"Twisted", so heißt das neue Album von der Formation Tea For Two. Die Band wurde bereits 1985 von Michael Schumpelt (Klavier, Flöte) und Oliver Sörup (Gitarre) gegründet. Bei diesem Projekt handelte es sich zunächst um ein 'Blues-Folk-Jazz-Duo'. Die Gruppe ergänzte sich in den Folgejahren mit Bass, Schlagzeug, Keyboards und natürlich Vocals. So verfügen Tea For Two nun über ein klassisches Line-up. Die erste Platte "Dream Or Reality" wurde 1993 aufgenommen. Es folgten zahlreiche Auftritte, welche mit der Live-Aufnahme "Snapshots" 1996 quittiert wurden. Nach einer kurzzeitigen Auflösung nahmen Michael Schumpelt, Oliver Sörup und Stephan Weber 2001 das Album "101" auf.
Der neue Silberling "Twisted" macht schon beim ersten Anhören einen großartigen Eindruck. Hier regiert die Vielfalt. Hatte man sich vermutlich die vielen Jahre über eher im musikalischen Untergrund bewegt, nutzt man nun die Chance und offenbart dem Hörer die vorhandene Vielseitigkeit. Deswegen ist es auch kaum möglich, die zelebrierte Stilrichtung mit einem Satz zu beschreiben.
Schon der Opener verbindet Flötentöne mit einem gehörigen Anteil an spanischem Flamenco. Nicht umsonst heißt der Titel auch "Spanish Night". Das Ganze hat einen absolut eingängigen Refrain. Wer nun aber meint, dass hier lediglich ein gut gelauntes Pop-Album vorliegt, sieht sich schon beim Track zwei getäuscht. Ruhige klare Gitarren, die mit schönen Klaviernoten garniert werden, geben dem Song einen Touch von Neo Prog. Tea For Two setzen sogar eine Schippe drauf und lassen die Gitarren im weiteren Verlauf mächtig zerren und die Synthies fügen einen Hauch von Bombast hinzu.
"Out In The Sun" macht Folk-Einflüsse geltend und so mancher Verehrer von Jethro Tull wird sich gerne an vergangene Zeiten erinnern. Die Stimme von Stephan Weber ist jederzeit angenehm, auch wenn gerade bei diesem Song ein kleines bisschen Coolness, wie sie Ian Anderson wohl ausstrahlen würde, nicht vorhanden ist. Was aber unterm Strich bleibt, ist der eigene Stil und die eigenen Ideen.
Wie dürfte es in einem einsamen Trinker aussehen, der in einer ruhigen Minute mal in sich geht und ein Resümee über sein bisher abgelaufenes Leben zieht? Nun, ich kann es mir bei den gespielten Piano-Tönen von "The Last Drink" nur allzu gut vorstellen.
Im weiteren Verlauf der Scheibe werden Orgeltasten gedrückt, es wird mit einer gehörigen Portion Blues bei "Hold On" gerockt und das Tempo ein ums andere mal verzögert. Dazu gesellen sich weibliche, angenehme Backing-Vocals. "My Own Way" entpuppt sich nach mehrmaligem Anhören für mich als Anspieltipp. Dieser Song versetzt mich sogar in ganz frühe Marillion-Zeiten, als diese den Ruf eines legitimen Genesis-Nachfolgers einheimsten. Und um dann letztlich noch mehr positive Verwirrung hervorzurufen, wird es mit dem Instrumentalstück "Scar Folk" geradezu volkstümlich. Als da zur Mitte der Hammond-Sound ausgepackt wird, kann man sich als inzwischen angesteckter Kritiker ein Lächeln nicht mehr verkneifen. Später gibt es bei "Come What May" sogar noch Moog-Sounds, wow!
Als Fazit bleibt mir der Wunsch, dass es mehr von solchen mutigen Bands geben würde, die auf einer einzigen Platte dem aufmerksamen Hörer so viele verschiedene Elemente bieten. So kann die Musik zu einem Erlebnis werden, weil man die ganze Zeit darauf gespannt ist, was wohl als Nächstes kommen wird. Respekt für Tea For Two, da wurde etwas Wunderbares abgeliefert. Mal sehen, was von diesem Album bei den akustischen Konzerten der Band geboten wird. Das kann nur interessant sein!
Line-up:
Michael Schumpelt (keyboards, drums, flutes)
Oliver Sörup (acoustic & electric guitars, mandolin, quint guitar)
Stephan Weber (vocals)
Gastmusiker:
Michael Six (bass)
Ralf Keydel (bass)
Uwe Haaß (bass)
Stefie Krug (backing vocals)
Mike "Senge" Gödel (drums & percussion)
Marc Oliver Schäfer (cello)
Paricia Engelmann (voices)
Lisa Wasserstrass (voices)
Tracklist |
01:Spanish Night (4:55)
02:Soundscapes (5:41)
03:Out In The Sun (3:47)
04:Last Drink (3:33)
05:Autumn (4:15)
06:Hold On (4:23)
07:My Own Way (5:27)
08:Scar Folk (3:09)
09:Why? (2:09)
10:Come What May (7:18)
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