Tumblin Dice / Freeride
Freeride Spielzeit: 43:16
Medium: CD
Label: ESP (Turicaphon), 2007
Stil: Rock

Review vom 15.07.2007


Markus Kerren
Wenn ich das Wort 'Schweiz' heutzutage höre, dann ist mein allererster, unterbewusster Reflex immer noch der des Zusammenzuckens. Das liegt wohl an der Handvoll Konzerte, die ich in den Neunzigern mit meinen Freunden in diesem schönen Land besucht habe, und bei der Ein- und Ausreise grundsätzlich von nicht so netten Zollbeamten völlig unnötig durchsucht wurde. Ja, die Haare waren lang, unsere Kleidung sicherlich als hoch-konspirativ zu werten und dann rauchten wir auch noch Zigaretten.
Aber egal, ansonsten schießen mir bei der Schweiz Bandnamen wie Krokus, Gotthard oder auch Krokodil ins Hirn. Dazu gesellen sich nun Tumblin Dice, die ihr zweites (aber erstes offizielles) Album "Freeride" vorlegen. Die Band um Frontfrau 'Deux' gibt es bereits seit dem Jahr 2000 und hat seitdem unzählige Konzerte abgerissen, sowie 2002 ihr erstes Album eingespielt und selbst vertrieben. Fast 1000 Exemplare konnten davon auf den Konzerten der Band verkauft werden, was sicherlich ein dicker Hinweis ist, dass es die Schweizer auf der Bühne ordentlich krachen lassen.
Das Quartett, das sich den Schlachtruf »We Rock Your Socks Off« auf die Fahnen geschrieben hat, will es also wissen. Und was einem bei "Freeride" da so aus den Boxen entgegenkommt, ist ein cooler, kräftiger Classic Rock-Sound, der umgehend gute Stimmung verbreitet. Neben der starken Gitarre und der auffällig guten Rhythmusabteilung können sich Tumblin Dice auch beim Songwriting auszeichnen. Der Vierer macht vieles richtig, wenn es um Tempi-Wechsel, mal die Rocksau rauszulassen, oder auch mal in Funkgefilde abzuwandern, geht.
Starke Hooklines beim Gesang sind ebenfalls vorhanden. Die beiden Eröffnungsnummern "The Man" (mit klasse Wah Wah-Solo) und "Wanna Have Fun" (dessen Strophen an den Refrain des u.a. von Linda Ronstadt interpretierten "It's So Easy To Fall In Love" erinnern) rocken gewaltig, bevor es bei "Hide" etwas ruhiger wird. Dass die Band das Country Rock Pop-Genre mag, zeigt sich auch an der gelungenen Coverversion von "Rose Garden". Michael Buchser, der auch als Produzent tätig war, lässt es an der Gitarre kräftig dampfen und auch Frontfrau Denise 'Deux' Pfyl , kommt endlich besser zur Geltung.
Der alte Gassenhauer "Rose Garden" wird in ein Rockgewand verfrachtet und erfreut sich neuer Höhenflüge, bevor es bei "Fallin'" richtig funky wird. Weitere Anspieltipps wären das Ramones-mäßige "I Like Rock", "Fear The Dark", "One Night Rock Fight" oder "Take Some More", die über alle bereits oben genannten Stärken verfügen.
"Freeride" hat einen guten Sound und die Musiker wissen allesamt zu überzeugen. Der einzige schwächere Aspekt kommt von einer Seite, von der man ihn am wenigsten erwartet hätte. Denise Pfyl ist keineswegs eine schlechte Vokalistin, aber beim Gesang bleibt irgendwo, irgendwas auf der Strecke. Die gute 'Deux' wirkt ab und zu mal etwas zu unterkühlt, bzw. hört sich öfters so an, als würde sie mit angezogener Handbremse singen. Fast, als wollte sie es zu perfekt machen. Oder liegt das an der Produktion, die die Stimme zu weit in den Hintergrund gemischt hat? Am besten ist der Gesang dann, wenn er aggressiver ist und somit Leben und Feeling entwickelt.
Live auf der Bühne kommt die Geschichte sicherlich ganz anders rüber und man sollte die Augen bezüglich einem Gastspiel von Tumblin Dice offen halten. Letzendlich ist "Freeride" ein starkes Rockalbum und ein vielversprechender Anfang (wenn man von dem selbstproduzierten Werk mal absieht) einer Band, die sicherlich noch einige Erfolge feiern wird.
Line-up:
Denise 'Deux' Pfyl (lead vocals)
Michael 'Iivel' Buchser (guitars)
Beat Hueppin (bass)
Pietro Angeloni (drums)
Tracklist
01:The Man
02:Wanna Have Fun
03:Hide
04:Rose Garden
05:Fallin'
06:Fear The Dark
07:I Like Rock
08:I.O.U
09:Masquerade
10:NME
11:Saturday Night Rock Fight
12:Take Some More
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