Zugegebenermaßen fällt es dem Rezensenten angesichts publizierter Vorschusslorbeeren und euphorisierender Erwartungen des vorliegenden Silberlings durchaus schwer, objektive Gütekriterien zu berücksichtigen.
Erschwerend wirken obendrein die Umstände, dass zurückliegende Projekte des sächsischen Rock-Kreativisten und Studio-Houdinis Marek Arnold, musikalisch substanzlose Nachgeschmäcker bisher völlig aussparten.
Der erste Höreindruck jedenfalls lässt minder Enttäuschendes vernehmen, rammen die handwerklich beflissenen Akteure abermals bewährt charakteristische Pflöcke in Prog-essenziell fruchtbare Muttererde.
Wer Arnolds Leipziger Truppe schon kennt, erwartet keine klebrige, seltsam künstliche und mit einer plastinierten Pop-Industrie korrumpierende Schlussverkaufsware, sondern an internationalen Höransprüchen sowie gloriosen Prog Rock-Momenten gemahnende Vielfalt. Der umtriebige Studio-Zampano, welcher mit seinen zahlreichen Projekten gern mal literarisch konzeptionelles Terrain beackert, pflegt mit den Toxic Smile-Mannen hingegen die kompositorischen und sehnsuchtsvollen Musen komplexer Nachlässe.
Somit rangeln das sächsische Musikerkollektiv und sein neuestes Machwerk wiederholt um jeden Zentimeter Revierboden unerschütterlicher Platzhirsche und setzen mit bewährter Manier auf eine intelligente Mischung aus stahlgehärteten Melodiebögen, songdienlichen Wohlgesängen und vom Hauch goldener Kunstrock-Zeiten beseelter Spiellaunen.
Dabei bemühen die sieben teils recht ausgedehnten Kompositionen erwartungsgemäß das Streben nach instrumentaler Perfektion sowie die Idee eines kantigen und der Quadratur fortschrittlicher Musik verbandelten Klangkosmos.
So stellt sich Marek Arnold, der gern alles selbst in die Hand nimmt, was Tasten besitzt, mit seinen Musikern der Herausforderung, der reichlich erfüllten Hinterlassenschaft altgedienter Stilpanscher zwar eine erhärtete, aber dennoch nachgiebige und figurdienliche Hülle anzupassen. Mit der längst bewiesenen Unverwechselbarkeit und leibgeistigen Hingabe werden die einzelnen Songs wiederum mit Melodiebeflissenheit und hymnisch-zartschmelzenden Vokalausflügen, freilich vom Glatt-Geleckten zwei Handbreit entfernt, in den Adelsstand erhoben.
Sollte man annehmen, die Protagonisten hätten vor zwei Jahren mit dem programmatischen Brocken I'm Your Saviour am künstlerischen Grenzfels gekratzt, wird man mit "7" eines Besseren belehrt.
Obgleich sich auch hierbei dem Prog-Kanon verpflichteten Zitieren kaum jemand zu entziehen vermochte, treiben die Jungs mit Frische, ästhetisierter Metal-Attitüde und unterhaltsamer Renitenz einen Stachel zwischen alle Hipster sowie ausverkaufsgefällige Ware.
Mehr als nur ein paar verknotete Dehnübungen sowie paraphrasierende Kunststücke versprechen wiederum vermehrt Jazz-föderierte Elemente. Sorgsam exponierte Portionen von
symphonischen Flickenteppichen und hartriffigen Darreichungsformen ringen mit Arnolds stimmigen Piano-Sopran-Sax-Miniaturen um bestmögliche Erlösung..
Larry Brödels dezent angeraute und süffige Empathie proklamierende Gesangseinlagen sind dabei wieder vielmehr als nur verlässliche Viadukte zwischen den geschmeidig verspielten und dennoch granitenen Handwerkspreziosen.
Die meisten der Stücke verdeutlichen nicht nur weitere Geniestreiche eines kongenialen Musiker-Teams, sondern in derart starken Fundamenten fußende Kreativität und ein geradewegs erneuertes sowie kompromissloses Bündnis zwischen unangepasster Rocktradition, grobpinseligen Metalstrichen und nahezu aristokratisch-pompbeseelter Melodie-Konfektion.
An Spitzen einer imaginären Spannungs-Amplitude stoßende Kompositionen wie "Rayless Sun", "Needless" oder "Afterglow" strotzen vor Akkordwechseln, ohne jegliche songnützlichen Bande zu perforieren. Ein Rhythmus-Konglomerat aus Funk-verwurzelten Bassläufen und schlagkräftigen Neunmalklügeleien bildet amtliche Grundlagen für solistische Parforceritte aus altbewährten Kaderschmieden.
Inmitten aller halsbrecherischen und dennoch rational durchdachten Interaktionen sorgen Uwe Reinholz' rockistische Fingerfertigkeiten für gesunde Härtegrade, seine hingegen aufgekratzten Sangesversuche in "Needless" für verpuffende Wermutstropfen.
Natürlich dokumentiert Arnolds spielerisch kompetentes 'Collegium' reichlich genreverdächtige Schlüsselreize. Da ertönen sowohl dem Hades entronnene Orgelfetzen sowie flirrende Mellotron-Geschwader als auch von scheinbarer Altersklugheit abgehangenes Blechgebläse zu einer doch recht Art Rock-motivierten, aber auf den sächsischen Leib gepassten Eigenkreation. Zum vierten Mal manifestieren die 'giftigen Lächler' ihre gewachsene Referenzgröße für zeitgemäßen Vollblut-Prog und die Kunst, maskuline Rockkulturen, instrumental generierte Ohrgasmen und melodieträchtige Songschmelze prachtvoll zu vermählen.
Line-up:
Marek Arnold (keyboards, saxophone)
Larry B. (lead and backing vocals)
Uwe Reinholz (guitars, vocals - #3)
Robert Brenner (basses, backing vocals)
Robert Eisfeld (drums)
Guest Musicians:
Cat Henschelmann (violins)
Kiri Geile (vocal shouts - #7)
Tracklist |
01:From Inside Out
02:Barefooted Man
03:Needless
04:Love Without Creation
05:Rayless Sun
06:King Of Nowhere
07:Afterglow
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