Ein geheimnisvoll anmutender Albumtitel, eine botschaftsfreie schlichte Cover-Grafik und deren musikalische Gestalter, die in der Geburtsstätte der großen Patti Smith ihre kreative Schmiedestätte errichtet haben, wälzt sich verheißungsvoll auf des Rezensenten Schreibtisch, und lässt auf hübsche spannende Kreationen handgemachter Melodien hoffen.
Müsste man eine Klassifizierung wählen, um die Musik von The Tea Club zu umschreiben, wäre effizient wohl am ehesten der Mantel, welcher deren psychedelisch angehauchten New Art-Rock umhüllen dürfte, eine eben dieser elektrisierenden Mixturen aus dichtem Sound und Transparenz.
Unsere Welt erscheint etwas zu beengt, um all diese Gedanken vor uns auszubreiten, die dabei mitunter als musikalisches Format mit einigem ornamentalen Selbstzweck debütiert, und die Pupillen für so manchen Genrepropheten erweitern sollte.
Die drei Freunde aus Deptford, New Jersey vermeiden es, sich instrumental allzu
enthusiastischen Überschwänglichkeiten oder gar halsbrecherischen Konstrukten hinzugeben, reflektieren hingegen, mit hinreichend melodiösem Talent und souveränen Gesangs-Harmonien, ihren durchaus kompositorischen Genius.
Die Protagonisten vermählen ihre stimmlich Beatles'ken Qualitäten mit polyrhythmischen Crimson'schen Abstraktionen und der ungestümen Wildheit britischen Punks, ohne jemals den Faden für eine geschliffene Melodie aus den Fokus zu verlieren.
Die neun Songs sind beseelt von kantigen Rhythmen und polierten, akustischen Momenten,
bemühen sich redlich, nicht in musikalischer Vollkommenheit bzw. instrumentaler Schaumschlägerei zu entgleiten und mit ihrem körnigen, alternativen Sound dem Ganzen dennoch Körperlichkeit anzugedeihen.
Die Brüder Patrick und Dan McGowan nebst Kyle Minnick haben mit ihrem ersten vollwertigen Silberling eine durchweg hörbare Wundertüte gebastelt, welche sich zu gern in musikalische Gefolgschaft Fripp'scher Prog-Ungetüme und psychedelischer Etüde begeben, und die jederzeit nachvollziehbaren knackigen Arrangements zur Chefsache erklären.
Das Trio produziert sich in ihrem 'Geheimnisvollen Museum' als kollektives Ensemble und mit erstaunlich enormer Brisanz, wetteifern mit der Marotte für komplementäre Satzgesänge, jagen ihre stampfenden Saitenkunststücke durch den Durchlauferhitzer und hämmern verfremdete Tieftöne nebst virtuosem Schlagwerk in ein eigenes Universum.
Die Amis beherrschen ohne Schwierigkeit die Balance zwischen Laut und Leise, Langsam und Schnell, Brachialität und Wohlklang, ziehen aber eine kontrastierende Linie durch das meist aufgeweckte Album, wobei selbige entgegen allen Prog-Konzessionen völlig ohne Tasteninventar zu bestehen vermögen.
Sie kulminieren dem Zeitgeist entsprechend musikalischen Ideen mit dergleichen Konsequenz wie den Versuch, wiederholt mit den Stereotypen der Rockmusik aufzuräumen.
Scheppernd kakofone Ausbrüche erscheinen kontrolliert und kokettieren mit besänftigenden Tönen als friedliche Koexistenz, predigen provokativ in "Castle Builder" sogar voller Kraft von spiritueller Erfüllung, oder klopfen bei "The Moon" wiedergeborene Singlärchen aus dem arg angegrauten Sack postpubertärer Blumenkinder-Veteranen.
Diese Band maßt sich keinesfalls an, Modernität mit überdimensionalen Löffeln gefressen zu haben, weiß aber nichtsdestotrotz, visionären Eifer geschickt mit musikalischen Traditionen zu verbünden, um daraus keine Papiertiger, sondern ihre Abdrücke auf dem gerodeten Feld der alternativ musizierenden Lustbarkeiten zu hinterlassen.
Engmaschige Staccato-Segmente zwischen vielschichtigen Gesangsharmonien, wie im knapp siebenminütigem "Will O' The Wisp", welches zudem kommissarisch den Blues atmet, beweisen hörbar einfach die wahren handwerklichen Stärken der jungen Burschen, die übrigens exzellent und dynamisch von Emo-Maestro Tim Gilles an den Reglern in Szene gesetzt wurden. Der Fairness halber sollte man an dieser Stelle nicht unter den Tisch fallen lassen, dass diese Formation personellen Fluktuationen unterworfen war und einige Bassläufe noch mit dem mittlerweile abgewanderten Jim Berger eingespielt wurden.
Es bedeutet keine Zeitverschwendung, sich dieser hoffnungsvollen Nachwuchscombo mit ihren hörbaren Resultaten anzunehmen und nach einigen Durchläufen deren tatsächliches Potential zu entzaubern.
Genreumsichtige Konsumenten, die sich schon dem musikalischen Drang von Pure Reason Revolution, Amber Light und Echolyn völlig hingaben, werden diese Scheibe uneingeschränkt lieben.
Tracklist |
01:Werewolves
02:Cool Smack
03:Big Al
04:Castle Builder
05:Purple Chukz
06:The Clincher
07:Will O' The Wisp
08:The Moon
09:Ice Clock
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