Spielzeit: 74:25 Medium: CD Label: Parlophone (Warner), 2014 Stil: R&B, Pop Review vom 14.02.2014 Ilka Heiser

Nanu, was flattert denn da so völlig ohne Vorankündigung auf den Redaktionstisch?
Natürlich sind wir es gewohnt, tagtäglich mit Platten bemustert zu werden, aber bei solch großem Namen erfolgt meist Wochen vorher schon der große Hype in Form von gefühlt 100ten von Mails mit der Bitte um Vorankündigungen, Newsmeldungen usw. usw. usw…. Doch dieses Mal schleicht sich Tina Turner heimlich still und leise mit ihrer CD "Love Songs" in die heiligen Redaktionshallen.

Der ersten Freude über ein neues Album folgt nach einem genaueren Blick auf die Tracklisteauch gleich die Ernüchterung auf dem Fuße, denn es ist keine wirklich neue Platte, sondern eine Zusammenstellung ausgewählter Hits. Begonnen wurde mit dem 1984 erschienenen "Private Dancer" und setzt sich bis zum 1999er Rundling "Twenty Four Seven" fort. Warum die 70er Veröffentlichungen nicht mit einbezogen worden sind, wird wohl Tinas kleines Geheimnis bleiben. Dafür wurde der Fokus mehr auf die erfolgreichen 80er und 90er Jahre gelegt (1985 erhielt die 'Grand Dame des Rock'n'Roll' gleich drei Grammy Awards: für die beste weibliche Gesangsdarbietung, für die Schallplatte des Jahres sowie für die beste weibliche Rockgesangsdarbietung).
Aus dem Album "Private Dancer" sind gleich drei Titel ausgekoppelt worden, aus "Foreign Affair" (1989) und "Twenty Four Seven" sogar jeweils vier Tracks. Es sind im Grunde alles Nummern, die der Tina Turner-Fan kennt und die im Radio rauf und runtergespielt werden wie zum Beispiel "The Best", das auf keinem Konzert fehlen darf, genau so wenig wie "'Let's Stay Together" oder "Private Dancer".

"Love Songs" nennt sich die Scheibe und natürlich singt die Tina über große Gefühle wie bei "Two People", "Missing You" oder "Look Me In The Heart". Aber das Album könnte genauso gut unter dem Banner 'Best Of', 'Greatest Hits' oder 'Very Best Of' laufen, denn hier ist nicht nur Candle Light Dinner-Musik zu hören, es wird natürlich auch mal sanft 'gerockt' ("The Best", "I Want You Near Me", "Whatever You Need", "When The Heartache Is Over"), was in einer partnerschaftlichen Beziehung nicht unüblich ist.
Sehr schön finde ich, dass "Be Tender With Me Baby" auf der Platte enthalten ist. Schmerzlich vermisse ich dagegen "Break Every Rule", eine für die Künstlerin eher untypische, aber sehr leidenschaftliche Nummer. Deshalb finde ich es sehr schade, dass diese es nicht auf die CD geschafft hat.
Natürlich darf "River Deep Mountain High" (gemeinsam mit Ike Turner), auf einer Compilation nicht fehlen.

Viel Musik bekommt der Tina Turner-Fan fürs Geld. Das Album ist mit einer Spielzeit von knapp 75 Minuten und 18 Songs proppenvoll gepackt. Ob die Auswahl gelungen ist oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. Vielleicht wären ein paar Bonustracks oder weniger bekannte Lieder reizvoller gewesen, um die Kaufentscheidung zu erleichtern. Zumindest erhält man damit einen relativ guten Überblick über die Schaffensphase dieser großartigen Künstlerin. Ein guter Einstieg für alle diejenigen, die noch keine Platten der Sängerin mit den immer noch beneidenswert schönen Beinen im Schrank haben oder nichts von ihr kennen, aber gibt es die tatsächlich?
Es sind 'Love Songs' - die Scheibe hat am 14.02.2014 Veröffentlichung - pünktlich zum Valentinstag. Tinas Liebesbeweis an ihren langjährigen Partner, den sie 2013 heiratete? Wer weiß. Ich für meinen Teil hole mir dann doch lieber das 1996er "Wildest Dreams" aus dem Regal, wenn ich tatsächlich Love Songs hören will.