Truth / Machine
Machine Spielzeit: 60:06
Medium: CD
Label: Grooveyard Records, 2008
Stil: Blues Rock

Review vom 10.02.2008


Moritz Alves
Der schwedische Gitarrist Sven Cirnski, der u.a. schon bei Mountain Of Power und Bad Habit in die Saiten gegriffen hat, tut sich hier unter dem schlichten Namen Truth mit Sänger David Fremberg (Andromeda) zusammen, um gut eine Stunde lang dem rockenden Blues zu frönen.
"Machine", so der Name des Albums, ist dabei offensichtlich eher als Projekt anzusehen, denn im Booklet sind lediglich die eben genannten Protagonisten abgebildet. Die restlichen Instrumente werden von Studio- bzw. Gastmusikern gespielt, außerdem ist noch eine Reihe an Special Guests auf der Scheibe zu hören, darunter Produzent Jonas Reingold, der Bassist der Flower Kings. Gitarrist Cirnski scheint der Dreh- und Angelpunkt von Truth zu sein, denn von ihm gibt es sogar zwei Fotos zu bestaunen. Obendrein ist er neben der Sechssaitigen auch für die Backing Vocals verantwortlich und steuert darüber hinaus für einen Song ("Tormented") gar den Tieftöner bei. Mitproduziert hat er die Scheibe ebenfalls sowie alle Songs im Alleingang geschrieben.
Dass "Machine" ein Gitarrenalbum geworden ist, sollte eigentlich klar sein, deutet doch nicht nur das Covermotiv, das den Korpus der legendären Stratocaster zeigt, ganz offensichtlich darauf hin. Auch die Fotos von Herrn Cirnski zeigen ihn in Gesellschaft eben dieses Gitarrenmodells. Glücklicherweise ist die zu hörende Musik aber längst nicht so schrecklich, wie das Wörtchen 'Gitarrenalbum' vielleicht vermuten lässt. All diejenigen, die dabei unweigerlich an nervtötendes, jegliche Songstrukturen vernachlässigendes Gedudel bzw. Gewichse (um es mal sehr abwertend auszudrücken, höhö) denken müssen, kann ich an dieser Stelle beruhigen. Man hat es hier ja immer noch mit Blues Rock zu tun, bei dem sich die Lead-Gitarristen zwar gern in den Mittelpunkt stellen, jedoch ist das bei Truth nicht unbedingt der Fall, auch wenn die erste Nummer noch ganz danach klingt.
Kommen wir also endlich zur Musik. Die Scheibe umfasst 15 Stücke, die allesamt dem bluesigen Hard Rock zuzuordnen sind. Das Spektrum reicht dabei von Lead-Gitarren-dominanten Nummern wie, ich deutete es eben an, dem Opener "Freedom", über leichtfüßig-funky Songs der Marke "Big Al" bis hin zu poppig angehauchten, AOR-verwandten Liedern ("Stand In Line", "High And Low" - die Refrains lassen einen manches Mal an die späteren, radiotauglichen Songs von Rainbow denken). Außerdem hat man noch rauchige Blues Rock-Balladen untergebracht ("Angel", "Heavy Rain"), bei denen Cirnski die traurigeren Seiten seines Lebens gekonnt in Text und Musik fasst. Weinende Gitarren-Leads, getragener Rhythmus, die Stimmung ist tiefblau, die Songs aber wirklich schön... Man kennt das ja, denn auch Truth erfinden das Blues Rock-Genre natürlich nicht neu. So oder so ähnlich hat man das alles schon mal gehört. Seien es nun Gary Moore, die bereits erwähnten Rainbow, Rory Gallagher, Stevie Ray Vaughan - all diese Künstler (und natürlich noch viele andere) dürften von Cirnski mehr als nur einmal gehört worden sein und somit zu seinen Einflüssen zählen. Seine Vorliebe für den guten, alten Gitarrenrock präsentiert der Mann auf "Machine" also ganz ordentlich.
Das hier ist alte Schule, und irgendwie hat es doch etwas beruhigendes, dass auch im Jahr 2008 solche Musik noch ihre Anhänger hat. Der Klang des Albums ist ebenfalls klassisch: typischer, angezerrter Stratocaster-Sound über furztrockenem Bass und solidem Schlagzeug. Dazu die wirklich tolle Stimme von David Fremberg, der eine superbe Leistung abliefert! Das hat was, das ist zeitlos, das wird nie sterben. Mit Blues Rock hat vieles angefangen und Blues Rock wird es auch noch geben, wenn sich die Menschheit durch ihre Gier an den Rand der Apokalypse gewirtschaftet hat - so was überdauert einfach jeden Trend und ist absolut nicht totzukriegen. Wahrscheinlich wird der letzte Gitarrenton auf der Welt von irgendeinem Bluesfreak wie Sven Cirnski gespielt werden... Aber ich schweife ab.
Nun bleibt mir wohl nur noch ein Fazit. Und das trifft sich gut, denn gerade läuft der letzte Song "Heavy Rain", der das Album übrigens gebührend ausklingen lässt. Eine wundervolle Komposition und definitiv eines der Albumhighlights, genau wie beispielsweise "Over And Over", der Titeltrack, "Can I Be Forgiven" oder "Out Of Control". Weitere Titel habe ich oben schon genannt. Ansonsten sollte noch festgehalten werden, dass "Machine" ein wirklich solides Stück Musik geworden ist, das für den einen oder anderen Hörer sicher seine Längen haben wird, Freunde von bluesigem Hard Rock im weitesten Sinne jedoch absolut zufrieden stellen sollte. Sven Cirnski schöpft die Variationsmöglichkeiten des Genres gekonnt aus und lieferte eine rundum gute Leistung ab. Reinhören lohnt sich zwar, kann man andererseits aber auch blind kaufen, die Scheibe.
Line-up:
Sven Cirnski (guitar, backing vocals, bass - #14)
David Fremberg (vocals)
Jens Lundahl (bass)
Jaime Salazar (drums)

Special Guests:
Jonas Reingold (bass - #10, additional bass - #14, fretless bass - #15 intro, keyboard - #13)
Inger Ohlen Reingold (additional vocals - #15)
Tracklist
01:Freedom (3:00)
02:Respect (3:53)
03:Over And Over (3:36)
04:Generation Stupid (3:25)
05:Machine (3:14)
06:Hold Out (4:42)
07:Stand In Line (4:36)
08:Angel (4:23)
09:Can I Be Forgiven (2:48)
10:Big Al (2:42)
11:Self Control (5:18)
12:Out Of Control (3:21)
13:High And Low (4:22)
14:Tormented (3:52)
15:Heavy Rain (6:54)
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