Sean Taylor / Love Against Death
Love Against Death Spielzeit: 40:18
Medium: CD
Label: SGO Music, 2012
Stil: Singer/Songwriter


Review vom 18.07.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Schritt für Schritt... der Londoner Singer/Songwriter Sean Taylor wird immer besser. Beim Vorgänger hatte er sich schon mit so einigen hervorragenden Musikern zusammengetan. Bei seinem mittlerweile fünften Album mit dem Titel "Love Against Death" ist es nicht anders. Für die Aufnahmen zog es der Engländer nach Amerika, genauer Austin, Texas, in die Congress House Studios. Kein Geringer als Mark Hallman (Ray Bonneville, Ani DiFranco, Ray Wylie Hubbard, Carole King, Lyle Lovett, Iain Matthews, Stevie Ray Vaughan) ist Taylors kongenialer Partner auf vorliegender Platte. Hallman hat auch produziert, gemixt sowie gemastert und wenn die Rede von ihm ist, dann ist Eliza Gilkyson (oft) in der Nähe. Sie singt auf zwei Tracks. Pedal Steel-Gitarrist Kim Deschamps (Fred Eaglesmith, Blue Rodeo Blue Rodeo, Walt Wilkins) sowie Warren Hood (Violine) sind ebenfalls zweimal mit von der Partie.
Nicht erst bei dieser Scheibe zeigt sich der Singer/Songwriter auch als Protestler und kritischer Beobachter des Weltgeschehens. Unter anderem geht es bei den "Love Against Death"-Songs um die Sparpolitik, Geldgier, Ungleichheit, Drogenabhängigkeit, Streiks und Ungerechtigkeit. Die Vernetzung mit der Literatur im Allgemeinen ist ebenfalls offensichtlich ("Les Fleurs Du Mal").
Es mag Leute geben, die in manchen Dingen nicht mit Taylors Meinungen konform gehen, aber was die musikalische Verpackung der Themen betrifft, wird er viele Anhänger finden. Aus meiner Sicht hat Sean Taylor schon mit den vorher veröffentlichten Platten das Beste aus seinem Talent gemacht und mit "Love Against Death" gehört er zur Meisterklasse der europäischen Singer/Songwriter.
Taylor hat den Blues, den Folk und im Country-Milieu fühlt er sich ebenfalls zuhause. Er hatte schon von Beginn an seinen eigenen Stil und der Weg über den großen Teich lohnte sich insofern, als die Nummern effektiv sind und Wirkung zeigen. Darüber hinaus verfügen die Tracks über eine verblüffende Selbstverständlichkeit. Taylor ist ein effizienter Songwriter, der seine Anliegen immer noch mit einer sehr ausdrucksstarken Stimme rüberbringt. Wenn man sich mit der Musik des Mannes beschäftigt hat, dürfte es kein Problem sein, ihn aus zig anderen Sängern herauszuhören. Sein Gesang ist allerdings nur eines seiner Markenzeichen. Als Musiker ist er an der Gitarre, Mundharmonika oder diversen Tasteninstrumenten gleich stark.
Sean Taylor hat auf vorliegender Scheibe abermals eine wunderschöne Balance zwischen Uptempo-Stücken und melancholischen Balladen gefunden. Das Album ist eine wahre Fundgrube an Hörvergnügen. Auch wenn es im Country-Genre flott zugeht ist "Ballad Of A Happy Man" eine fesselnde Allianz zwischen Mark Hallman am Akkordeon sowie Violinist Warren Hood. Hier hält sich der Protagonist zugunsten der anderen beiden Künstler mit seiner Gitarre sogar im begleitenden Hintergrund. Hood hören wir im sentimentalen Schlussakkord der Platte abermals. Mit Eliza Gilkyson als Duett-Partnerin und darüber hinaus nur noch Pianobegleitung ist "Hymn" eher die zurückhaltende Art hymnisch zu sein. Nichtsdestotrotz geht die Komposition unter die Haut.
Bezüglich Taylors Loblied auf seinen Wohnort im Norden Londons ist er genauso glaubhaft, wie in allen anderen Stücken auch. "Kilburn" ist typischer Taylor-Blues mit einem tollen Sechssaiter-Solo. Bezogen auf seinen Texte darf man den Künstler durchaus als einen Lyriker bezeichnen, besonders wenn es um ein Lied mit dem Titel "Cassady" geht. Das Stück ist seine persönliche Verneinung vor Neal Cassady. Taylor wird in diesem sehr nachdenklichen Track von dem hervorragenden Kim Deschamps an der Pedal Steel begleitet.
Etwas ganz Besonderes sind die Songs, in denen Taylor von seinem musikalischen Bruder Mark Hallman an der Hammond begleitet wird. Die mit besonderen Klängen versehene E-Gitarre des Engländers steht im Kontrast zu den Orgel-Sounds und genau daraus erzielt das Stück seine Spannung. Mit einem tollen Groove versehen ist dieses Lied mein Highlight der CD.
Sean Taylor reiste für "Love Against Death" nach Austin und hat es wieder gemacht. Dieses Album ist anders als "Walk With Me" und trotzdem hat es der musikalische Querdenker geschafft, abermals ein brillantes Album zu veröffentlichen. Für mich sind die Fußabdrücke des unvergessenen
John Martyn für Sean Taylor nicht mehr zu groß.
Line-up:
Sean Taylor (vocals, guitars, harmonica, piano, electric piano, organ)

The Musicians:
Mark Hallman (bass, drums, accordion, piano, Wurlitzer, Hammond organ, backing vocals)
Eliza Gilkyson (shared vocals, backing vocals)
Kim Deschamps (pedal steel - #5,8)
Warren Hood (violin)
Tracklist
01:Stand Up (4:07)
02:Kilburn (4:36)
03:Absinthe Moon (3:12)
04:Western Intervention (4:01)
05:Cassady (3:28)
06:Sixteen Tons (3:40)
07:Ballad Of A Happy Man (4:13)
08:Raglan Road (4:31)
09:Heaven (4:46)
10:Coal Not Dole (4:32)
11:Les Fleurs Du Mal (4:36)
12:Hymn (2:37)
(all songs written by Sean Taylor except #6 written by Merle Travis, #8 words by Patrick Kavnangh, Trad. arr. By Sean Taylor)
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