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Terry & The Pirates / The Doubtful Handshake
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Wie oft soll man eigentlich MiG Music danken, dass sie diese Perle des Westcoast-Rock wieder ausgebuddelt haben? Terry Dolan war mit seinen Pirates einer der Aktivposten der so genannten Bay-Area-Scene, die ihren Ursprung im Summer of Love hatte. Gegründet bereits 1973 hatte dieses Quintett zwischen 1980 und 1989 - bis zu John Cipollinas Tod - seine beste Zeit. Allein bei dieser Namensnennung verklären sich die Augen des alternden Hippies, war Cipollina doch der Kopf des nicht minder legendären Quicksilver Messenger Service. Und um den Bogen zwischen beiden Formationen zu schließen: Das Cover von "The Doubtful Handshake" und dem QMS-Klassiker Happy Trails stammt vom gleichen Künstler. Es handelt sich um Abzüge von Ölgemälden des Malers Charles Marion Russell (1864 - 1926), eines die Wildwest-Herrlichkeit verklärenden Künstlers, der - nebenbei bemerkt - auch schon das Cover eines Meilensteins der
Marshall Tucker Band ("Long Hard Ride", 1976) inspiriert hatte. Terry Dolan benannte seine Truppe nach einem der wichtigsten Comics der 1930er und 1940er Jahre in den USA. Zeichner Milton Caniff schuf mit dem Titelhelden Terry Lee eine wahre Kultfigur und diese Comicbände werden heute noch zu stattlichen Liebhaberpreisen gehandelt. Spannend und letztendlich für mich nicht endgültig bewertbar ist die Tatsache, dass Terry Dolans Truppe aus der antimilitaristischen Bewegung gegen den Vietnamkrieg entsprang. Comic-Held Terry Lee dagegen wurde 1943 Teil der US-Kriegspropaganda des zweiten Weltkriegs und kämpfte in der Air Force gegen Nazideutschland. Warum also dieser Bandname? Egal, wahrscheinlich war die ursächlich-verantwortliche Pille ziemlich bunt...
In San Francisco beheimatet spielten Terry & The Pirates am 12. Juni 1973 ihren ersten Gig. Es sollte allerdings bis zum Jahre 1979 und "Too Close For Comfort" dauern, bis das erste Album dieser Westcoast-Rocker erscheinen sollte.
Uff, der Westcoast Rock... um diesen Begriff werden wahre Glaubenskriege geführt. Ähnlich wie beim Southern Rock handelt es sich hier um eine äußerst heterogene 'Schublade'. Wichtigste Treibfeder war - wie eingangs bereits erwähnt - der 'Summer of Love' (1967) mit der Ablehnung des Vietnamkrieges und der Aufforderung zur Liberalisierung der US-Gesellschaft in einem eindeutig libertären Sinne! Die musikalischen Protagonisten mixten sehr kreativ, oft auch unter dem Einfluss bewusstseinserweiternder Drogen, psychedelische Rockelemente mit Folk, Country und Pop. So firmierten - wie beim Southern Rock - Bands unter einem Branding, die völlig unterschiedlich klangen, wie die Flying Burrito Brothers, CSN&Y, The Eagles, Carol King und James Taylor, die Doobie Brothers, Linda Ronstadt, Bonnie Raitt oder Little Feat. In der so genannten 'Bay Area Scene' waren Terry & The Pirates wohl die aktivsten Vertreter und selbstredend klangen sie natürlich auch völlig anders, als die oben genannten Westcoast-Vertreter. Sie zogen entspannt, improvisationsreich und Gitarren-orientiert eher in die Psychedelic Rock-Ecke. Das hier vorliegende und zu besprechende "The Doubtful Handshake" wird allgemein als der 'beste' Output Terry & The Pirates gewertet. Ein Umstand, der die nachfolgenden Alben - für meinen Geschmack im besonderen "Rising Of The Moon" (1982) - in ungerechtfertigter Weise abwertet.
Pete Sears (im fehlerhaften Booklet leider ungenannt) hämmerndes Honky Tonk-Piano drückt dem flotten Opener "Ain't Livin' Long Like This" den berüchtigten Stempel auf. "Inside And Out" schickt den Hörer soundmäßig gleich einmal mindestens fünfzehn Jahre zurück in die Sixties. Cipollina und Douglass duellieren sich in einer Weise, die Gegensätze wie 'entspannt' und 'packend' unnachahmlich zusammenfügt. "Into The Wind" lässt erneut die Gitarren wimmern - diesmal wesentlich rockiger. "Inlaws And Outlaws", ein Songtitel nicht ohne Wortwitz, ufert in einen herrlichen, sechsminütigen Jam aus. "Montana Eyes" ist der Song, den man vielleicht als den eindeutigsten Westcoast-Rocker definieren kann - Jackson Browne hätte es nicht besser hinbekommen. Wie es klingt, wenn drei Gitarren zuerst zu 'rauchen', dann zu 'glühen' beginnen und schließlich 'Feuer fangen', kann man beim Instrumental "Highway" eindrucksvoll studieren. "I Put A Spell On You", der Blues des Hammond-Virtuosen Screamin' Jay Hawkins, erhält durch Sears' 'flirrende' Orgel und Cipollinas 'singende' Gitarre eine fast schon ätherische Leichtigkeit. Der knackige Rocker "All Worth The Price You Pay" spannt den perfekten Bogen zum ersten Track dieses Albums, ein toller bärbeißig-knurriger Nackenbrecher...
Die Cremeschnittchen sind natürlich die beiden Bonus Tracks. Diese Live-Aufnahmen dürften nach der Besetzungsliste im Booklet 1981 entstanden sein. Beide Titel waren nicht nur bis dato unveröffentlicht, sondern tauchen auch auf keiner Tracklist eines Terry & The Pirates-Studioalbums auf. "TD's Natural Blues" ist ein Bluesstandard, der - wenn auch in lausiger aufnahmetechnischer Qualität - unglaublich packend dargeboten wird. "Walking The Plank" artet in einer wüste 'Gitarrenschlacht' zwischen John Cipollina und Greg Douglass aus, der der Rolling Stones-Keyboarder Nicky Hopkins mit seinem Wurlitzer wütende Giftspritzen beifügt. Dieser Song ist schlichtweg der Überhammer!
Abschließend geht noch einmal ein dickes Dankeschön an die Verantwortlichen von Made in Germany Music, eine solche lange vergessene Perle des Westcoast Rock wieder ausgegraben zu haben. Natürlich nährt dies die Hoffnung, dass man sich dort auch der weiteren Terry & The Pirates-Alben annehmen wird. Niemals habe ich lieber einen 'Tipp' vergeben...
Line-up:
Terry Dolan (vocals, rhythm guitar) John Cipollina (lead guitar) Greg Douglass (lead guitar, vocals) Pete Sears (piano, organ) Davi Hayes (bass, vocals) Jeff Myler (drums) Additional Live Line-up: Nicky Hopkins (piano - # 9, 10) Hutch Hutchinson (bass - # 9, 10) David Weber, Andy Kirby (drums - # 9, 10)
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