Spielzeit: 44:25 (CD 1), 62:16 (CD 2) Medium: Do-CD Label: Parlophone/Warner, 2015 Stil: R&B, Pop Review vom 07.07.2015 Ilka Heiser

Bereits seit 1960 ist sie im Geschäft - die erfolgreichste Rocksängerin aller Zeiten - Tina Turner. Sie kennt nicht nur Höhen, sondern auch die Tiefen des Rock'n'Roll Circus. Zwar erhielt sie bereits 1974 mit dem Solo-Album "Tina Turns The Country On!" einen Grammy, dennoch musste sie nach der Trennung von Ike Turner im Jahr 1976 im Grunde von Null anfangen. Es war nicht leicht, in der Welt des Musikbusiness als Solokünstlerin wieder Fuß zu fassen. Aber Freunde wie Mick Jagger, Cher, David Bowie, Mike Stewart von United Artists Records und Manager Roger Kramer standen ihr mit Rat und Tat zur Seite.
Und so schaffte sie etwas, was sie sich damals in ihren kühnsten Träumen vermutlich nicht auszumalen gewagt hätte: Tina verkaufte im Laufe ihrer Karriere über 180 Millionen Tonträger, gewann acht Grammys, ist seit 1991 Mitglied in der Rock'n'Roll Hall Of Fame und erhielt noch weitere Auszeichnungen.

Mit dem fünften Soloalbum, "Private Dancer" - 1984 veröffentlicht, gelang Tina Turner endlich der große Durchbruch. "Private Dancer" schlug ein wie eine Bombe, sie wurde quasi über Nacht zum Megastar.
Dieses Album war nur so gespickt mit Megahits. Ob "What's Love Got To Do With It", "I Can't Stand The Rain", "Private Dancer" oder "Let's Stay Together", alles Stücke, die zu Welthits wurden, im Radio auf- und abliefen und auch heute noch laufen. Kein Wunder, dass die Platte in Ländern wie den USA, UK, Kanada, Australien und Deutschland mit Multi-Platin ausgezeichnet wurde. In Deutschland hielt diese sich sogar 94 Wochen lang in den Charts. Allein vier ihrer acht Grammys bekam die 'Queen of Rock' für Tracks aus "Private Dancer".

Natürlich muss man sich auch darüber im Klaren sein, dass Tina Turner ihre Songs nicht selbst schreibt. Sie singt die Stücke anderer wie z. B. "Help" von den Beatles, "1984" von David Bowie, bekommt von Mark Knopfler "Private Dancer" auf den sehr ansehnlichen Leib geschneidert oder covert "I Can't Stand The Rain" (Ann Peebles), transportiert so manchen Klassiker gekonnt in die Neuzeit. Joe Cocker verdiente auf die gleiche Weise seine Brötchen. Auch er machte die Hits anderer zu seinen eigenen.

Nun erscheint im Juni 2015 "Private Dancer" als remasterte "30th Anniversary Edition". Das eigentliche Schmankerl dieser Veröffentlichung ist aber Disc 2, auf der sich neben 12"-Mixen und B-Seiten drei Non-Album-Singles befinden.
Neben dem energiegeladenen Temptations-Song "Ball Of Confusion (With B.E.F)", der in Zusammenarbeit mit Martyn Ware von Heaven 17 entstand, ist das Bryan Adams-Duett des Stadionrockers "It's Only Love" auf der Bonusscheibe genauso enthalten wie das wunderbare Duett "Tonight" mit David Bowie.
"When I Was Young" von Eric Burdon & The Animals, "Let's Pretend We're Married" (Prince), "I Wrote A Letter" (Inga Rumpf) drückt die Rocklady ihren ganz persönlichen, oftmals sehr kraftvollen Stempel auf.

"Mad Max"-Fans wird's freuen, dass "We Don't Need Another Hero (Thunderdome)" es ebenfalls auf die Platte geschafft hat. In "Mad Max III - Jenseits der Donnerkuppel" spielte Tina übrigens die Aunty Entity. Das bombastische "One Of The Living" war ein weiterer Musiktitel aus diesem Film.
Ob die Auswahl der Extended 12" Remixe nun geglückt ist oder nicht, ist natürlich, wie alles im Leben, reine Geschmacksache.

Ein hübsches Booklet mit vielen Fotos der Künstlerin, aber auch mit Anmerkungen zu jedem einzelnen Track von Martyn Ware runden das Package ab.

"Private Dancer" war ein Befreiungsschlag, sowohl in musikalischer als auch privater Hinsicht und war Maßstab für zukünftige Turner-Veröffentlichungen. Grund genug, das Erscheinen vor 30 Jahren in gebührender Form zu würdigen, was Warner hiermit gelungen ist.