Irgendwie kam ich unverhofft und vollkommen ungeplant dazu, mir das Quartett vor einigen Tagen trotz Schneegestöber und Blitzeis auf den Autobahnen im Siegburger Kubana anzusehen. Der moderat angesetzte Beginn um 21:00 Uhr ließ den freitäglichen Feierabend auch vor dem Hintergrund der Unbilden des Wetters nicht zum Stress ausarten und so blieb noch Zeit für ein entspanntes Bierchen, bevor dann die Lichter ausgingen.
Da die Setlist nach dem letzten von mir besuchten Konzert innerhalb eines Jahres auf der
Evolution-Tour wohl kaum Neuerungen bringen und auch die Frage nach der Akzeptanz von
Joe Gooch mittlerweile niemand mehr allen Ernstes stellen würde, suchte ich mir ein nettes Plätzchen und wollte mich einfach nur auf die Musik einlassen.
Pünktlich genug kamen sie dann auch auf die Bühne und brachten sich in Position,
Chick Churchill wie gewohnt rechts außen, immer etwas losgelöst vom Rest und so nah am vorderen Rand, dass ihn nur noch die Tastatur vom Publikum trennte. Unstrittig und vollkommen normal wirkte der zentrale Posten von
Gooch in der Mitte der Bühne und sein Gesang - von den Gitarrenkünsten ganz zu schweigen - rechtfertigt das mehr als deutlich. Für mein Empfinden wird er von Mal zu Mal besser und hat mittlerweile auch genügend Freiräume (bekommen), den 'alten' Songs seine eigenen kleinen Variationen zu geben. Es kann sicher nur wenige Minuten gedauert haben, bis auch der Letzte im Publikum des Kubana, wo man übrigens noch rauchen darf(!), in seinem Bann war und die kleinen Solo-Einlagen mit Applaus bedachte.
Churchill bearbeitete die Tasten teilweise wie ein Schwerstarbeiter, bis zur blutenden Hand nach einem besonders hingebungsvollen Part. Was seine Gesichtszüge anbelangt, so ist er aber nach wie vor nicht gerade ein zweiter
Rowan Atkinson aka
Mr. Bean.
Leo Lyons, the ever-smiling bass player, ließ es sich seinerseits nicht nehmen, den Löwenanteil - nomen est omen - der Kommunikation und Ansagen durchzuführen. Daneben zelebrierte er die ihm äußerst typische Art des Spielens auf dem Bass, und eines ist mal ganz sicher, flinke Finger hatte nicht nur
Alvin Lee.
Auch wenn, wie eingangs erwähnt, die Setlist keine wirklichen Überraschungen brachte, war es doch ein Genuss, angefangen von "Love Like A Man" über "Big Black 45" bis hin zu einem fulminanten "I'm Going Home" oder "The Hobbit", das gesamte facettenreiche Spektrum aus über 40 Jahren Bandgeschichte geboten zu bekommen. Natürlich durfte dieses imposante Drumsolo von
Ric Lee nicht fehlen, das bei entsprechender Beleuchtung mit einzelnen Spots für passende Untermauerung (auch für die Farbe seines Hemdes …) sorgte. Ein wenig wurde noch gemedleyed mit ein bisschen
Sunshine Of Your Love und ein bisschen
Smoke On The Water, etwas hiervon und etwas davon und nach einer fast zweistündigen Show gingen dann, natürlich nicht ohne Zugabe, leider die Lichter wieder an.
Die Herren
Lee,
Gooch,
Churchill und
Lyons konnte man später noch am Merchandise-Stand treffen und ein wenig schwätzen, CDs kaufen, Autogramme holen - auf Augenhöhe.