Toby / Sleeptalk
Sleeptalk Spielzeit: 48:40
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Singer/Songwriter, Blues, Jazz


Review vom 29.10.2011


Markus Kerren
Die Australierin Toby Beard hatte ihre größten Erfolge bisher in Kanada, wo sie bereits sieben längere Tourneen absolvierte. Aber auch in den USA, Europa und natürlich (verstärkt) ihrer Heimat war sie bereits unterwegs und konnte ihr Publikum durch ihre emotionalen Shows begeistern. Auf ihrem vierten Album hat die in Perth geborene Sängerin, Gitarristin und Komponistin eine tolle Stilvielfalt am Start, was ihr auch zu keiner Zeit Probleme zu bereiten scheint. Vielmehr springt sie spielerisch immer wieder zwischen Blues, Soul, Rock, Chanson oder auch mal Jazzigem hin und her. Um es schon mal vorweg zu nehmen: "Sleeptalk" ist ein sehr starkes Album geworden.
"Little Man" ist ein Reggae mit angezogener Handbremse, über den die Sängerin ihre einfühlsame Stimme legt, während sie von einer einsamen, todtraurigen Trompete begleitet wird, die noch ein paar Sprengsel Jazz mit ins Spiel bringt. Der soulvoll-bluesige Gesang ist ganz offensichtlich die Stärke der Australierin und in diese Richtung wurden die vorliegenden zwölf Tracks dann auch von ihr komponiert.
Den Song "C'est L'Amour" bringt sie in französischer Sprache, was wohl auch als 'Dankeschön' an ihre kanadischen Fans zu verstehen ist. Sehr französisch - Stichwort: Chanson - klingt dazu auch die Musik, die sich den Hörer umgehend in einem Pariser Straßen-Cafe sitzend fühlen lässt. Stark, diese Lady kann offensichtlich alles. Eine wunderschöne Ballade im Singer/Songwriter-Stil ist "Fly", die von einem einfühlsamen Piano begleitet wird. Der "Birthday Blues" kommt zwar nicht als Zwölftakter, sondern reichlich flott daher, kann die melancholische Stimmung der Protagonistin aber dennoch nicht verheimlichen.
Der Opener "Again" ist ein bluesiger Singer/Songwriter-Titel, der mit seinen guten Melodien, dem beherzten Gesang sowie einer warmen Hammond-Orgel direkt schon mal Lust auf Mehr macht. "Won't Be A Fool" schließt sich als souliger Blues an, bei dem die Vokalistin ihrer ganzen Emotionalität und stimmlichen Power freien Lauf lassen kann. Die Bar Jazz-Nummer "Smile (Opa's Song)" verbreitet umgehend gute Laune. Neben erneut sehr tollen Blechbläsern gibt es hier gar Pfeif-Einlagen von Miss Beard und selbst die passen hervorragend zu dem Stück.
Eine bärenstarke Blues-Ballade kommt mit "So Tired" um die Ecke gebogen und reißt den ohnehin schon begeisterten Rezensenten herzhaft mit. Toby hat die stimmliche Qualität, das Songwriting-Talent sowie sehr starke Musiker an ihrer Seite und scheint Song für Song immer wieder einen drauf zu setzen. Mit "Good Old Days" gibt es zum Abschluss noch eine flotte Soul Jazz-Nummer, die diese hervorragende Scheibe dann ausklingen lässt.
Sehr überraschend und verwunderlich ist dagegen, dass ausgerechnet der alte Etta James- und Chicken Shack-Klassiker "I'd Rather Go Blind" nicht so richtig abheben will. Unterstützt vom mit Jazz-Besen bearbeiteten Schlagzeug, dem Bass und einer schönen Hammond ist mir der gesangliche Vortrag hier etwas zu gemächlich, zumindest im Vergleich mit den beiden vorgenannten Künstlern. Schade, aber dies ist auf der Gegenseite tatsächlich auch der einzige Kritikpunkt an diesem Silberling.
"Sleeptalk" hat alles, was ein starkes Album benötigt. Sehr gutes Songwriting, enorme Vielfalt, klasse Arrangements wie einen guten, herrlich warmen Sound, Spitzen-Musiker und eine Sängerin, die sowohl sehr emotional wie auch powervoll ihre Geschichten an den Mann bringt. Ein klarer Tipp, denn selbst das oben kritisierte "I'd Rather Go Blind" ist kein echter Ausfall.
Unbedingt mal reinhören, am besten in "Little Man", "So Tired", "Won't Be A Fool" oder "Good Old Days". Schließlich bleibt nur zu hoffen, dass sich die Australierin auch bald mal nach Deutschland 'verirrt', denn dieses Studioalbum verspricht noch außergewöhnlichere Live-Shows.
Line-up:
Toby Beard (lead vocals, acoustic-, electric- & 12 string guitars)
James Nash (acoustic & electric guitars)
Jon Evans (bass, double bass)
Daniel Eisenberg (acoustic piano, Hammond organ, celeste)
Scott Amendola (drums & percussion - #3,5,6,7,10)
Dawn Richardson (drums - #1,2,4,9)
Julie Wolf (Rhodes, accordion, melodica, background vocals)
David K. Mathews (Hammond B3 - #7,10, Wurlitzer - #10, acousic piano - #3)
Mike Olmos (trumpet, flugelhorn)
Joe Cohen (tenor saxophone - #3,6)
Marty Wehner (trombone - #3,6, bass trombone - #6, baritone horn - #6)
Marcie Brown (cello - #11)
Eliot Bruse (drums & background vocals - #12)
Gavin Arnold (bass & background vocals - #12)
Andrew Gioia (trumpet & background vocals - #12)
Lucas Van Berkel (soprano saxophone - #5)
Jean Guy Lemire (harmonica - #10)
Sakai (background vocals - #1,2,3,4,6)
Claytoven Richardson (background vocals - #)
Tracklist
01:Again
02:Won't Be A Fool
03:Birthday Blues
04:If You Won't
05:Little Man
06:C'est L'Amour
07:Rather Go Blind
08:Fly
09:Smile (Opa's Song)
10:So Tired
11:Stay
12:Good Old Days
Externe Links: