Da schreiten Mönche in ihren Kapuzenkutten durch die Klostergänge und haben nur ein Ziel. Ab in die Kapelle, denn dort findet die ultimative musikalische Messe von Tankdriver statt. Neben dem nicht ausreichenden Kerzenschein wird das vor dem Altar positionierte Quartett zusätzlich von violettem Licht eingedeckt.
So etwas kann man zum Beginn des Openers "Rise And Fall Of The Unholy Son" assoziieren. Zu endlos tiefergelegten Riffs, die aus der Kinderstube von Black Sabbath stammen könnten, klingt Mr. Crowleys Stimme growlig-bedrohlich. Chris Börner ist mit klasse Gitarrensoli zur Stelle. Die Rhythmusabteilung sorgt für die entsprechend heftigen Beats und tiefen Töne. Das Album "Fading Face" fängt fulminant an und auch für die folgenden Nummern lohnt sich der Kirchgang definitiv.
Die 2008 von Bassist Devil Boy formierte Combo kennt mit ihrem heftig-harten Ambiente nur wenige Kompromisse. So ist das nach dem donnernden "Green Goddess" folgende "We Could Have Been Immortalized" eine dieser genüsslichen Ausnahmen des Doom Rocks. Für gerade mal zwei Minuten hat man die akustische Gitarre geschultert. Die macht den besonderen, minneartigen Kontrapunkt gegenüber der messerscharf riffenden E-Gitarre aus. Sie schraubt sich geschickt in den von Wolken verhangenen Himmel. Dieses leider zu kurze Instrumental lockert die Tankdriver-Szenerie ungemein auf.
Mehr davon ... bekommt man auch, wenn das zeitlich deutlich ausführlichere "He Got The Birthmark" an der Reihe ist. Hammer, diese akustische Gitarre ist das Evangelium der gesamten Scheibe. So etwas hört man auf einer sich vornehmlich mit dem Doom Rock beschäftigenden Platte echt selten. Ob die Musiker es lesen wollen oder nicht ... irgendwie hat man sich auch mit Pink Floyd beschäftigt. Die Band hat doch nicht nur ein gehärtetes Herz für die Dampfhammer-Musik. Klasse!
Im August 2008 erscheint die erste Demoscheibe mit vier Songs und gleich zu Beginn des folgenden Jahres schob die Band-Schmiede ein weiteres Demo nach. Bis zu dem auf vorliegender Platte zu hörenden Line-up gab es einige Umbesetzungen.
Die Leadgitarre ist durchweg bemerkenswert gut unterwegs. Die doomige Grundrichtung wird ganz allgemein durch hörenswerte Stoner Rock-Elemente bereichert. Da kann man nicht meckern ... Tankdriver beeindruckt durch gutes Songwriting und versteht es, die Tracks mit einem Touch Melodie sowie Rhythmuswechseln zu garnieren.
Insgesamt kann man, auch unter dem Gesichtspunkt, dass das offizielle Ende (wie auf der Verpackung angegeben) mit "Jesse James" ein echter Hinhörer ist, der Combo ein Lob verpassen. Verwundert schaut man, wenn diverse Player immer dreiundzwanzig Titel anzeigen. Allerdings stellt sich dann schnell heraus, dass die Titel acht bis zweiundzwanzig immer vier- bis fünf Sekunden Stille bilden.
Dann kommt aber doch noch was. Achtung! Tankdriver wird psychedelisch-experimentell, wenn noch ein fünfminütiges verstecktes Stück präsentiert wird. Da agiert die Gruppe plötzlich weit über den Wolken, im stillen Raum außerhalb unserer Atmosphäre, dort, wo sich auch das Øresund Space Collective phasenweise tummelt. Wer hätte das gedacht? Mit den beiden Songs "He Got The Birthmark" sowie "We Could Have Been Immortalized" und dem dann ultimativ letzten Track befestigt die Band neben dem Doom-Beton völlig andere Pflöcke in viel weicheren Boden.
Insgesamt ist Tankdrivers "Fading Face" eine interessante Platte geworden. Unter Berücksichtigung der künstlichen Pause muss allerdings die doch relativ kurze Gesamtspielzeit kritisiert werden. Davon werden sich Tankdriver-Fans natürlich nicht blenden lassen. Es sollte aber erwähnt werden.
Line-up:
Mr. Crowley (vocals, rhythm guitar)
Chris Börner (lead guitar)
Devil Boy (bass)
Nico Driver (drums)
Tracklist |
01:Rise And Fall Of The Unholy Son (5:28)
02:Green Goddess (3:50)
03:We Could Have Been Immortalized (2:03)
04:Fading Face (5:33)
05:The Grey Havens (4:27)
06:He Got The Birthmark (4:49)
07:Jesse James (4:35)
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