auch feine Instrumentalzutaten. Highlights setzt regelmäßig Billy Branch mit seiner Harp, der sich mit den jeweiligen Gitarristen bestens versteht. Margolin spielt auf "Black Rat" und "Bad Avenue" eine heiße Slide, während Johnson eher für die kantigen Töne (klasse sein 'Hühner-Gegacker' auf "Bad Rooster"!) steht. Brother John Kattke rundet den Chicago-Sound mit seinem klimpernden Klavier bestens ab. Auf "Gonna Buy Me A Mule" und "Don't Go No Further" mischt Mark Kazanoff mit dem Sax mit und gibt den Songs noch mehr 'Retro-Touch'. Beim letzten Titel darf Taylors eingespielte Live-Band The Blues Machine ran, die mit ihren beiden Gitarristen dem Album einen bluesrockigen Abschluss gibt.
Koko Taylor hat ein klares Bekenntnis zum traditionellen Blues der 'Windy City', in der sie seit viereinhalb Jahrzehnten lebt, abgegeben. »Geh raus und zeig's den Leuten«, das ist ihre Devise. Eine Stunde lang ist diese Naturgewalt allerdings schwer auszuhalten, es gibt auch nur einen Slowblues ("Money Is the Name Of The Business"), der dann auch zu den stärksten Titeln zählt. Mehr davon hätte dem Album mit seinen Dampfhammernummern gut getan, die öfters auch etwas zu lang geraten sind. Trotzdem, "Old School" ist ein starkes Stück Blues und sicher auch der Status quo, was den Chicago Blues betrifft. Die nächsten Nominierungen für die einschlägigen Trophäen sind ihr damit sicher. Und sie wird damit auch bei den nächsten Blues Awards absahnen, da bin ich mir sicher!
Tracklist
01:Piece Of Man
02:Gonna Buy Me A Mule
03:Black Rat
04:Money Is the Name Of The Game
05:You Ain't Worth A Good Women
06:Better Watch Your Step
07:Bad Avenue
08:Bad Rooster
09:Don't Go No Further
10:All Your Love
11:Hard Pill To Swallow
12:Young Fashioned Ways
Externe Links: