Fast nicht zu glauben, aber die fünf Mitglieder von The Treatment aus dem englischen Cambridge sind alle gerade erstmal um die zwanzig Jahre alt (der Schlagzeuger Dhani Mansworth feierte diesen Sommer seinen 18. Geburtstag). Denn diesen Umstand hört man dem Debütalbum "This Might Hurt" zu keinem Zeitpunkt an. Vielmehr wird hier auf Teufel komm raus losgerockt und auch die mit AC/DC, Thin Lizzy oder Aerosmith angegebenen Einflüsse sind sehr gut nachvollziehbar, ohne dass man das eher negativ behaftete Gefühl bekommt, irgendwelche der insgesamt 13 Tracks (abzüglich der einen Cover-Version und unter Berücksichtigung eines doppelten Stücks) schon mal hier und da gehört zu haben.
Produziert wurde die Scheibe von Dhanis Vater Laurie Mansworth ( Airrace) und gemixt von Tony Newton. Beides übrigens in Steve Harris' ( Iron Maiden) eigenem Barnyard Studio in der Grafschaft Essex. Nachdem die Truppe bereits für einige Shows die Bühnenbretter mit Black Stone Cherry geteilt hat, wird nach Veröffentlichung des Albums erstmal ganz gezielt auf Tour gegangen. Nun aber zur Musik:
Mit dem fetten Rocker "Departed" und einem an Led Zeppelin zu "Physical Graffiti"-Zeiten erinnernden Gitarren-Riff wird sofort voll durchgestartet. Die Briten bersten fast vor Power und man hat geradezu das Gefühl, von dem dichten wie transparenten Sound gegen die Wand gedrückt zu werden. Dazu gesellen sich ein cooler, eingängiger Refrain sowie ein fetziges Gitarren-Solo und prompt hat die Band das 1 : 0 bereits in den Anfangsminuten erzielt. Auch bei "The Doctor" sowie "I Want Love" wird keinen Gang zurückgeschaltet und weiterhin auf das Rezept 'Schmutziger, krafvoller Rock mit einprägsamen Refrains' gesetzt. Erfolgreich!
Erst bei "Just Tell Me Why" kann der Hörer den Anschnallgurt etwas lockern, wenn er auch hier das Gefühl hat, einer Geschichte aus den Pubs der verlorenen Seelen zu lauschen. Weichspül-Balladen sind was anderes! Die erste Single-Auskopplung des Silberlings nennt sich "D**K F**K F***t", das ausgeschrieben für "Drink, Fuck, Fight" steht. Eine kluge Wahl, denn hier geht einmal mehr so richtig die Post ab und man ist endgültig im 'Badass-Rockland' der Marke Australien angekommen. Eine feine Slide-Einlage gibt es bei "Winter Sun", einem Midtempo-Rocker mit deutlichen Blues-Einflüssen auf die Ohren.
Bei der einzigen Cover-Nummer des Silberlings handelt es sich um "Road Rocket" von den UK-Rockern More. Auch hier werden keine Gefangenen gemacht und selbst wenn ich den Original-Track nicht kenne, kann ich The Treatment eine absolut gelungene Version bescheinigen, bei der sich der Frontmann Matt Jones gar zeitweise wie ein Rob Halford in tieferen Tonlagen zu Anfang der achtziger Jahre anhört. Als Rausschmeißer bekommen wir dann noch eine Akustik-Version von "Just Tell Me Why" geboten und hier schielt man wohl doch ein bisschen auf Radio- wie Video-Einsätze. Ganz okay, aber die erste Version erscheint doch wesentlich authentischer.
Man kommt letztendlich nicht an der Tatsache vorbei, dass The Treatment mit "This Might Hurt" ein bärenstarkes Debüt vorgelegt haben. Rauer, erdiger Rock mit viel Dreck unter den Fingernägeln, der sich hier und da auch mal stilistisch mit ein bisschen Sleaze Rock zu verstärken versucht. Meine Gratulation geht nach Cambridge für fünfzig Minuten Vollbedienung. Checkt einfach nur mal "Departed", "D***K, F**K, F***T" oder auch die räudige (erste) Version von "Just Tell Me Why" an und ihr wisst, was ich meine. Da darf man sich auf eine hoffentlich bald folgende Deutschland-Tour schon so richtig freuen!
Line-up:
Matt Jones (lead vocals)
Ben Brookland (lead guitars)
Tagore Grey (rhythm guitars)
Swoggle (bass)
Dhani Mansworth (drums)
| Tracklist |
01:Departed
02:The Doctor
03:I Want Love
04:Just Tell Me Why
05:D***K, F**K, F***T
06:Nothing To Loose But Our Minds
07:Shake The Mountain
08:I Fear Nothing
09:Winter Sun
10:Lady Of The Light
11:Road Rocket
12:Stone Cold Love
13:I Will Be There
14:Just Tell Me Why (Acoustic)
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