Robinson Treacher / Porches
Porches Spielzeit: 35:33
Medium: CD
Label: Sojourn Records, 2013
Stil: Singer/Songwriter, Roots

Review vom 31.07.2014


Markus Kerren
Wie es klingt, wenn man typische Nashville- und New York City-Einflüsse zusammenschmeißt, wäre noch die so ziemlich einfachste Frage, wenn es um die Songs von Robinson Treacher geht. Dabei ist die Musik des City-Pendlers überhaupt nicht kompliziert, sondern einfach nur prallgefüllt mit Country, Blues, Folk, Rock und Rhythm'n'Blues. Man kann es sich natürlich auch einfach machen und dem Ganzen den Stempel Americana verpassen, was dem Mann, der außer seiner Solokarriere noch einige Bands am Laufen hat, aber nicht wirklich gerecht werden würde.
Bereits die erste Nummer dieser Scheibe ist eine Überraschung. "Hopali" besteht nämlich aus nichts anderem als Fußstampfen, klatschenden Händen und - was sofort hellhörig werden lässt - Treachers total geiler Stimme. Genau diese ist es dann auch, die sein (nach "Chrome", 2010) zweites Soloalbum von einem guten zu einem sehr guten transportiert. Sehr runtergestrippt - man könnte auch unplugged sagen - präsentieren sich die insgesamt elf Tracks, die gesanglich doch deutlich von Koryphäen wie etwa Otis Redding und Sam Cooke beeinflusst sind. Witzigerweise erinnert der Amerikaner immer wieder mal auch an den Schotten Frankie Miller, der aber natürlich ebenfalls stark von den beiden oben genannten Vokalisten geprägt war.
Bereits mit den Songs "Good Mind To Keep You (If You'll Stay) und "One More Soul" beweist der Mann dann, dass er lediglich eine Akustikgitarre und seine Stimme benötigt, um den Hörer in seinen Bann zu ziehen. Eine Tatsache, die sich durch die gesamte Scheibe zieht. Robinson Treachers Stimme ist kratzig und trotzdem sehr kräftig, angegriffen (oder wahlweise auch gestärkt) von dem einen oder anderen Whiskey und wahrscheinlich noch viel mehr Nikotin. Dieser Aspekt in Verbindung mit einem sehr souligen Ausdruck ergibt dann diese unwiderstehliche Mischung, mit der er seine Zuhörer (bzw. zumindest mich) in seinen Bann zieht.
Bei einigen der Songs scheint es zwar hier und da mal kritisch zu werden, nicht über die Klippe in einen Schmalztopf zu fallen, aber Treacher reißt das Steuer immer wieder (wie es nur die wirklich Guten können) rechtzeitig rum und bleibt sich treu. Darüber hinaus ist das Songwriting sehr gut ausgefallen, wirft gleich mehrfach echte Ohrwürmer ab und wirkt nie langweilig. Wenn der Protagonist in einer seiner Bands genau so gute Musiker an Bord hat, wie es die Black Crowes sind, könnte hier eine echte Konkurrenz für die Brüder Robinson am Start sein.
Für den Song "Gone Baby Gone" war Anna Perkins für die Lead Vocals zu Gast und lieferte ebenfalls einen großartigen Job für diese melancholische Ballade ab. Richtig großen Spaß macht auch das Instrumental "Blind Man's Blues", das von der Machart etwas an Zeppelins "Bron-Yr-Aur" erinnert, aber seine ganz eigene Melodie hat. Herrlich! Zum Abschluss erklingt dann noch die schöne Ballade "I Know You Love Me". Und wenn das Stück auch nicht das beste dieses Albums ist, so ist es dennoch ein sehr gelungener Abschluss.
So ziehen die fünfunddreißigeinhalb Minuten ins Land und ich bin jedesmal überrascht, dass die Scheibe schon wieder ihr Ende gefunden hat. "Porches" ist ein sehr starkes, souliges und mit extrem gutem Gesang versehenes Akustikalbum geworden, vor dem man nur den Hut ziehen kann. Aufgenommen wurde übrigens schon im letzten Jahr, sodass man sich fast schon Hoffnung auf einen baldigen Nachfolger machen kann.
Akustische Roots-Musik mit einem bärenstarken Sänger. Zuschlagen!
Line-up:
Robinson Treacher (guitars, keyboards, some percussion, lead vocals)
Adam Roberts (upright bass)
Mark Ambrosino (drums & percussion)
Todd Livingston (resonator guitar)
Anna Perkins (vocals - #7)
Tracklist
01:Hopali
02:Good Mind To Keep You (If You'll Stay)
03:One More Soul
04:Long Day, Good Night
05:This Ain't Life
06:If I Need A Woman
07:Gone Baby Gone
08:Can't Call You Again
09:Blind Man's Blues
10:Wishin'
11:I Know You Love Me
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