Randi Tytingvåg / Let Go
Let Go Spielzeit: 43:04
Medium: CD
Label: Ozella Music, 2010 (RTM/Mudi, 2006)
Stil: Vokal Kammerjazz

Review vom 01.03.2010


Norbert Neugebauer
Das Geschöpf, das uns da auf dem Cover entgegenblickt, wirkt eher wie ein kleines Mädchen mit seinen großen Augen, dem breiten Mund und dem Bubikopf. Die norwegische Sängerin und Komponistin ist jedoch schon 1978 in Stavanger geboren und blickt nach einer Ausbildung an englischen Kunstschulen auf ihre mittlerweile vierte Veröffentlichung zurück.
Seit 2001 ist sie professionell im Geschäft. "Let Go" wird nicht als jüngste Produktion gelistet, sondern erschien bereits 2006 auf eigenem Label in ihrer Heimat. Nach dem großen Erfolg des 2009 auf Ozella Music erschienenen Albums "Red" sicherte sich Label-Chef Dagobert Böhm nun auch die Wiederveröffentlichungsrechte und ließ "Let Go" dazu vom 'Pauler Acoustics'-Studioleiter Hans-Jörg Maucksch remastern. Ein Aufwand, der sich in jeder Hinsicht gelohnt hat!
Die elf Stücke stammen komplett aus der Feder von Randi Tytingvåg und wurden in der Besetzung Anders Aarum (piano und arrangements), Espen Leite (accordion) und Jens Fossum (double bass) in Oslo eingespielt.
Eine große Stimme (im Sinn von kräftig, voluminös) würde ich der Interpretin nicht unbedingt attestieren; aber WIE sie singt, das ist schon außergewöhnlich. Sie schleicht wie eine Katze durch ihre Songs, variiert, nuanciert und phrasiert innerhalb jedes Tracks. Allerdings ist das auch kein richtiger Vokal-Jazz, sie bleibt eigentlich in der traditionellen, aber sehr betonten und ausgearbeiteten Singweise, damit ist sie auch für 'Normalhörer' im Level.
Ihre Stücke bewegen sich irgendwo zwischen Kammer-Jazz, Nordic Folk, Klezmer, Tango, Cabaret und Singer/Songwriterei. Die Genregrenzen sind fließend, wobei die drei hervorragenden Begleiter alle Stile innerhalb der geschmackvollen Arrangements perfekt umsetzen und sehr atmosphärisch spielen. Eine ganz eigene Kiste, die das Quartett da kreiert. Im remasterten Finish klingt das sehr warm und intim.
Poetisch sind die Texte, die das Mitlesen in dem ansprechend künstlerisch gestalteten Booklet lohnen. Für Randi Tytingvåg sollte man sich für die knappe Dreiviertelstunde eine komplette Auszeit gönnen, zum Berieseln ist ihre Musik zu schade.
Die Norwegerin ist ab 5. März auch auf Tour in unseren Land. Wo und wann steht in unseren Tourterminen!
Tracklist
01:Rat Race
02:Every Day Monsters
03:Let There Be You And Me
04:Ghost
05:War
06:Playful
07:Interlude
08:Between Us
09:So Long
10:Let Go
11:Beautiful
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