Timesword / Chains Of Sin
Chains Of Sin Spielzeit: 51:21
Medium: CD
Label: 7Hard Records, 2010
Stil: Progessive Metal


Review vom 25.02.2010


Mike Kempf
Mein geschätzter Kollege Jürgen vertrat auf unserem letzten RockTimes-Redaktionstreffen in Hann. Münden 2009, das einmal im Jahr stattfindet, folgende Meinung: »Gute Rockmusiker und Rockfans haben meist 'ne lange Haarpracht«. Nun, wenn ich mich so im Spiegel betrachte, gehöre ich wohl eher in die Rubrik Eros Ramazotti. Betrachte ich dagegen das Booklet von "Chains Of Sin", einer italienischen Progessive Metal-Band, dann muss ich Jürgen recht geben, denn bis auf Gitarren-Spezi Dan Logoluso verfügen alle über einen langhaarigen Kopfschmuck, dem der meines Kollegen in Nichts nachsteht. Gottlob dient unser Magazin nicht dazu, um über langhaarige, männliche Laufsteg-Gazellen zu berichten, sondern über Rockmusik jeglicher Stilrichtung.
Der Silberling aus dem 'Pasta-Land' gibt eine respektable Spielzeit von knapp 52 Minuten her. Viellicht außergewöhnlich, dass sie dafür nur sechs Songs benötigen. Doch Moment Mal! Wie heißt der Gitarrist? Dan Logoluso? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich beim Eröffnungsteil "Thousond Year Kingdom" glatt Steve Vai vermuten! Meine Güte! Logoluso zieht, zerrt und zupft an den Saiten seiner Stromklampfe im Stil eines wahren Gitarrenchampions! Dazu passt das ausdruckstarke Zwerchfell von Mark Pastorino, wie ein Glas erlesenen Weines neben ein perfekt angerichteten Pasta-Gericht! Den folgenden Track "Highway To Paradise" kann ich nur fett unterstreichen! Bei dieser Nummer kann man, ach was, muss man, den Lautstärkenregler mal richtig ausreizen. Doch hierbei sei Vorsicht geboten und ich empfehle eine Anschnallpflicht, damit einem die 'Rockermatte' anschließend nicht durch ein Toupet ersetzt werden muss. Waren die ersten beiden Songs schon richtige Highlights, gibt's mit "A New Way" meinen ersten Anspieltipp!
Während ich den tollen Klängen des südeuropäischen Quartetts lausche und meine Rezension langsam Gestalt annimmt, stehen mir vor Freude die Armhaare zu Berge. Das Stück dampft gewaltig aus den Boxen, geprägt vom Trommelwirbel Alex Galantis, wiederholt erstklassigen Gitarrenläufen Logolusos, dem bärenstarken Gesang Pastorinos, der seine Stimmbänder toll variiert, mal mit Schmelzgesang, mal mit Brachialgewalt und einem Tieftöner, den man noch bis ins Mark spüren kann.
Richitg heftig wird's bei "World Confusion" und ich muss aufpassen, dass ich nicht selbst Konfus werde! Diesmal bedient Gastbassist Bryan Beller die dicken Saiten. Das Stück wird einem mit Schallgeschwindigkeit präsentiert und lässt sich problemlos in die Metal-Schublade schieben. War ich bisher voll des Lobes über Dans Klampferei, Marks Gesang, Alexs Trommelgewitter sowie Lucas und Bryans Bassgezupfe, steht "Skyland" ganz im Schatten Alberto Sonzognis Tastenelementen! Seine Finger verwöhnen erst mit normalen Geklimper bevor er, angestachelt von der Dynamik seiner Mitstreiter, zu einem Pianosolo ansetzt, das ein fettes Ausrufezeichen setzt! Ich brauch wohl nicht extra zu erwähnen wie gut die Musiker bei diesem Teil zusammen harmonieren und zum absoluten Gelingen des Songs beitragen.
Das Sahnehäubchen haben sie sich fürs Finale aufgehoben. "Real Mistery" heißt dieser Hochgenuss an musikalischen Noten. Eine Akustikklampfe eröffnet den Song, folgend wird ein bisschen Fusion in Form von Dans Stromgitarre und Albertos Keyboards beigemischt, bevor Mark mit seiner klaren Rockröhre einsteigt. Alex beackert sein Kraftwerk wie ein Steinmetz im Akkord. Zwischendurch wird das Teil mit tollem Rhythmus garniert, das unweigerlich zum mitwippen animiert. Plötzlich geht's recht soft zu, kommt eher als Ballade rüber, wird mal kurz das Tempo rausgenommen. Wer nun denkt, dass das Stück vorbei ist, der irrt. Die Band gönnt sich nur einen Bruchteil von einer Pause, um nun ihre Instrumente bis zum Anschlag auszureizen! Pastorino lässt nun komplett die Sau raus und schmettert seine Vokale unzensiert ins Mikro. Klasse! Die letzten vier Minuten des Marathons (19:46 Min.) gehören wieder der Akustikgitarre, herzzerreißenden, butterweichen Pianoklängen und der Lili Rose veredelten Stimmbänder, die als Gastsängerin eine respektable Duftnote hinterlässt. Da werden sogar meine Knie zu Wackelpudding!
Nach dem ersten checken des Silberlings befinde ich mich in einem Schockzustand! Das Teil hat mich von den Brettern gehauen! Von Anfang an schalten die Italiener ihren Turbo ein und treiben meinen Puls in den Grenzbereich! Hier wird einem Rockmusik der allerfeinsten Sorte geboten. Eine Mischung aus Metallica, Megadeth und Steve Vai oder Joe Satriani. Mit Dan Logoluso habe ich einen Ausnahmekönner am Sechssaiter entdeckt, von dem ich bisher noch nichts gehört hatte und der sich auf Anhieb in meine persönliche Top-Liste gespielt hat! Die Tonqualität der Platte ist perfekt abgemischt und da es auch sonst nichts zu kritisieren gibt, habe ich seit längerem mal wieder einen 'heißen' Tipp parat!
Line-up:
Mark Pastorino (vocals)
Dan Logoluso (guitar)
Alberto Sonzogni (keyboards)
Luca Prederi (bass)
Alex Galanti (drums)
Bryan Beller (bass # 4,5)
Lili Rose (vocals # 6)
Tracklist
01:A Thousand Year Kingdom
02:Highway To Paradise
03:A New Way
04:World Confusion
05:Skyland
06:Real Mistery
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