Sean Taylor / Corrugations
Corrugations Spielzeit: 54:01
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2006
Stil: Acoustic Blues

Review vom 28.05.2007


Joachim 'Joe' Brookes
Was kommt denn da aus Kilburn, einem nördlichen Ortsteil der Metropole London, auf den Tisch des Hauses?
24 Jahre jung und spielt den Blues als wäre alles ein Kinderspiel.
Seit dem Jahr 2001 hat er in England schon über 400 Gigs, bei denen er singt, sowie Gitarre und Harp spielt, hinter sich gebracht. Alle Achtung!
Auf "Corrugations", dem ersten Album von Sean Taylor, spielt er diverse elektrische und akustische Gitarren, Piano, Keyboards und verschiedene Trommeln.
Eher bluesuntypisch beginnt das Album mit einem Piano-Instrumental. Schon beim ersten Hören öffnete sich die Schublade mit Erinnerungen an so manchen tollen Urlaub in Englands Süden. Perfekt spiegelt der Song "Corrugations" die Stimmung an der Küste wider: Ein laues Abendlüftchen, untergehende Sonne, lange Schatten, Ruhe. Eine Traumhafte Stimmung, die Taylor hier erzeugt. Gleich noch mal. Diese fast fünf Minuten sind es doch schon.
Erinnerungen: Ja, ein Christian Willisohn kann am Piano ebenfalls solche Stimmungen erzeugen.
Im folgenden Track geht es dann mit Taylors Blues los.
Was der in "Jacques Derrida Blues" mit seiner unermüdlichen Gitarrenarbeit veranstaltet, ist die Hölle.
Das hat die Klasse eines J.J. Cale, den man katalytisch auf Touren gebracht hat.
Dieser junge Kerl bringt einen noch um den Verstand, auch wenn er, wie in "Overdose", mittels Overdubbing gleichzeitig an mehreren Instrumenten zu hören ist.
Sean Taylor ist ein Original, so wie er sich auf diesem Album präsentiert. Gut, nein, sehr gut kann man sich vorstellen, wie dieses Talent live rüberkommt.
"Corrugations" ist ein Einmann-Produkt von Anfang bis Ende: »all songs written, performed and recorded by Sean Taylor«.
Nach dem folk-bluesigen "Overdose", werden wir in "Vultures" mit einem verdammt rhythmischen, stellenweise saumäßig groovenden Blues konfrontiert, der einem die Freudentränen in die Augen treibt.
Sean Taylors Blues hat diesen infizierenden Virus, der einen ständig am Lautstärkeregler der Anlage rumfingern lässt.
"When The Stars Burn" ist verträumte Pianomusik mit ganz dezenten Keyboards im Hintergrund, und mit seiner sympathischen Stimme entdeckt man ein weiteres Talent beim Allround-Künstler Taylor.
Der Mann zelebriert seine Gitarren-Musik als wäre er ein moderner Robert Johnson oder Skip James.
"Departure" ist dann eher Singer/Songwriter-Stoff mit Harp-Einlagen, und wenn er in "Ashes To Ashes" nur durch wenige Pianotöne zu überzeugen weiß, dann heißt das was. Mit wenigen Effekten gibt die Gitarre dem Track Würze und gleichzeitig Zauber.
Das instrumentale "Amazon", im Gegensatz zum Opener Gitarre pur, könnte man als Einleitung zum letzten Track sehen, denn schon hier setzt er klangliche Akzente, die im 11-minütigen "The Song" ihre Fortsetzung finden. Taylor transportiert einen so etwas von atmosphärisch dichten Track an die Lauscher, dass einem ein Schauer nach dem anderen den Rücken hinunterfließt. Er legt mehrere Gitarrenspuren übereinander, die sich stellenweise selbst überholen und mit zum Teil Wahnsinnsgeschwindigkeit 'hin und her wandern'.
Mit der Dobro gespielter Down Home-Blues ist das kurze, aber intensive "Prayer". Riffs, Fingerpicking, Slide: Freude pur, liebe Leser.
"Corrugations" hinterlässt sichtliche Spuren beim Hörer. Ihm gehört momentan die uneingeschränkte Aufmerksamkeit!
Welch ein Talent, dieser Sean Taylor!
Immer und immer wieder kann man sich dieses Album anhören. Ermüdungserscheinungen sind Fehlanzeige. Mit spielerischer Leichtigkeit hat der Londoner ein beeindruckendes Werk eingespielt, wofür man vielleicht schon ein wenig 'abgedreht' sein muss.
Tracklist
01:Corrugations (4:48)
02:Jacques Derrida Blues (4:34)
03:Overdose (5:30)
04:Vultures (5:30)
05:When The Stars Burn (4:16)
06:Amazon (7:11)
07:Departure (2:58)
08:Ashes To Ashes (2:07)
09:The Devil's Black Hat (4:02)
10:Prayer (2:43)
11:The Song (11:01)
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