Nach dreizehn Jahren gibt es endlich wieder ein Lebenszeichen der Hannoveraner.
Diese Zeitspanne wird sich als Glückszahl für Terry Hoax erweisen. Dessen bin ich mir sicher.
Nur zwei Umbesetzungen hat es gegeben: Den Bass zupft Kai Schiering und an der Rhythmusgitarre ist jetzt Jenzzz Gallmeyer aktiv. Für ihr Statement in Rock ist die Band nicht weit gereist. Die Peppermint Park Studios waren Austragungsort der über einen Spanne von zirka drei Monaten andauernden Aufnahmen.
Ganz am Anfang der Platte ist Jay Lansford von den Simpletones mit einigen gesprochenen Worten zum Thema 'one inch punch' und Bruce Lee zu hören. So ein Fausthieb ist ein Ding der Unmöglichkeit, nicht aber der Abrocker "Band Of The Day".
Und wie hier geradeaus gerockt wird. So mögen wir die Hoax aus Hannover... mit kräftig aufgedrehten Gitarrenamps und einem Sänger Perau, der mit seiner Stimme immer schon ein Aushängeschild der Niedersachsen war. Ein Opener nach Maß, so wie man Terry Hoax in bester Erinnerung hat. Schneidende Gitarren mit kräftigem Chorgesang und einem Bass'n'Beat, der anscheinend nur eines nicht kennt: Kurven. Schnörkellos ist man bereits in den ersten Minuten unverhüllt unterwegs.
Klar, wer mit drei Gitarren am Start ist, kann kräftig auftrumpfen. Nichts anderes macht die 'Band des Tages' im zweiten und dritten Track des Silberlings. Diese unablässig riffende Gitarre im rechten Kanal erzeugt Hypnose und für "Some Kind Of Paradise" hat man die verschiedenen Backing Vocals ganz geschickt eingefädelt. Neben den Sechssaitern machen den Track die Stimmen zu einem Hinhörer.
Der griffige Chorus bleibt differenziert gut.
Das ist neu: Jetzt packen die Singstimmen den Stier bei den Hörnern. Ein derart rockendes Stück Soulmusik habe ich schon lange nicht mehr gehört. Tja, Terry Hoax macht in dynamischer Vielfalt und, tatsächlich, in der nächsten Nummer ist eine Pedal Steel-Gitarre umtriebig. Zumindest klingt es so, obwohl im Line-up nachweislich nichts davon geschrieben steht. Hey, die Band ist auf die Fährte des Country-Rock gestoßen und macht auch dabei eine verdammt gute Figur.
Ui! Eine aus dem Nichts immer lauter werdende Gitarre lässt aufhorchen.
Terry Hoax spülen mit "Where Does All The Anger Come From" in ihrer ganz persönlichen Form die Lauscher und beim mittlerweile fünften Track angekommen, fragt sich der geneigte Hörer, wann sie vom Gas gehen?
Definitiv nicht mit "Stop This", einem herrlichen Ska-Punk'n'Roller à la Perau & Co, wobei man trotz der Kürze der Spielzeit für einen Moment die Rhythmusfraktion alleine agieren lässt. Eine feine Sache, diese Nummer und die gerade gestellte Frage steht immer noch im Raum.
Oh Mann! Extrem! Jetzt setzt Terry Hoax auf etwas ganz anderes.
Die rockende Dynamik hat man in der Garage geparkt. Auch in "Aubrey" steht man ganz auf handgemachte Musik und zu der Band gesellt sich Oliver Mascarenhas von der NDR Radiophilharmonie Hannover am Cello. Dem Bread-Song hat man den Schmalz genommen und durch jede Menge niedersächsisches Feeling ersetzt. Bei zirka zwei Minuten steigen auch der Drummer sowie der Bassist ein und nun entfernt man sich noch wohltuender vom Original.
Ein weiterer Coversong befindet sich auf "Band Of The Day": "The Way She Dances" vom Autorenteam Pharrell Williams/Chad Hugo, die hinter Projekten wie The Neptunes oder N.E.R.D. und für Hip Hop beziehungsweise Rap Rock stehen. Na, auf die Lesung darf man ja richtig gespannt sein. Den Mehrwert gegenüber dem Original macht die rockige Ader der Hannoveraner aus.
Welche Songs von dieser Platte soll man denn als Lieblinge küren?
Diese Entscheidung fällt wirklich schwer. Nach meiner bescheidenen Meinung schiebt sich, nach vielen Durchgängen "Don't Talk It Over" immer mehr in den Vordergrund, weil man hier einerseits auf das Blechgebläse von Daniel Zeinoun setzt und der andererseits am Ende mit seiner Trompete einen richtig psychedelischen Part raushaut.
Na ja, schließlich wird ganz basal jeder Hörer auf dieser Scheibe fündig werden. Ganz gleich, ob Fans aus früheren Tagen oder neue Anhänger. Wer mit der Band Terry Hoax zum momentanen Zeitpunkt noch nichts anfangen kann, sollte es, sofern man sich für sehr gut gemachte Rockmusik interessiert, schleunigst nachholen.
"Band Of The Day" ist ein feuriger Neubeginn und ich bin mir sicher, dass die neue Kompositionen neben den Klassikern auch auf der Bühne eine sehr gute Figur machen werden. In diesem Sinne...
Line-up:
Perau (vocals)
Martin Wichary (guitars, backing vocals)
Marcus Wichary (guitars, backing vocals)
Jenzzz Gallmeyer (rhythm guitars, backing vocals)
Kai Schiering (bass, backing vocals)
Hachy H. Hachmeister (drums, percussion)
Additional Musicians:
Martin Huch (slide guitar)
Oliver Mascarenhas (cello)
Daniel Zeinoun (trumpet)
Hans-Martin Buff (keyboards, backing vocals)
Stefan Poppel (additional percussion)
Jay Lansford (spoken words)
Tracklist |
01:Band Of The Day (4:07)
02:Some Kind Of Paradise (4:26)
03:Nothing Less Than Everything (3:29)
04:Good To Be Bad (3:41)
05:Where Does All That Anger Come From? (3:50)
06:Stop This (2:56)
07:Aubrey (3:52)
08:Don't Talk It Over (4:29)
09:Shake Your Head (3:14)
10:The Way The Dances (3:19)
11:Love Madness (3:47)
12:New Beginning (3:46)
|
|
Externe Links:
|