Triosphere / The Road Less Travelled
The Road Less Travelled Spielzeit: 51:46
Medium: CD
Label: AFM, 2010
Stil: (Melodic) Power Metal

Review vom 02.06.2010


Boris Theobald
Ida Haukland (Gesang & Bass) spielt in der Liga der ganz außergewöhnlichen Metal-Frauen. Nicht nur sie - aber vor allem sie - ist es, die der Band Triosphere diese Anziehungskraft verleiht. Auch mit ihrem zweiten Album liefert das 2004 im norwegischen Trondheim gegründete Quartett einen Mix aus Power und Melodic Metal, der ohne stilistische Experimente auskommt, und ebenso ohne den kleinsten Hauch von Durchschnitt, Klischee, Allerwelts-Metal, ....
"The Road Less Travelled" ist ein von mystischen Mächten beseeltes, vor Kraft strotzendes Metal-Paket. Ein ums andere Mal werden dem geneigten Hörer wuchtige, Double Bass-lastige und zugleich schön differenzierte Brecher um die Ohren gefeuert, mit dem fulminanten, roheisernen Riff-Reigen eines Jon Schaffer und zugleich mit der rhythmischen Dynamik von Iron Maiden; denn alle paar Takte ändern Triosphäre mit teils gar angeproggter Gangart ihre Drives.
Zusammen mit Ida Hauklands Stimme wird hier schon jede Strophe zu einer tierisch mitreißenden Angelegenheit. Dieser inbrünstige Gesang mit druckvoller Klarheit und in klassisch-metallischen Höhen, gepaart mit spannungsgeladenen Akkorden, bringt den 'true' eingestellten Metal-Freak Takt für Takt um den Verstand. Die emotionale Präsenz dieser Stimme ist eine Wucht. Vokale 'Solo-Spots', wo diese leidenschaftlich vorgetragenen Königs-Melodien bis auf ein bisschen Clean Gitarre ganz allein stehen wie anfangs von "Marionette", schnüren einem regelrecht den Atem ab!
Die hymnischen Refrains der Stücke sind vom Songwriting her echte Glanzstücke - extrem melodisch, aber kein bisschen kitschig - und Haukland wie auf den Leib geschneidert. Die Drums liefern Double Bass in allen Geschmacksrichtungen von High-Speed-Salven bis hin zu bedächtig stampfendem Mid Tempo, die Rhythmusabteitlung sorgt für intelligente Drives mit vielen Variationen, und die Lead Gitarre bietet ein differenziertes harmonisches Underlay für den über allem thronenden, majestätischen Lead Gesang.
Mal klingt's mehr nach Power Metal bei Brechern wie "Driven" oder "21", mal geht es mehr in Richtung Melodic Metal wie bei "Watcher". Und "Marionette" sowie "The Anger And The Silent Remorse" fallen durch ihre getragenen Refrains etwas aus dem Rahmen und erinnern an atmosphärische Primal Fear-Powerballaden. Wer insbesondere bei letzterem Stück nicht aus dem Stand ne Mega-Gänsehaut bekommt, der muss dringendst zum Dermatologen.
Insgesamt dürften Freunde von Axel Rudi Pell, Hammerfall oder Masterplan bestens angesprochen, vielleicht sogar süchtig gemacht werden. So manch mystisch angehauchter Moment mit hallenden Clean Gitarren-Powerchords wie in "Human Condition" und epische Einschläge im Songwriting wie bei "Worlds Apart" lassen einen sogar an den guten alten Ronnie James Dio denken, was sicher nicht so wäre, wenn Ida Hauklands Stimme nur annähernd durchschnittlich klänge.
Gerade die wirklich fein ausgearbeiteten Harmonien und die technisch raffinierten Drives ohne allzu große Vorhersehbarkeit bringen auch den Prog-Touch in die Chose rein. Kamelot-Interessierte sollten dem Ganzen unbedingt das ein oder andere Ohr leihen. Unterm Strich dominiert aber die true-metallische Power-Atmosphäre. Triosphere liefern mit "The Road Less Travelled" weit mehr als nur eine musikalische Randnotiz, sondern ein schwergewichtiges Argument dafür, dass der klassische Heavy Metal (fast) ohne Keyboards lebt, atmet, Arsch tritt, fesselt, ...
Line-up:
Ida Haukland (vocals, bass)
Marius Silver Bergesen (lead and rhythm guitar)
T.O. Byberg (rhythm guitar)
Ørjan Aare Jørgensen (drums)
Tracklist
01:Ignition [Intro] (1:58)
02:Driven (4:36)
03:Human Condition (4:33)
04:Death Of Jane Doe (4:43)
05:Marionette (5:30)
06:The Road Less Travelled (5:24)
07:The Anger And The Silent Remorse (6:23)
08:Watcher (4:46)
09:21 (4:47)
10:Worlds Apart (6:23)
11:The Last Haven [Outro] (2:16)
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