Tomorrow's Eve
Mirror Of Creation 2 - Genesis II
Mirror Of Creation 2 - Genesis II Spielzeit: 68:46
Medium: CD
Label: Lion Music, 2006
Stil: Prog Metal


Review vom 03.12.2006


Moritz Alves
Mit Tomorrow's Eve kommt eine deutsche Prog Metal-Band aus dem Hause Lion Music, die mit dem mir vorliegenden Album das dritte Werk ihrer Karriere vorlegt. "Mirror Of Creation 2 - Genesis II" stellt dabei, der Titel deutet es bereits an, den Nachfolger zum Werk "Mirror Of Creation" von 2003 dar. Auf gut 70 Minuten Spielzeit wird hier progressiver Metal vom Feinsten zelebriert!
Die Band überzeugt auf diesem Album auf ganzer Linie und bietet alles, was Fans von progressivem Metal die Freudentränen in die Augen treiben sollte: Traumhafter Gesang, häufige Stimmungs- und Rhythmenwechsel, musikalische Eingängigkeit neben vertrackten Songstrukturen, atemberaubendes Zusammenspiel von Gitarren und Keyboards etc.
Eben technische Raffinessen am laufenden Band! Hörer, die auf Dream Theater oder Queensryche stehen, werden hier bestens bedient, was nicht zuletzt am Gesang Martin LeMars liegen dürfte, der mich stellenweise etwas an Geoff Tate von Queensryche erinnert. "Mirror Of Creation 2 - Genesis II" hat übrigens eine zusammenhängende Geschichte als textliche Basis, und befindet sich damit in der Tradition großer Konzeptalben:
Themen wie Hoffnungslosigkeit, Leben, Tod und Liebe werden in der Geschichte über einen Mann verarbeitet, der an Gedächtnisverlust leidet. Dieser Mann erwacht eines Tages schwer verletzt in einer dreckigen Gasse und hat keine Ahnung, wer er ist. Er wird ins Krankenhaus gebracht, jedoch scheint ihn niemand zu vermissen. Schlimmer noch: Nach und nach geben die Ärzte es auf, seine Identität zu ergründen. Eine Ärztin jedoch gibt den Versuch nicht auf, die Erinnerungen des Mannes wieder herzustellen, was schlimme Folgen hat. Je mehr sich der Mann erinnert, desto weniger möchte er es... Bald stellt er fest, dass er Teil eines kuriosen Experiments gewesen ist, welches er selbst blutig beendet hatte. Und die Ärztin, die sich um ihn kümmert, könnte daran beteiligt gewesen sein...
Damit nicht genug: Die beiden haben sich in der Zwischenzeit auch noch ineinander verliebt...
Das Songmaterial ist durch die Bank erstklassig, dennoch möchte ich an dieser Stelle folgende Anmerkungen machen: Das mittelschnelle, in den Strophen stampfende und in Bridge und Refrain von tollen Gesangslinien getragene "Amnesia" sollte unbedingt angetestet werden. Auch das von Doublebass-Gewitter begleitete Rhythmusmonster "Pain" ist unbedingt einen Versuch wert. Hier zeigen Tomorrow's Eve, dass sie mit Leichtigkeit auch Metal-Brecher erster Kajüte komponieren können!
Das durch Stimmungswechsel und mehrere Unterteilungen charakterisierte "The Eve Suite" stellt für mich eine Art Herzstück des Albums dar. Neben zerbrechlichen Piano-Parts, Midtempo-Einlagen und geradezu sphärischen Keyboadteppichen fällt mir bei diesem Neunminüter besonders Sänger Martin LeMar auf, der hier alle Register seines Könnens zieht. Auch kommen anspruchsvolle Rhythmusvariationen vor, ebenso wie bratende E-Gitarren. Für mich eines der Highlights der Scheibe!
Des weiteren sollten noch "The Market Of Umbra" (orientalische Melodien, z.T. weiblicher Gesang), "Not From This World" (Duett-Gesang zwischen Mann und Frau, der besonders im majestätischen Refrain bestens zur Geltung kommt - großartig!) erwähnt werden. Das kurze Piano-Zwischenspiel "Eye For An Eye" leitet dann den zweiten Teil des Albums ein, der mit Songs wie "Irreversible", "Distant Murmurs" oder "Human Device" (inklusive Keyboard-Frickel-Parts in bester Dream Theater-Manier!) deutlich Metal-lastiger ausfällt als die ersten Stücke. Mit dem überlangen Song "The Trials Of Man" schließlich, findet "Mirror Of Creation 2 - Genesis II" seinen krönenden Abschluss. Jedoch sollte man sich von dessen 17-minütiger Spielzeit nicht irreführen lassen, da diese auch einen Hidden Track am Ende der CD beinhaltet. Von 11:39 bis 15:46 Minuten kommt jedenfalls nichts als Stille aus den Boxen...
Alles in allem bin ich schwer begeistert von dieser Scheibe! Tommorow's Eve beweisen eindrucksvoll, dass auch aus deutschen Landen Prog Metal kommen kann, der sich vor der internationalen Konkurrenz in keiner Minute zu verstecken braucht! Jeder, der auch nur ansatzweise auf anspruchsvolle Gitarrenmusik steht, sollte unbedingt ein Ohr riskieren. Die progressiven Anteile halten sich hier mit Metal-Rhythmen gekonnt die Waage, so dass die Scheibe niemals eintönig und langweilig wird. Abschließend möchte ich noch anmerken, dass die Band bei all der technischen Raffinesse nie die Songstrukturen aus den Augen verliert und deshalb auch niemals in nervtötendes Endlos-Gefrickel abdriftet. Absolute Spitzenklasse!
Tracklist
01:Man Without A Name (0:46)
02:Amnesia (6:33)
03:Pain (3:25)
04:The Eve Suite (9:00)
  I:A Gentle Light
  II:Shelter And Hope
  III:Days Turn Into Weeks
  IV:Eve
05:The Market Of Umbra (4:48)
06:Not From This World (4:14)
07:Eye For An Eye (0:59)
08:Irreversible (4:56)
09:Distant Murmurs (5:31)
10:Rebirth (5:44)
11:Human Device (5:45)
12:The Trials Of Man (17:00)
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