Am 09. März 2016 feierte der aus der englischen Grafschaft Essex stammende Künstler seinen einundsiebzigsten Geburtstag. Andere Personen haben ihre Arbeitswelt zu diesem Zeitpunkt schon mehr oder weniger lange hinter sich gelassen. Rente oder Ruhestand sind für den Engländer wohl kein Thema, denn er veröffentlicht immer noch fleißig Platten.
Nur zwei Monate nach seinem Geburtstag gab es "Where You Are Going To" zu kaufen. Robin Trower hatte dafür alle Hände voll zu tun, denn er zupfte für vorliegendes Album auch den Bass und hat gesungen. Bassen kann er, allerdings könnte man das Feld der tiefen Töne auch anderen Personen überlassen. So war in der Vergangenheit die Zusammenarbeit mit dem Cream-Bassist Jack Bruce durchaus erfolgreich.
Robin Trower befindet sich viel eher im Unruhestand. Über seine besonderen Qualitäten auf der Gitarre braucht man keine Worte mehr zu verlieren. Allerdings muss man, den beinharten Fan mal ausgenommen, auch anmerken, dass der Stern des Musikers über die Zeit seiner schon beeindruckenden Karriere nicht immer so glänzend strahlte. Die musikalische Verwandtschaft zu Jimi Hendrix hatte ihm geholfen, die Stufen des Erfolgs-Podestes zu besteigen. Eine Rückkehr zu Procol Harum Anfang der Neunzigerjahre und die Arbeit als Gitarrist für Bryan Ferry sollte damals dafür sorgen, dass der Kühlschrank gefüllt wurde.
2016 steht Robin Trower über den Dingen, will immer noch neue Fans erreichen, damit die sich dann mit dem Backkatalog seiner Veröffentlichungen beschäftigen und weitere, bestimmt gute oder sehr gute Platten in ihrer Sammlung haben.
"Where You Are Going To" pendelt so zwischen gut und sehr gut. Hallo, über solche Beurteilungen kann man sich freuen. Die zehn Songs kommen nicht aus der kreativen Schattenwelt eines Robin Trower.
Dieses Album ist, auch wenn sich der Künstler nicht neu erfindet oder nach einer neuen Identität sucht, überzeugend. Die Kombination aus Funk und Blues ist sehr gut herausgearbeitet worden und die beiden Songs "The Fruits Of Your Desire" sowie "Delusion Sweet Delusion" haben diesbezüglich ein Alleinstellungsmerkmal. Im erstgenannten Track ist der Funk von der härteren Gangart und der Rausschmeißer bringt in gut dreieinhalb Minuten auch durch den Bass eine besondere Note ins Spiel. Hier sind die Gitarrenvariationen noch einen Tick besser als in "The Fruits Of Your Desire", weil Robin Trower einige Tropfen Psychedelic, die sich auch an anderen Stellen der CD befinden, in die Stimmung träufelt.
Auf eine spezielle Art werden "We Will Be Together Someday" und "I'm Holding On To You" zu Highlights, denn beide Lieder sind »[...] dedicated to the memory of my late wife. [...]« Bei "We Will Be Together Someday" taucht der Musiker tief in den Slow Blues ein und bei gar nicht so viel Text ist es sein tolles Gitarrenspiel, was dem Hörer eine Gänsehaut wachsen lässt. Herrlich! Dieses Stück gehört definitiv zu den Wiederholungstätern der Scheibe. Kann "I'm Holding On To You" da mithalten? Mit fast fünf Minuten von der Spielzeit her ziemlich identisch, bringt diese Eigenkomposition etwas mehr Tempo mit, Schlagzeuger Chris Taggart ist präsenter und Robin Trower gibt seinen Soli etwas mehr Fahrt mit auf den Weg. Nichtsdestotrotz sind beide Nummern Highlights der CD.
Um solche Songs auf die Reihe zu bekommen, müssen viele junge Blues-Musiker verdammt lange stricken oder sie haben den Zwölftakter einfach schon im Blut. Aber davon gibt es wahrlich nicht so viele Künstler. Der Engländer zeigt dem Nachwuchs, wie es gehen muss.
Von Ruhestand keine Spur. Robin Trower setzt quasi den Erfolg von "Something's About To Change" fort und in den eigenen vier Wänden laufen "We Will Be Together Someday" und "Delusion Sweet Delusion" zum x-ten Mal.
Line-up:
Robin Trower (guitars, bass, vocals)
Chris Taggart (drums)
Tracklist |
01:When Will The Next Blow Fall
02:Where You Are Going To
03:Back Where You Belong
04:Jigsaw
05:The Fruits Of Our Desire
06:We Will Be Together Someday
07:Ain't No Use To Worry
08:In Too Deep
09:I'm Holding On To You
10:Delusion Sweet Delusion
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