Turnpike Troubadours / Goodbye Normal Street
Goodbye Normal Street Spielzeit: 45:11
Medium: CD
Label: Blue Rose Records (Soulfood), 2013
Stil: Country Rock


Review vom 20.04.2013


Markus Kerren
Ladies and gentlemen, mit "Goodbye Normal Street" steht seit wenigen Wochen das dritte Album der Turnpike Troubadours in den Plattenregalen der Läden. War die Scheibe bereits seit etwa Mitte letzten Jahres über den Importweg bei den üblich verdächtigen Mailordern zu haben, so haben die Scouts von Blue Rose Records erneut zielsicher zugeschlagen und diese Platte nun unter ihre Fittiche genommen. Bereits das zweite Werk der Band aus Tahlequah, Oklahoma hatte riesige Wellen in der Szene verursacht. Die Kritiker überschlugen sich regelrecht mit Lobeshymnen, weshalb diese Truppe nun endlich auch hier mal vorgestellt werden muss.
Was die fünf Musiker (plus Gäste) der Turnpike Troubadours auf ihrem neuen Album abliefern, ist feinster Red Dirt, gemixt mit Country Rock, mit dem Stand der heutigen Technik auf den Silberling gepresst und dennoch ganz tief in der Tradition von Leuten wie Gram Parsons oder Steve Earle verwurzelt. Und das Beste ist, dass Bandchef und Hauptsongwriter (außer zwei Co-credits geht das komplette Songwriting auf sein Konto) Evan Felker und seine Jungs hier erneut ganze Arbeit geleistet haben. Nicht nur die Kompositionen (selbst wenn es mal Verbeugungen in Richtung alter Helden gibt) sind überdurchschnittlich, auch die Umsetzung bezüglich Einspielung und Produktion macht keine Gefangenen.
Los geht's mit einem schleppenden Country-Rocker namens "Gin, Smoke & Lies", der nicht nur vom Tonfall her, sondern auch vom Thema die besten Referenzen in Richtung Steve Earle herstellt. "Wrecked" ist Red Dirt (oder wahlweise Country Rock) auf allerhöchstem Niveau. Die Songs der Turnpike Troubadours perlen schlicht und ergreifend so authentisch aus den Boxen der heimischen Anlage, dass es wirkt, als hätte es nie etwas Ehrlicheres oder Wahreres gegeben. Und dazu schafft es die Band, so furchtbar herrlich locker und ungezwungen zu wirken, als hätten sie die Tracks bereits zigmal gegessen, getrunken und seither nicht mehr aus ihrem System bekommen.
Die Nummer "Call A Spade A Spade" könnte ohne Umwege von einem Gram Parsons-Album (im Duett mit Emmylou Harris) stammen. Ganz klar, dass die Stimmen hier andere sind, aber von der puren Stilistik her (erinnert entfernt an "That's All It Took") passt das punktgenau. Kompliment! So, jetzt aber genug Namedropping, denn die Südstaatler haben eine so starke eigene Aura, dass sie sich hinter niemandem sonst verstecken müssten. Wenn beispielsweise bei "Before The Devil Knows We're Dead" so richtig die Post abgeht, dann weiß man ganz schnell wieder, wo man daheim ist. Oder wahlweise, wo eben nicht...
Die letzte Nummer ("Quit While I'm Ahead") treibt mir dann schon wieder ein ganz breites Grinsen ins Gesicht, erinnert sie mich doch sehr stark an den menschlich sehr schwierigen, aber musikalisch großartigen Jim Ford und dessen Titel "I'm Ahead If I Can Quit While I'm Behind". Die Turnpike Troubadours wissen sehr genau, wo der Hammer ihrer Inspirationsquellen hängt. "Southeastern Son" ist eine stolze, aber auch unprätentiöse Liebeserklärung an die eigene Herkunft (die dazu noch mächtig Arsch tritt!) und "Gone, Gone, Gone" ist eine so wunderschöne Red Dirt-Ballade, dass sie einen nicht auf dem falschen Fuß (bzw. in der falschen Lebenssituation) erwischen darf, damit man nicht einen ganzen Schrank voller Taschentücher benötigt, um sich die Augen zu trocknen.
Ein weiteres Kompliment an die Turnpike Troubadours, dass sie nicht nur ihren Vorschuss-Lorbeeren gerecht wurden, sondern dazu mit "Goodbye Normal Street" ein Album abgeliefert haben, das keinen einzigen Ausfall zu beklagen hat. Ach was, Ausfall... hier ist noch nicht mal Füllmaterial am Start. Evan Felker und (nicht weniger wichtig) der Rest der Band stehen ganz oben auf der Qualitätsskala der Szene. Anspieltipps brauche ich in diesem Fall erst gar nicht zu vergeben, da hier ein Track den nächsten zu schlagen scheint! Fette Rocker und sehr emotionale Geschichten... hier wird das volle Programm geboten!
Dicke Empfehlung!
Line-up:
Giovanni 'Nooch' Carnuccio (drums)
R. C. Edwards (bass, background vocals)
Ryan Engleman (acoustic, baritone & electric guitars, pedal steel)
Evan Felker (acoustic guitars, banjo, harmonica, lead vocals)
John Fullbright (accordion, background vocals)
Kyle Nix (fiddle, mandolin, background vocals)
Gabriel Pearson (percussion, background vocals & some drums)
Thomas Trapp (flat-picked acoustic guitar)
Jamie Wilson (vocals)
Tracklist
01:Gin, Smoke & Lies
02:Before The Devil Knows We're Dead
03:Southeastern Son
04:Blue Star
05:Call A Spade A Spade
06:Morgan Street
07:Gone, Gone, Gone
08:Good Lord Lorrie
09:Empty As A Drum
10:Wrecked
11:Quit While I'm Ahead
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