Spielzeit: 59:36 Medium: CD Label: Sulatron Records, 2010 Stil: Psychedelic Rock Review vom 06.01.2011 Markus Kerren

Es gibt Nachschub aus dem Hause Sulatron. Die Wege von Label-Chef Dave Schmidt und der Innsbrucker Band Tracker kreuzten sich auf Sardinien, als beide dem legendären Duna Jam beiwohnten und Bekanntschaft schlossen. Im Jahr 2009 nahm das Trio seine erste EP auf, von der wohl auch einige Songs in der Gegend rumschwirrten, die aber nie offiziell veröffentlicht wurde. Schließlich kontaktierten die Musiker Schmidt mit der Anfrage, ob er eventuell Interesse hätte, sie unter Vertrag zu nehmen. Hatte er. So wurden dann die Tracks der EP noch einmal überarbeitet und mit neuen ergänzt, sodass das Debütalbum nun fast eine Stunde Musik auffahren kann.

"Tight Fit" startet die Scheibe mit einem bluesigen Rock-Jam, wobei die Betonung zu Recht auf Rock liegt. Der Gesang kommt eher verhalten, während der Bass und das Schlagzeug schon eine mächtige Attacke fahren. Taktisch klug werden immer wieder Breaks und Bridges eingebaut, die die Geschichte spannend halten. Zum Schluss hin nimmt die Truppe die Geschwindigkeit gänzlich raus und spielt die Nummer sprichwörtlich im Zeitlupen-Tempo zu Ende. Ungewöhnlich und durchaus interessant, wenn auch nicht unbedingt eingängig. Aber darum ging es den Tirolern ganz sicher auch gar nicht.

Wesentlich geradliniger nach vorne hört sich "Recommended Fool" dann schon wieder ganz anders an. Die Vocals befinden sich im Mix erneut weiter hinten und klingen fast wie durch einen Schleier gesungen. Das Songwriting ist eher simpel gestrickt, was Tracker aber durch das Arrangement und die Tempowechsel wieder ausgleichen können. Schöne Gitarrenarbeit wird uns am Anfang von "Impregnated Eye" geboten und das Lick wird so lange wiederholt, dass es fast ins Hypnotische abdriftet. Nach etwa zwei Minuten gesellt sich ein wabernder Bass dazu, der dann auch die Drums und den Gesang mit sich zieht.

Dann ist da das Stück "Blower". Und der erste Teil dieses Titels hat - bewusst oder unbewusst - eine extreme Ähnlichkeit zu Motörheads "Sacrifice". In den Strophen ein vertrackter Rhythmus, bei dem man sich die Beine verknoten würde, würde man versuchen zu tanzen - der dann in der Bridge von schnellen, öffnenden Akkordfolgen entwirrt wird. Nach etwa zweieinhalb Minuten wird aber jedes Tempo raus genommen, es wird perkussiv und die Keyboards gesellen sich mit schönen Space-Sounds hinzu. Im letzten Part des Songs bekommt die Gitarre ihr Solo, bevor man wieder in den Anfangsrhythmus verfällt, der das Stück dann auch abschließt.

Richtig schön fett nach vorne geht es bei "Window Shopping", während der Song mich durch den Gesang und die Rhythmus-Abteilung hier sehr angenehm an Hawkwinds "You Shouldn't Do That" erinnert. "Deregulate" verfügt über die besten Gesangslinien der Scheibe und nicht nur deshalb würde ich mich hier auch auf den Anspieltipp festlegen. "Blender" verfügt über das wohl coolste Gitarrenriff des Albums und "Below Radar" fährt noch mal das ganze Brett mit treibendem Bass, äußerst agilem Schlagzeug und der Farbe ins Spiel bringenden Gitarre auf. Was nicht nur bei diesem Song dagegen etwas abfällt, ist der Gesang, der, wenn man das Gesamtbild betrachtet, doch etwas zu eintönig erscheint.

Was die Österreicher Tracker auf ihrem Debüt abliefern, ist eine seltsame und interessante Mischung auch Psychedelic-, Indie- und Krautrock, die schließlich ein Gebräu ergibt, das wahrscheinlich nicht unbedingt jedem bekömmlich sein wird. Schon gar nicht beim ersten Hördurchlauf. Aber "How I Became An Alien" ist auch eine dieser Platten, die mit jedem weiteren Abspielen wächst. Wie sehr, wird wie immer vom persönlichen Gusto des Fans abhängig sein. Ein Album, das man sich erst erarbeiten muss, das aber auch sehr viel Spaß machen kann.

Line-up:
Martin Fuchs (bass, kaossilator)
Daniel Walter (drums, keyboards, vocals)
Max Muehlbacher (guitars, vocals)