Melodischere und Radio-tauglichere Musik wollte der Chef der Power Metal-Gruppe Human Fortress, Todd Wolf, machen. Für das Ergebnis, "The Trophy", hat er einen prominenten Mitstreiter gewinnen können, nämlich Sänger Michael Bormann, den man im Melodic Rock-Bereich unter anderem von Jaded Heart oder Bonfire bestens kennt. Wer sich erinnern mag: Auch für Letter X war er mal am Mikro - "Born Into Darkness", ein starkes Album...
... was man auch beim The Trophy-Debüt "The Gift Of Life" erwarten durfte. Ein moderner Mix aus Melodic Rock mit vielen Einflüssen; eine Mischung aus Pop, Crossover und ein bisschen Modern Metal wird angekündigt. Aber dass es so blutleer und ideenarm werden würde, hätte ich nicht vermutet.
Dabei startet das Album vielversprechend. Die ersten Takte des Titelsongs sind geprägt von einer spannenden Atmosphäre aus melancholischem Klavierspiel, hallendem Gesang und vielen Effekt-Spielereien. Dann ein überraschend hartes Riffing mit sehr modernem Gitarrensound im Chorus. Dieser ist okay, aber nicht umwerfend. "The Gift Of Life" bleibt der beste Song des Albums.
Das Strickmuster wiederholt sich bei "Can't Get Out Of My Head", "Liar" und "The Way": Ein Mix aus leisen Strophen voller Effekte bzw. Computer-Loops und extrem harten Gitarren im Alternative-Klang. "On These Wings" erinnert schon fast an Audioslave. Doch alle Refrains haben das selbe Problem: langweilige 08/15-Melodien. Der Stil diverser Melodic Rock-Gruppen aus dem deutschsprachigen Raum ist erkennbar, wie Shakra oder Pink Cream 69. Diese Songs kommen da aber nicht ran.
Und wenn auch der erste Eindruck noch ein grundsätzlich positiver war - spätestens beim zweiten Versuch haben sich auch die super-simplen Reißbrett-Riffs bereits in ihrer Kreativität erschöpft. Und der zunächst löblich anmutende moderne und düstere Brachial-Sound verliert nach ein paar Minuten seinen Reiz, wirkt doch auf Dauer in seiner computerisierten, kaum noch authentischen Perfektion sehr steril. Durch den Klang und auch den Blick ins Line-up drängt sich zudem die Vermutung auf, dass da ein Drum-Computer am Werk ist - passen würd's...
Die optimistischere Variante zum Düster-Sound kommt in Form von "Get The Cup", "Justice", "Gloomy Days"... fröhlich-beschwingte Ideenarmut im Gleichklang. Es könnte sich um Bon Jovi-Songs handeln, die zu uninspiriert, zu platt für ein Album gewesen sind. Eine Ballade gibt's auch - doch eine Kuschel-Rock-Nummer wie "When The Nightmare Wakes Me Up" wäre Bands wie Bad English heute sicherlich peinlich.
Mehr hat "The Gift Of Life" nicht zu bieten. Soli gibt es kaum. Und wenn doch, dann klingen sie oft wie jenes in der Power-Ballade "Rescue Me": 14 Töne - zwei Mal sieben, um genauer zu sein; und die reichen für 17 handgestoppte langatmige Sekunden. Statt Soli gibt es aber meist Breaks oder karge Riff-Variationen zu Überleitungszwecken.
Es mangelt "The Trophy" leider von vorn bis hinten an attraktiven Melodien, an kreativem Songwriting und an starken Emotionen. Dass wir es mit einem bewusst Pop-tauglichen Album zu tun haben, ändert nichts an der Bewertung – auch Popmusik kann gut, innovativ und abwechslungsreich sein.
Line-up:
Michael Bormann (vocals)
Todd Wolf (guitar, bass, programming)
Marco Grasshof (keyboard)
Tracklist |
01:The Gift Of Life
02:When The Nightmares Wake Me Up
03:Get The Cup
04:Justice
05:Rescue Me
06:Can't Get Out Of My Head
07:The Shades Of Grey
08:Gloomy Days
09:Liar
10:The Way
11:On These Wings
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