Thieves' Kitchen / The Water Road
The Water Road Spielzeit: 73:09
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2008
Stil: Retro Prog

Review vom 19.05.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Thieves' Kitchen gibt es seit 1999 und "The Water Road" ist bereits das vierte Album der Gruppe aus Oxford. In den Jahren gab es Änderungen im Line-up und mit Amy Darby hat man eine tolle Sängerin gefunden.
Bei den 63 Minuten Musik auf vorliegendem Album schauen Thieves' Kitchen fast ausschließlich in den Rückspiegel: Retro Prog ist bei der Combo angesagter denn je.
Einen Fehler hat das Quintett dennoch gemacht: Wie kann man ein 21-minütiges Epos, das auf den Namen "The Long Fianchetto" hört, an den Anfang der Platte setzen?
Natürlich gibt es in allen Tracks ausladende instrumentale Passagen, die nie ausufernd wirken. Phil Mercy spielt eine tolle Gitarre und die Keyboards kommen nicht überfrachtet daher.
Es finden sich viele ruhige Abschnitte in den Songs, die sich stets mit temporeicheren Phasen abwechseln. Schon nach wenigen Augenblicken wird man ein Fan des Bassisten Andy Bonham, der häufig seinen bundlosen Bass schultert und dadurch für ein Markenzeichen der Band sorgt.
Gefallen findet der Hörer an den jazzigen Einschüben, von denen es nicht wenige gibt und die von allen Musikern geliefert werden.
Unüberhörbar ist der Faible für wunderschöne Melodien, die besonders in den verträumten Teilen zum Tragen kommen: "Chameleon".
Lediglich ein Track wurde ohne Gastmusiker eingespielt: Das kräftig Prog-rockende "Om Tare", in dem selbst die Darby mit jazzigen Ansätzen singt, ist zwar durchaus ein Hinhörer, allerdings vermisst man die auflockernden Instrumente der Gäste Anna Holmgren (flute), Stina Petterson (cello) und Paul Beecham (saxophone, oboe).
So bleibt "Om Tare" eher ein durchschnittlicher Song, der etwas in der Beliebigkeit untergeht. Mercy spielt eine fetzige Gitarre und wieselt zeitweise in Hochgeschwindigkeit über das Griffbrett. Insgesamt wertet das den Song auf, reicht allerdings nicht aus, um ihn auf die Qualität der anderen Tracks zu heben.
Wie man bei anderen Bands geneigt ist, die Long-Tracks hervorzuheben, steht dies bei Thieves' Kitchen unter umgekehrten Vorzeichen: Das nicht einmal drei Minuten dauernde besinnliche "Plaint", mit einem Harfen-ähnlichen Intro atmet den Sauerstoff durch Pettersons Cello. Das Stück ist fast schon in der Klassik eingebettet, besonders natürlich, wenn die Cellistin die Saiten streichelt.
Die Gäste sind auf "The Water Road" das Salz in der Retro Prog-Suppe der Oxforder.
Ohne die zusätzlichen Musiker wäre der Titeltrack "The Water Road" auch nicht das, was er ist. Hier spielen Holmgren, Petterson und Beecham die tragenden Rollen. Die von Mercy fein gespielte akustische Gitarre ist klasse, hat aber nur Füllstoff-Charakter.
Beeindruckend ist schon die Stimme der Prog-Lady Amy Darby, die man immer wieder gerne hört.
Thieves' Kitchen haben es drauf, denn selbst der sehr opulente Opener "The Long Fianchetto" fällt nicht der Langeweile zum Opfer, wenn man erst einmal weiß, wie lang der Titel ist.
Mit ihren Qualitäten fällt die Gruppe nicht rückwärts ins Mittelmaß und spielt einen gestandenen Retro Prog. Früher hat man die etwas experimentierfreudigeren National Heath gehört, heute greift man mit 7-8 von 10 RockTimes-Uhren zu Thieves' Kitchen.
Line-up:
Andy Bonham (bass, fretless bass)
Amy Darby (vocals, percussion, clarinet, theremin, spoons)
Thomas Johnson (keyboards)
Phil Mercy (guitars, backing vocals)
Mark Robotham (drums, cymbals)
With:
Anna Holmgren (flute)
Stina Petterson (cello)
Paul Beecham (saxophone, oboe)
Tracklist
01:The Long Fianchetto (21:01)
02:Returglas (4:12)
03:Chameleon (9:00)
04:Om Tare (7:44)
05:Tacenda For You (9:34)
06:When The Moon Is In The River Of Heaven (7:46)
07:Plaint (2:35)
08:The Water Road (11:13)
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