Bands aus fernen Landen haben bei uns immer einen Exotenstatus und wecken auch mein Interesse, insbesondere wenn es sich um ausgefallene, progressive Sounds handelt.
Taurus ist nämlich das Projekt des chilenischen Multiinstrumentalisten
Claudio Momberg, der hauptberuflich in folgenden Progbands tätig ist:
Subterra,
Seti,
Entrance sowie der
Marillion-Tributeband
Fugazi. Da das aber alles nicht genug ist, wurde es dem Herrn
Momberg Ende 2009 etwas langweilig und da er gerade keine Gastmusiker greifbar hatte, spielte er kurzerhand das Album "Opus 1 - Dimensions" als klassische Komposition im Alleingang ein. Wenn's sonst nichts ist ...
Das Album ist ganz im orchestralen Sinne in vier Sätze (Movements) unterteilt und die Namen dahinter geben schon etwas von der zu erwartenden Musik preis. "Movement I - Air" startet auch sogleich mit einem Cello-Motiv, Keyboards, Geigen und ein Kontrabass kommen hinzu und bestimmen auch den weiteren Verlauf der 24-minütigen, klassischen Komposition. Erinnerungen an
Mike Oldfields "Tubular Bells" werden wach, nur eben orchestraler, klassischer und vielleicht auch ein wenig bombastischer.
Der zweite Satz ("Movement II - Structures") geht mehr in Richtung Rock, jedoch nicht ohne das Orchester aus den Augen bzw. Ohren zu verlieren. Hier gibt es Annäherungen zu
The Enid, die anno 2010 mit
Journey's End ihr Meisterwerk vorlegten. Im dritten Stück ("Movement III - Solids") vermag ich bisweilen eine Variante von '
Porcupine Tree meets
Philharmonic Orchestra' zu hören - hier hat
Claudio Momberg die optimale Mischung von Klassik und progressiven Rockelementen gefunden.
Die letzte Komposition wird bestimmt vom Thema einer zwölfsaitigen, akustischen Gitarre, die sich durch das komplette neunminütige Stück zieht. Dadurch wird in manchen Passagen eine 'spanische Stimmung' produziert, was wohl der südamerikanischen Herkunft geschuldet ist. In diesem Stück hat das Orchester, das laut Booklet ja auch von
Claudio Momberg arrangiert wurde, einmal Pause. Schade eigentlich, denn ein bombastisches Finale hätte dem Album gut gestanden. Denn von pseudo-klassischer Berieselungsmusik oder "Music for Wellness" ist dieses musikalische Kleinod meilenweit entfernt.
Musikfans, die progressive Klänge, plus der Zugabe eines kompletten Orchesters antesten möchten, sollten sich diesen anspruchsvollen Output auf jeden Fall zulegen. Dass die kompletten Instrumente von einer einzigen Person eingespielt wurden, macht dazu noch im Nachhinein sprachlos!