Rob Tognoni Band
10.06.2006, Bluesgarage Isernhagen
Bluesgarage
Rob TognoniEigentlich verdanke ich diesen Konzertbesuch einem Irrtum in der Vorankündigung. "Rob Tognoni - Australiens Nummer 1 an der Slidegitarre" stand da in großen Lettern zu lesen. Na gut, Bluesrock from Down Under, und das mit dem Flaschenhals am Finger, das hörte sich doch recht gut an. Zudem hatte die Harzer RockTimes-Fraktion 'Abteilung Bluesrock und Boogie' den Mann von der anderen Seite der Welt noch nicht live auf der Bühne erlebt. Also nichts wie hin und abwarten was auf uns zukommt.
Rob TognoniBei hochsommerlichen Temperaturen trudelten so nach und nach Musikfanatiker aller Altersschichten in der Bluesgarage ein, die auch äußerlich für reichlich Abwechslung sorgten. Angefangen von der bewährten älteren Langhaargruppierung, deren beste Zeiten vor dreißig und mehr Jahren stattfanden (Ach ja, wie war das damals schön!), über Kahlgeschorene und überall mit Tattoos behafteten jüngeren Leuten, bis hin zu Krawattenträgern und Damen im 'kleinen Schwarzen', war tatsächlich alles vertreten. Rob Tognoni spricht mit seiner Musik anscheinend fast alle Bevölkerungsschichten an.
Rob TognoniAuf der Bühne war noch ziemlich viel Platz. Eine minimale Anlage, in der linken Ecke drei Gitarren, mittig die Schießbude und rechts die Bass-PA. Alles recht klein und bescheiden. Wie sollte denn hier der entsprechende Sound mit der benötigten Lautstärke rauskommen? Außerdem fehlte auch Henrys legendärer Teppich, der bisher jedes von mir besuchte Konzert miterlebt hatte. Alles war etwas anders als sonst üblich. Na gut, aber öfter mal was Neues!
Rob TognoniAls Rob Tognoni pünktlich um 22.00 Uhr sein Arbeitsgerät schulterte und loslegte, waren meine Zweifel an der eventuell fehlenden Lautstärke sofort wie weggeblasen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Wie immer direkt vor der Bühne postiert, hatte ich Angst um mein Haupthaar, als der gute Rob die ersten Töne aus seinen Verstärkern ballerte. Knallharter, staubtrockener Boogie knallte mir vom ersten Ton an entgegen und ließ die Grundmauern der 'Bluesgarage' erzittern. Das also war die Musik von Rob Tognoni, mit der er inzwischen seit zwölf Jahren erfolgreich in der ganzen Welt unterwegs ist und auch schon sieben Alben veröffentlicht hat.
Rob TognoniEs dauerte eigentlich nur Sekunden, und der ganze Saal kam in Bewegung. Da war sofort Leben in der Bude und machte ein Stillstehen einfach unmöglich. Der Funke der Band sprang sofort auf das Publikum über. Kein Wunder, denn Rob Tognoni erwies sich als der perfekte Entertainer. Ständig war er in Bewegung. Da ging es im Laufschritt in die Bühnenmitte, kurzer Stop für ein Solo, und sofort wieder im Rückwärtsgang zurück ans Mikrofon. Dieser Gig war bei der Hitze wahre Schwerstarbeit für den Australier, und schon nach wenigen Minuten zeigte ein vollkommen durchgeschwitztes Shirt die Spuren dieser Anstrengungen.
Rob TognoniDas konnte einen Rob Tognoni jedoch in keinster Weise belasten. Gut gelaunt bedankte er sich nach jedem Song freundlich beim Publikum und reagierte auch auf die zahlreichen Anfeuerungsrufe mit einem breiten Grinsen. Der ganzen Truppe konnte man die unbändige Spielfreude in jeder Minute förmlich ansehen. Da vermöbelte der hünenhafte Drummer Christian Schoebben seine Trommeln und Becken nach Strich und Faden und freute sich jedes Mal tierisch über den immer wieder aufbrandenden Zwischenapplaus.
Rob TognoniUnterstützt wurde er von Adam Maruszscyk, der, wenn ich das richtig mitbekommen habe, zum ersten Mal zusammen mit der Band auf der Bühne stand. Der bullige Bassmann ließ die Balken mit seinem Tieftöner förmlich erzittern. Es sah schon richtig gut aus, wie er es fertigbrachte, sich auf Rob Tognoni zu konzentrieren und gleichzeitig seine Unterlagen für diesen Gig zu studieren. Trotzdem schien mir das Zusammenspiel der Drei hervorragend zu klappen. Keine Ahnung, wie das Alles so funktionieren kann. Das werde ich als Nichtmusiker wohl nie verstehen. Muss ich aber auch nicht, Hauptsache die Sache klingt ordentlich.
Rob TognoniIn diesem Set brachte die Rob Tognoni Band natürlich etliche Songs vom neuen Longplayer The Ironyard. Es gab aber auch einige Coverversionen (unter anderem von AC/DC(!), Tony Joe White, John Lee Hooker und Jimi Hendrix). Dabei ging natürlich "Hey Joe" (auch auf der aktuellen CD vertreten) besonders ins Ohr. Klasse, wie Rob hier die Wah Wah-Einlagen einfach so aus dem Ärmel schüttelte. Ich kann kaum noch zählen, wie oft ich diesen Titel in der letzten Zeit von anderen Musikern gehört habe. Jimi hätte bestimmt seine helle Freude daran, und Herr Tognoni interpretierte den Song wahrlich nicht schlecht.
Rob TognoniIn schöner Regelmäßigkeit baute sich Rob Tognoni während des Auftritts direkt vor mir am Bühnenrand auf und demonstrierte mir so in eindrucksvoller Weise, wie ein Könner seine Gitarre richtig traktiert. Das ist wirklich immer wieder beeindruckend für mich, den Musikern beim Spiel so nahe zu sein. So verging die Zeit wie im Fluge, und noch fehlte der ausgedehnte und stürmisch geforderte Zugabenteil. Bestehend aus einer ganz großartigen Fassung von "Redhouse", bekannt vor allem durch Jimi Hendrix, und dem "Roadhause Blues" von Jim Morrison und seinen Kollegen von den Doors. Hier baute Rob jede Menge musikalische Spielereien ein, in dem er fast übermütig den Cream-Hit "Sunshine Of Your Love" oder auch Deep Purples "Black Night" einfließen ließ.
Rob TognoniAls die Band dann wieder zum Grundthema zurückkehrte, waren 150 sehr kurzweilige Minuten vergangen. Nur ganz vereinzelt wurde das enorme Tempo der einzelnen Boogie-Titel mal durch einen Slow-Blues oder etwas Ähnlichem herausgenommen. Die meiste Zeit aber gab es nur Druck nach vorne, ohne jemals chaotisch zu wirken. An diesem Abend werden sowohl die Musiker als auch das Publikum jede Menge Kalorien verbrannt haben bei: Rob Tognoni, dem "besten Slidegitarristen Australiens", der keinen einzigen Bottleneck Ton von sich gab.


Rob Tognoni Band - In Concert 2006, 10.06.2006, Bluesgarage Isernhagen
Jürgen Bauerochse, 19.06.2006