Warum muss ich eigentlich bei einem Namen wie Trucker Mouth sofort an die Südstaaten und Southern Rock denken? Keine Ahnung, spielt aber auch keine Rolle! Diese Truppe stammt aus der so ziemlich nördlichsten Gegend der USA, nämlich aus Boston, Massachussets. Zusammen kam man im Jahr 2006 und beackerte den gesamten Nordosten, ohne dass ein Label sich bereit erklärte, die Jungs unter Vertrag zu nehmen. Daher ging das Quartett im letzten Jahr auf eigene Faust ins Studio, um sein gleichnamiges Debüt einzuspielen. Und wenn ich Eines vorwegnehmen darf: "Trucker Mouth" ist eine Granate!!
Ehrlich gesagt mag ich den Begriff Retro Rock nicht besonders. Welche andere Schublade soll man aber aufziehen in diesem Fall? Die Band spielt allerfeinsten Rock, der mit den Idealen der siebziger Jahre (Attitüde, Sound, Arrangements) gesegnet ist und um sporadische Southern Rock-Elemente bereichert wird. Wer nun aber schon aufhören will zu lesen, das Wort 'altmodisch' vor dem geistigen Auge aufblitzen sieht und eine weitere Kopie der Helden aus einem längst vergangenen Jahrzehnt vermutet, der sollte sich das besser noch einmal gut überlegen.
Sicherlich hat man Vieles auf diesem Album schon mal in anderer und/oder ähnlicher Form gehört, aber was die Herren Atkins, Raleigh, Barrett und Landry hier abziehen, das ist so frisch, so mitreißend und so stark aufs Band gebracht, dass man als Rock-Fan überhaupt nicht um den Fakt herum kommt, diese zwölf Tracks zu lieben.
Mit Eric Welsh hatte man dazu nicht nur einen genialen Produzenten und Sound-Ingenieur an der Seite, mehrere Songs hat der Multiinstrumentalist auch noch eigenhändig mit zusätzlichen Spuren (harmonica, accordion und Rhodes piano) veredelt. Der Sound ist absolut zeitgemäß, voll und verfügt über jede Menge Druck. Songwriting und Arrangements können voll überzeugen und auch die Musiker lassen hier aber so gar nichts anbrennen. Speziell die beiden Gitarren entzünden ein Feuerwerk, wie ich es so eindrucksvoll schon lange nicht mehr gehört habe.
Bereits der Opener "Black Cat" lässt erahnen, was in dieser knappen Stunde auf einen zukommt. Ineinander verzahnt hauen sich die beiden Sechssaitigen die Licks um die Ohren, Schlagzeug und Bass grooven um die Wette und der angeraute Gesang von Tim Atkins lässt erst gar keine Zweifel aufkommen, es hier eventuell mit 'Schoenwetter-Musik' zu tun haben zu können. Dazu kommt, dass auch Chad Raleigh mit seinen Soli nichts als verbrannten Erdboden zurücklässt. Die Aufmerksamkeit des Hörers wird umgehend geweckt.
Ein weiterer Grund, warum diese Scheibe so geil ist? Die sowieso schon tighte Band verwendet das Slide-Gitarren-Spiel, wie einst der selige Pete Wells (R.I.P., Ex- Rose Tattoo) als Rhythmus-gebendes Stilmittel, was sich als ungeheuer effektiv erweist. Und auch wenn Trucker Mouth jede Menge Schmackes draufhaben, so kann mit sie dennoch nicht mit den Tatts in einen Topf werfen. Eigentlich mit keiner anderen Band, denn hier ist eine ganz eigene Qualität in den Startlöchern, die sich noch eine ganze Menge vorgenommen hat.
Auf diesem Album war noch Joe Landry für den Bass zuständig, der mittlerweile auf diesem Posten aber von Steve Sofronas beerbt wurde. Es gibt nicht nur keine einzige schlechte Nummer auf dieser Scheibe, nein, die sind sogar alle superstark. Es ist lange her, dass die Debüt-Scheibe einer Band bereits bei den ersten beiden Durchläufen so dermaßen in meinem Hirn explodiert ist! Anspieltipps: Eigentlich alle Titel, aber vielleicht sollte man "Black Cat", "Nothing To Hide", "Take Me Home", "Wasted Mind" und "Degenerated Friend" dennoch besonders hervorheben.
Diese Scheibe hat bereits über ein Jahr auf dem Buckel und die mal richtig gute Nachricht, die mir Sänger/Gitarrist Tim Atkins überbrachte, ist, dass sich die Band zur Zeit intensiv auf die Einspielung des Nachfolge-Albums vorbereitet. Wenn die vier Yankees die Qualität ihres Debüts halten oder sogar noch ausbauen können, dann steht uns schon bald bereits der nächste Hammer ins Haus! Und live müssen die Jungs laut diversen Berichten aus dem Netz sowieso eine Macht sein.
Trucker Mouth sind ein 'Tipp' vor dem Herrn und haben bei mir voll ins Schwarze getroffen. Und dass ich nicht der Einzige bin, bzw. bleiben werde, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Way to go, boys, way to go!!!
Line-up:
Tim Atkins (guitars, vocals)
Chad Raleigh (guitars)
Joe Landry (bass)
Patrick Barrett (drums)
With:
Eric Welsh (organ - #4,12, accordion - #7, Rhodes - #9)
Tracklist |
01:Black Cat
02:Nothing To Hide
03:Likeness
04:Love & A Shotgun
05:Take Me Home
06:Jimmy Lee
07:For The Take
08:Sugar Brown
09:Wasted Mind
10:Simple Things
11:Lithography
12:Degenerated Friend
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