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'Texas Trash' ist eine Ableitung des Ausdrucks 'White Trash', der für die unterste Schicht (der Begriff wird dort sehr oft auch im Sinne von 'Abschaum' verwendet) der weißen amerikanischen Bevölkerung steht. Als 'Trainwreck' wird jemand bezeichnet, dessen komplettes Leben (ausgelöst durch Alkohol und/oder Drogen) eine einzige wandelnde Katastrophe darstellt. Ein schmeichelhafter Name also, den sich das Quartett aus Tucson, Arizona da zugelegt hat. Und was schließen wir daraus? Nun, entweder einen Marketing-Gag, oder aber doch eine punktgenaue Selbst-Reflektion, geboren in einem lichten Moment zwischen der ersten und zweiten Flasche Fusel.
Wenn man sich das Gesamtbild von Texas Trash And The Trainwrecks so ansieht - u. a. ein von oben bis unten zutätowierter, lispelnder und mit sehr angegriffenem Gebiss 'gesegneter' Sänger - tendiere ich eher zur zweiten Variante. Dazu kommen Texte, die durchgehend von allen möglichen (und unmöglichen) Begegnungen mit dem schönen Geschlecht und - wie fast zu erwarten - sowohl flüssigen als auch pulverisierten 'Erfrischungen' handeln.
Nach noch intensiveren Recherchen blieb mir meine Ironie allerdings fast im Hals stecken, denn nach folgender Entdeckung bekam der Bandname (The Trainwrecks) wieder eine komplett neue Bedeutung: Der Frontmann Terry 'Texas' Trash wurde vor ca. zehn Jahren tatsächlich von einem fahrenden Zug erfasst und nur unter allergrößten Mühen von den Ärzten wieder zusammengeflickt. Auch der Albumname "Gimmie A Hand" spricht hiervon Bände, denn der komplette rechte Unterarm des Sängers konnte nicht mehr gerettet werden. Was dann auch erklärt, dass die auf dem Backcover zu sehende Armprothese kein Gimmick, sondern bittere Wahrheit ist.
Fast schon von selbst versteht sich, dass man bei diesen 13 Tracks nicht unbedingt etwas Progressives oder gar Feingeistiges erwarten sollte. Staubtrockener Rock wird hier geboten, ohne irgendwelche Kinkerlitzchen, auch nicht hyperschnell und dennoch mit ein paar Punk Rock-Elementen versehen. Die Gitarrenriffs duften geradezu nach abgstandenem Rauch und ranzigem Bier, während sie dem Hörer ohne Umwege zwischen die Lichter hauen. Der Frontmann Terry 'Texas' Trash (aka Sommer) klingt echt, ebenso wie seine vorgetragenen Geschichten klingen, als hätte er sie tatsächlich erlebt.
Manchen nicht ganz unbekannt sein dürfte der Bassist Ken Andree, der die dicken Saiten auch bei den Bands Sidewinders sowie Sand Rubies bedient. Im Netz ist ansonsten allerdings kaum was zu finden, mal abgesehen von einer Veröffentlichung von Demoaufnahmen der Band, die aber auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben. Ach ja, und das vorliegende Album enthält Tracks, die die Band für einen Film namens "Candy Apple" beigesteuert hat, der in unseren Landen aber noch nicht auf dem Markt zu sein scheint. 13 Songs bei einer Spielzeit von knapp 32 Minuten hat natürlich schon etwas Punkmäßiges an sich, tatsächlich ist der Vierer aber doch deutlich mehr dem Rock verhaftet.
Ein Schelm, wer bei dem abschließenden "Wasted All The Time" (in etwa "Immer stinkbesoffen") von der Melodie Assoziationen zu dem Hank Williams-Klassiker "I Saw The Light" (das zugegebenermaßen auch das Baby eines völlig zugeknallten und halluzinierenden Williams war) zieht. Geht grandios ins Ohr und bleibt auch hängen, womit die Nummer bei weitem nicht alleine ist. Bereits der Opener "Crazy" macht mächtig Alarm und da wollten sich auch "Loose Devils", "Cocaine Kisses", "Sonora's Death Row" sowie "Tornado In A Trailer Park" nicht lumpen lassen.
Letztlich also ein sehr starkes, leider etwas kurzes Rockalbum, dessen Nummern und Einspielung man den Dreck unter den Fingernägeln sprichwörtlich anhören kann. Nicht unbedingt was für Ästheten, ansonsten eine sehr geile Partyscheibe und unbedingt auch tauglich, den langen Arbeitstag mal so richtig abzuschütteln.
Mehr davon bitte!
Line-up:
Texas Trash (lead vocals)
Ken Andree (bass, outbursts)
Matt Marcus (guitars, background vocals)
Rick Bailey (drums)
| Tracklist |
01:Crazy
02:Dropping Quarters For Jane
03:Loose Devils
04:Cheap Novocaine
05:Foolish Man
06:Sonora's Death Row
07:Black Eyed Beauty
08:Bobby Sox And Chains
09:Cocaine Kisses
10:Wiener Wednesday
11:Tornado In A Trailer Park
12:Bewitch You
13:Wasted All The Time
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