Mit einem
»und täglich grüßt das Murmeltier« verdichten sich eines fortschrittlichen Rock-Klängen verleibten Proggies dahingehende Gedankengänge und gefühlten Aspekte, sein anhaltend unverblichenes und innig verehrtes Genre, würde derzeit von multitalentierten Dirigenten dominiert.
Rockenzyclopädisten wussten schon immer darum, dass die stillen, mit Kreativüberschüben beseelten Musik-Laboranten, gut ausgestattet durch erheblich multifunktionaler Künstler-Tentakel voll unlöschbarer Tinte sowohl die Genre-Annalen, als auch dazumale Murmeltiermomente, mit reichlich Ruhm übergossen.
So verfallen auch heute noch progorientierte Teufelskerle und Akustik-Genies wie
Steven Wilson und sein, mittlerweile auf Augenhöhe gerückter sächsischer Kollege
Marek Arnold, in einen scheinbar schlaflosen sowie bemerkenswert Projekte erfüllten Studiowettlauf.
Bis auf weiteres ist es diesen nachgewachsenen siebziger Prog-Verköstlern und Junior-Frankensteinen zu verdanken, dass die Erfrischung einer - einst als geschmacksverirrte Abweichung jener revolutionären Ära verlachten Musikrichtung - zum aufregend innovativen Studio und Bühnen-Oberligisten gereichen.
Gerade noch erschütterte
Arnolds letztes Hipster vergraulendes
Glanzstück die Grundfesten britischer Prog-Klugscheißer und Beliebtheitspositionen ewiger Siegertypen wie
Wilson, bläst dieser erneut zum Sturm auf internationale Platzierungen.
Beim neuen Mammutwerk von
Marek Arnolds und Goldkehlchen
Larry B.'s Mannen wurde jedenfalls hörbar nicht gekleckert, sondern nun mit "Farewell" ein 42-minütiges Gusswerk voller konziser Ausformulierungen progmusikalischer Texturen, zudem manch gehörigen Schöpfer spielerischer Virtuositäten, vorgelegt.
Toxic Smiles Genius liegt auch hierbei wieder in Band-Babbo
Mareks großspuriger Produktion und dem Händchen, aus einerseits nahe am Pathos schürfenden Rezepturen von steinerweichenden Streichern sowie pompösen Tasten-Dramaturgien, andrerseits teils kopfhörerattackierende, überdies dem Metal verbrüderte Saitenduelle ein passgenaues Wams zu basteln.
Ihr konzeptionell verpuzzletes Eindringen ins philosophische Wurzelwerk über menschliche Sinneswahrnehmungen und die betont wiederaufgenommen Klassik-Fäden von gewesenem "In Classic Extension"-Feingewebtem stellen einen kompositorischen Weitsprung mit akademischen Auswuchs dar.
Larrys leicht aufgerautes, zwischen derb-herzlichen und melancholischen Vignetten changierendes Sanges-Organ bewegt sich derweil sattelfest im Auf-und Abwogendem, verkopft-rockigem ferner, drahtigem, Arrangement.
Wie ein wohldefiniertes Musikbündel erschufen hier Protagonisten in Symbiose mit den sinnierten Textzeilen bisweilen einen ganzheitlichen Synapsen-Soundtrack, gleichwohl als Hommage an jene komplex-eigensinnige, von unterschwelliger Melancholie und rhythmisch voranschreitender Pathetik beschliffene, Prog-Dreifaltigkeit.
Mit Sorgfalt instrumentieren die Leipziger auf "Farewell" die, irrtümlicherweise als antiquiert abgewunkene Kunstform geistreicher Rock-Konzepte, welche mit detailverliebten Chorussen, sperrigen, überdies kammermusikalischen Handwerksrasseln, harmoniegetunktem Atmosphärenporno und britischem Pomp-Tamtam jegliche Nachhaltigkeit erzwingt.
Auch wenn die Tatsache, dass hierbei wiederum musikalisch »keine neue Sau durchs Dorf getrieben wurde«, und sich jeder Prog-Connaisseur diese Brisanz erst erschließen muss, vollbringen Arnolds fingerfertige Entourage mit ihrem "Abschieds"-Opus Magnum die gar kühne Akrobatik, sowohl explizit hehrer Kunstanstrengung, als auch zeitgenössisch verpackten Rock-Thematiken, gerecht zu werden.