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Tears For Fears / The Hurting 30th Anniversary Edition
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Wieder einmal steht ein Jubiläum an. Ein Jubiläum einer der großartigsten Bands des Genres New Wave der achtziger Jahre. Das Debütalbum "The Hurting" von Tears For Fears feiert seinen 35. Geburtstag und liegt mir in der Deluxe-Version vor. Zwei CDs voller Nostalgie und Erinnerungen an eine Zeit, in der die Welt, nach dem Flower Power zwei Dekaden zuvor, erneut bunt wurde. Neue Trends in der Mode wurden gesetzt und was die Musik betraf, so schossen Bands wie Pilze aus dem Boden, die sich fast nur noch mit Computern beschäftigten, um aus diesen revolutionäre Klänge herauszukitzeln.
Tears For Fears ist eine dieser Bands. Die Bezeichnung 'Band' sollte man bei ihnen aber mit Vorsicht gebrauchen, denn eigentlich handelt es sich mit Curt Smith und Roland Orzabal nur um ein Duo, das sich für ihre Projekte mit Studiomusikern umgab und diese zum Teil auch zu ihren Konzerten einlud.
Beim Stöbern durch das umfangreiche und extrem informative Booklet fallen mir natürlich die vielen Bilder der beiden auf und ich muss nun darüber staunen, wie jung die zwei Musiker damals waren und was in dem Alter bereits für ein enormes Potenzial in ihnen steckte. Kein Wunder also, dass "The Hurting" von null auf hundert die Charts stürmte, dabei in Deutschland Platz 15 und in ihrer Heimat England die Eins erreichte. Mit gleich fünf geschickten Single-Auskopplungen ist es ihnen zudem gelungen, die Top Twenty ein halbes Jahr zu halten. Ein großer Achtungserfolg für das aufstrebende Team.
Auf "The Hurting" bekommt man die geballte Ladung einiger Hits, die inzwischen leider lange aus den Gehörgängen verschwunden sind. Lässt man sie aber jetzt erneut über die Anlage laufen, so kann der Hörer in schönen Erinnerungen schwelgen und seine eigene Disco-Zeit Revue passieren lassen. Zeitgleich kamen damals auch die ersten CDs und -Player auf den Markt und deren Klangqualität eröffnete völlig neue Hörwelten.
Meine erste CD war der Nachfolger von "The Hurting", Songs From The Big Chair, und hat mich in Sachen Reinheit der Musik völlig geflasht. Ab diesem Moment ging es für mich nur noch darum, meine Lieblings-LPs als CDs nachzukaufen, um zum Beispiel mit Pink Floyd musikalisch in die Sphären des Universums einzutauchen. Tears For Fears waren somit für mich Wegbereiter, um meinen Horizont in eine andere Richtung zu erweitern. Der Titelsong "The Hurting" hatte das aber noch nicht geschafft. Er ist mir nach wie vor etwas zu weich und verspielt. "Mad World", eine ihrer Auskoppelungen, erreichte zwar obere Plätze in den Hitlisten, klingt für mich aber immer noch zu experimentell. Das Stück, bei dem sich auch jetzt wieder Gänsehautgefühle einstellen, ist "Pale Shelter". Hat man, so wie ich, den Song jahrzehntelang nicht mehr gehört, so kann ich auch heute behaupten: das ist es. Wenn nach dem schönen, melodiösen Intro die Stimme von Curt Smith ins Mikrofon haucht, kann man alles um sich herum vergessen. Alleine dieses Stück ist es wert, das Album zu kaufen.
Ein weiteres Highlight, nach einer Phase etwas ruhiger Musik, ist die nächste Single "Change". Dieses markante Intro auf dem Synthesizer vergisst man nie mehr, hat man es einmal gehört. Wenige Noten auf der Tastatur und dieses Lied kann aus Millionen nur diesem einen zugeordnet werden. In ihrem Alter kaum die Schule absolviert, hatten die beiden ein goldenes Händchen dafür, um Hits für die Ewigkeit zu kreieren.
Ein weiterer Song, der auf "The Hurting" ins Ohr sticht, allerdings so gar nicht in das Schema von Tears For Fears passt, ist "The Prisoner". Fast schon gewaltig und brutal erscheint das Werk nach einem geräuschvollen Intro, das die Situation in einem Gefängnis darstellt. Zwar wartet der Hörer hier ebenfalls vergeblich auf ein Gitarren- oder anderes Solo, dafür vermittelt die Musik in dem Stück das Gefühl, selbst in Ketten in einer Strafkolonie zu arbeiten. Sehr industrial, wie es auch oft und gerne von Depeche Mode verwendet wurde.
Zum Ausklang des Albums gibt es dann noch mit "Start Of The Breakedown" etwas Seichtes zum Relaxen.
Die Deluxe-Version von "The Hurting" hat aber noch viel mehr zu bieten. Auf der zweiten CD findet der Fan gleich sechzehn Hits des Originals als Extended Version, B-Seiten, als Promo oder Instrumental und wie bei "Change" in einer völlig neuen Variante. Ob man das nun wirklich alles braucht, ist eine andere Frage, interessant und abwechslungsreich ist es allemal.
"Suffer The Children" ist gleich viermal vertreten, "Pale Shelter" und "Change" in drei Versionen. Ich gebe zu, es macht mich beim Hören wirr im Kopf. Wie soll man dabei entscheiden können, welche der Ausführungen besser oder schlechter ist als die andere? Ich denke, damit die Fans die Möglichkeit haben, sich für ihre Lieblingsversion zu entscheiden. Langweilig ist die diese Scheibe deshalb keineswegs. "The Prisoner" zum Beispiel klingt völlig anders und verliert nach meinem Empfinden dadurch extrem an Aussagekraft. Der Song hört sich im Vergleich zur Original-CD viel zu schwach an. "Pale Shelter", finde ich im Track zehn besser als das Original, dafür im Track sieben im Mittelteil zu verspielt. Die zwei Minuten zusätzlich nehmen dem Hit sein mystisches Flair und er ist somit bei mir durchgefallen. Ob man "Suffer The Children" als Instrumental braucht, wage ich zu bezweifeln, dafür ist die Promo-CD-Version besser als der Titel auf CD 1.
Eigentliche Highlights sind drei Songs, die nur als B-Seiten auf den Singles vertreten waren und nicht auf "The Hurting" veröffentlicht wurden. Diese drei haben es in sich, sozusagen ihr eigenes Leben, das sich deutlich von der üblichen Musik Tears For Fears' abhebt. "Wino" ist dabei die ruhigste Nummer. Nur mit seiner Gitarre und seiner Stimme hört man Curt Smith eine traurige Ballade singen. "The Conflict" besticht durch viele Tastenexperimente, Samples und allem, was man damals gebraucht hat, um den Computern bis dato nie zuvor gehörte Töne zu entlocken - außergewöhnlich und spannend, wie ich finde. Der dritte im Bunde ist der schwierigste Track. "We Are Broken", wird in der Anfangsphase rückwärts gesungen und gespielt. Eine echte Herausforderung für die Gehörgänge. Im Verlauf des Songs wechselt dann zum Glück die Drehrichtung und man kann das Werk mit normaler Stimme und Tonreihenfolge genießen. Eine sehr originelle Idee.
Meine erste Skepsis, was die zweite Platte angeht, hat sich mehr und mehr in freudige Zufriedenheit gewandelt. Für Liebhaber der Band oder dieses Genres ist der Kauf ein Muss. Am Ende stellt sich für mich nur noch die Frage, was Tears For Fears eigentlich derzeit so treiben? Beim Betrachten der Band-Webseite ist zu sehen, dass die Herren Smith und Orzabal wieder sehr aktiv sind. Seit Jahren wurde nun eine neue CD mit dem Titel "To Be Anounced" veröffentlicht und daraus die Single-Auskoppelung "Ready To Start". Bei der Hörprobe dämmert es mir, dass ich den Song bereits kenne und das Original kann auch noch nicht so alt sein. Fast einen ganzen Tag habe ich überlegt, aber es fällt mir einfach nicht ein, von wem der Titel ursprünglich ist [ein Arcade Fire-Song, lieber Holger - die Redaktion]. Dennoch ein guter Ansatz, um wieder auf sich aufmerksam zu machen.
Line-up:
Curt Smith (vocals, bass, keyboards) Roland Orzabal (guitar, keyboards, rhythm programming) Ian Stanley (keyboard programming) Chris Hughes (rhythm programming) Manny Elias (drums, rhythm programming) Ross Cullum (jazz high, dynamic toggle) Mel Collins (saxophone) Phil Plamer (palmer picking) Caroline Orzabal (child vocal)
Externe Links:
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