Taras Bul'Ba / Incisione
Incisione Spielzeit: 26:18
Medium: CD
Label: Wallace Records, 2005
Stil: Alternative Rock

Review vom 24.11.2007


Ulli Heiser
Acht Tracks in weniger als einer halben Stunde. Das ist normalerweise nicht meine Baustelle und ich blicke etwas skeptisch auf die Player-Anzeige. Klar, es gibt Kollegen die meinen, was eine Band in drei Minuten nicht sagen kann, schafft sie auch in fünfzehn nicht. Mir jedenfalls ist ein (Pfälzer) Schoppen lieber als ein Stuppy. Die RockTimer, die auf die harten Knüppelkumpel stehen, kennen die kurzen Spielzeiten ihrer Pappenheimer auch, aber um derlei Musik kann es sich bei den Italienern Taras Bul'Ba nicht handeln, weil die Scheibe dann nämlich nicht bei mir gelandet wäre.
Vor nunmehr elf Jahren war Grundsteinlegung der Band, die laut Info als Instrumentalprojekt und Mischung zwischen Big Black und Einstürzende Neubauten begannen.
Instrumental kann man die Musik auch heute noch bezeichnen, denn die eingesprengselten Wortfetzen zählen nicht wirklich als Gesang. Überrascht hat mich allerdings, dass die Azzuri dies auch in Russisch tun ("Der Golem").
Beckenhiebe und ein fast kollabierender und abgrundtief grollender (Kontra)Bass starten den "Morder (unter uns)" und dann höre ich es: Stimmfetzen auf deutsch aus einem Film und ja, die Truppe arbeitet auch mit Loops und eingestreuten Audio-Filmsequenzen. Das erklärt den oben erwähnten russischen Text. Zum Mörderbass gesellt sich ein Wah Wah-Ritt der Gitarre sowie forciertes Drumming und ein Blick auf den Player zeigt mir, dass längst "Miyuki" läuft. Ist aber auch so eine Sache, mit den kurzen Spielzeiten. Interessant ist, wie die Technik es schafft, die Stimmen weit weg vom Lautsprecherstandort wie aus dem Nichts an die Ohren zu produzieren.
Drums und Bass sind bisher eindeutig federführend und die Gitarre markiert das sogenannte i-Tüpfelchen. Das macht sie in "Hari" perfekt, indem sie weltfremde Linien zieht und völlig neue Klangverbindungen eingeht. So kannte ich die klassische Besetzung aus Gitarre, Bass und Drums noch nicht. Psychedelisch kommen die sechs Saiten in "Imothep" und huch, es ist ja bereits die fünfte Nummer. Lässt man die Playeranzeige außer acht, dann kann man das komplette Album als One-Track sehen und damit ist die Spielzeit auch für mich passend *g*.
Es hat schon was, wie hier (anscheinend auch repetativ) gearbeitet wird und unter dem allgegenwärtigen Bassmantel eine stets spannende und brodelnde Atmosphäre den Hörer in den Bann zieht. Sind nun die Sprachsequenzen um das Instrumentale gelegt, oder umgekehrt?
Im Ergebnis ist das egal, es wirkt. Fast hypnotisch möchte ich sagen und hat man sich erst mal an die unorthodoxe Spielweise dieses Rocktrios gewöhnt, erliegt man schnell der Faszination. Brachial zum einen und auf der anderen Seite einen unheimlichen Drive verbreitend, prügeln sich Drums und Bass durch die halbe Stunde. Alles verfeinert durch Gitarre und Sprechsamples. Das hat was, meine Herren.
Line-up:
Andrea S. (guitar)
Roberto S. (drums)
Roberto C. (bass)

Gast:
Nigè (contra bass - #1)
Tracklist
01:Morder (unter uns)
02:Miyuki
03:Hari
04:Congo
05:Imothep
06:Mrs Mary St Aubin
07:Solyaristika
08:Der Golem
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