Paul Thorn / Pimps And Preachers
Pimps And Preachers Spielzeit: 50:58
Medium: CD
Label: Blue Rose Records, 2010
Stil: Roots Music

Review vom 24.08.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Gegensätze ziehen sich an. Oder anders: Gegensätze bringt Paul Thorn auf seinem inzwischen neunten Album vermeintlich unter einen Hut. Das beginnt schon bei dem vom Protagonisten, der bereits als Opener für Mark Knopfler, John Prine und Bonnie Raitt auf der Bühne gestanden hat, selbst gemalten Coverbild. Rechts, unter dem roten Hut, der Zuhälter und mit der blauen Kopfbedeckung sieht man den Prediger, an dessen Seite sich unten klein Paul befindet. Seine beiden Augen sind konzentriert auf die Welt des 'pimp' gerichtet.
Thorn hat bereits ein ziemlich bewegtes Leben hinter sich gebracht, das wenig mit der Musik verknüpft war. Als Boxer hat er auf ganz anderen Brettern hoffentlich immer nur gestanden und mit einer jahrelangen Tätigkeit in einer Möbelfabrik ist er dem Werkstoff Holz treu geblieben. Thorn hatte Plattenveröffentlichungen bei großen Labels und wurde wieder gefeuert. Mit Perpetual Obscurity hat er sich nun eine eigene Firma gegönnt und auch wenn man die beiden erwähnten Welten als antagonistisch ansehen könnte, ist seine Musik dies definitiv.
Durch seine Texte vermittelt Thorn autobiografische Züge, die auf "Pimps And Preachers" durchaus in einem Song konträre Sichtweisen offenbaren. Die Lyrics kann man im schlichten, mit wenigen Bildern versehenen Booklet nachlesen. Allerdings soll jetzt der Fokus auf seine vielfältige Musik gelegt werden.
Bei allen Song-Credits zu den dreizehn Kompositionen steht Thorn immer an erster Stelle. Wenn nicht alleine verantwortlich für das Songwriting, findet sich hinter seinem Namen der von Billy Maddox. Er hat zum Beispiel auch für Billy Ray Cyrus oder Shemekia Copeland komponiert. Außerdem hat Maddox für vorliegende Platte die akustische Gitarre geschultert.
In dem riesigen Becken der Roots-Musik ist Paul Thorn durch alle Qualifikationen in den Endlauf vorgedrungen und schwimmt auf einer der mittleren Bahnen gegen ganz unterschiedliche Konkurrenten.
Zieht man sich den Titelsong rein, geht es musikalisch zu, wie bei einem Mark Selby. Selbstredend hat Thorn eine andere Singstimme, aber das, was die Instrumente, hier besonders die E-Gitarre loslässt, geht schon schwer in die Richtung des Selby-Rocks. Wenn einer so vom staubigen Leder ziehen kann, dann glaubt man kaum, dass "Ray Ann's Shoes" ebenfalls von ihm stammen soll. Thorn bringt eine derart herrliche Ballade mit Country-Flair ans Tageslicht und die strahlt ihre Schönheit nicht nur durch Donnie Carpenters Fiddle aus.
Zieht sich einerseits das gerade angesprochene Genre durch die Kompositionen, muss man andererseits den Blues als ein dickes Nervenbündel und Plattform nennen. Dabei lassen sich diese beiden Stile in einzelnen Tracks noch nicht einmal voneinander trennen. Die funkige Ausrichtung beherrscht man auch noch.
Die Stücke gehen unheimlich gut ins Ohr und sind doch ausgefuchste Nummern mit einer großen Detailverliebtheit. Bei jedem neuen Durchgang entdeckt man andere Feinheiten. Ist es einmal die toll geslidete Gitarre, spielt sich beim nächsten Mal der feine Keyboardsound in die Gehirnwindungen. Okay, eine kraftvoll aufspielende E-Gitarre mit ihren Soli hat der Hörer sehr schnell abgespeichert.
Auf "Pimps And Preachers" herrscht genauso viel Betrieb und Stimmung wie es das Coverbild verdeutlicht. So, wie der Betrachter mit den Personen unterschiedliche Charaktere verbindet, ist auch die Musik.
Paul Thorn ist der Bringer! Er kann mit fantastischen Balladen schmeicheln und mit unterschiedlichen Tempi einen Rocker nach dem anderen raushauen.
Dieses Album ist ein Beispiel dafür, dass man eine CD ohne Probleme vom ersten bis zum letzten Ton durchhören kann, ohne gelangweilt zu werden. Großartige Musik mit einem beträchtlichen Anteil an Gitarren, die den Hörer umgarnen und durch einen tollen Plattensound in Szene gesetzt wurde. Nicht nur Paul Thorn, sondern allen Musikern gehört ein dickes Lob ans Revers geheftet. Den Namen des Künstlers sollte man sich unbedingt merken!
Line-up:
Paul Thorn (vocals, acoustic guitar, electric guitar, shakers, mandolin)
Bill Hinds (electric guitar, acoustic guitar, slide guitar)
Michael Graham (piano, Hammond B3, mandolin, baritone guitar, tambourine)
Kelvin Holly (acoustic guitar, baritone guitar)
Billy Maddox (acoustic guitar)
Donnie Carpenter (fiddle)
Doug Kahan (bass)
Jeffrey Perkins (drums)
Tracklist
01:You're Not The Only One (2:58)
02:Pimps & Preachers (4:09)
03:Tequila Is Good For The Heart (3:40)
04:Love Scar (4:08)
05:Weeds In My Roses (3:05)
06:Better Days Ahead (4:08)
07:Ray Ann's Shoes (4:05)
08:You Might Be Wrong (3:29)
09:Buckskin Jones (4:57)
10:I Hope I'm Doin' This Right (3:28)
11:I Don't Like Half The Folks I Love (4:21)
12:Nona Lisa (3:42)
13:That's Life (4:49)
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