|
Too Slim And The Taildraggers / Blue Heart
|
|||
|
Irgendwie wird man nach einigen Platten von Tim 'Too Slim' Langford das Gefühl nicht los, bei ihm verwandelt sich alles, was er anpackt in Edelmetall. Zumindest reduziert auf seine Musik muss man auch nach "Blue Heart" zu diesem Schluss kommen. Der Künstler kann, egal welche Zielrichtung seine Vorstellungen haben, voll und ganz überzeugen. Für dieses Album war er in Nashville. Tom Hambridge (unter anderem auch Buddy Guy, Delbert McClinton, Susan Tedeschi,
Johnny Winter) hat gleich zwei Stühle besetzt, den des Drummers und Produzenten. Tim 'Too Slim' Langford scheint für seine Veröffentlichungen ein Rotationsprinzip zu gefallen, denn im Line-up für vorliegende Platte hat sich gegenüber Shiver ordentlich was getan. Mit Rob McNelley gönnt er sich einen weiteren Gitarristen an seiner Seite und der ehemalige
Stevie Ray Vaughan-Keyboarder Reese Wynans ist auch keine unbekannte Größe im Musikbusiness. Bassist Tommy McDonald wird unter anderem mit Bo Diddley, Buddy Guy oder Joe Louis Walker in Zusammenhang gebracht und dann ist da noch das Wet Willie-Mitglied Jimmy Hall mit von der Partie. Normalerweise muss man bei einer Rezension nicht unbedingt mit dem Opener anfangen, aber hier darf darauf auf keinen Fall verzichtet werden. Nein, nicht aus dem Grund, weil man es vielleicht vergessen könnte, denn "Wash My Hands" hat die Haftkraft des freudig tanzenden ZZ Top-Herzens und bohrt sich mit viel Temperament und Tempo unter die Haut. Tim 'Too Slim' Langford ist dann auch noch mit einem überraschend-aufmischenden Slide-Solo zur Stelle. Vier Minuten reichen hier aus, um die Begeisterung mit einer hohen Erwartung an die weiteren neun Eigenkompositionen zu paaren. "The Shape Of Blues To Come" stammt von Dave Duncan.
Wenn das noch heftiger rockende "If You Broke My Heart" mit einbezogen wird, dann geht man schon langsam auf die Suche nach einem Geländer, um sich einen Haltepunkt zu organisieren, denn es kann einem bei dem Rock schon leicht schwindelig werden. Zumal das Titelstück mit Jimmy Hall an der Harp auch noch über einen tollen, furztrockenen Groove verfügt.
Mit ihrer Southern- und Blues-Ausrichtung findet die Band immer wieder Gefallen. Bei seiner Vorliebe für das Bottleneck und dessen Treiben in den Swamps könnte man ihm glatt um den Hals fallen. Ersatzweise hilft da der längste Track des Albums "Preacher". Ein Hammer-Song! Ein Geniestreich vor dem Herrn. Für Interessierte, die Tim 'Too Slim' Langfords Stimme (noch) nicht kennen, sei geschrieben, dass sie über eine gute Portion Reibeisen verfügt und er mit seinem Gesang in allen Stimmungen seiner Musik eine Heimat hat.
Auch wenn der Protagonist in "Make It Sound Happy" sowie "New Years Blues" die Gelegenheit nutzt, um sich den angesammelten Schweiß abzuwischen, entschleunigt er beim letzten Vorhang "Angels Are Back" doch noch deutlicher. Dafür wird zwar die akustische Gitarre geschultert, aber auf keinen Fall auf das Metallröhrchen verzichtet. Tim 'Too Slim' Langford ersetzt die Eisenspäne durch Melancholie und wenn bei Tom Hambridge neben Drums auch Percussion angegeben wird, dann weiß man spätestens hier, warum. Ob diese Nummer ein kleiner Hinweis auf weitere Taten des Mannes ist? Unverkennbar haben Trommeln und Gitarre einen fernöstlichen Touch, viel tiefer gehend als die Psychedelic der Beatles. Jimmy Hall zum Zweiten ... er übernimmt die Lead Vocals in "Good To See You Smile Again". Er singt anders. Seine Stimmbänder tendieren viel mehr zum Soul, der hier auch gut in den Rahmen der Power-Ballade passt.
Es passt hier alles zusammen. Too Slim und die abermals anders besetzten The Taildraggers haben mit "Blue Heart", dem man beim Titel ruhig ein s hinter 'Blue' hätte gönnen können, ein verteufelt gutes Album auf den Markt gebracht.
Line-up:
Tim 'Too Slim' Langford (vocals, guitars) Ron McNelly (electric guitar) Reese Wynans (Hammond B3 organ) Jimmy Hall (vocals - #5, harmonica - #3) Tom MacDonald (bass) Tom Hambridge (drums, percussion, background vocals)
Externe Links:
|
