Wenn man es schön heftig mag, nehme man sich Spiral Architect zur Hand und legt es in den Player. Verfrickelt bis oben hinaus, allerdings auch sehr oft so heftig, dass man die Orientierung verlieren kann. Einer der unangenehmen Nebeneffekte, wenn man es übertreibt. Deswegen war ich jetzt auch sehr gespannt, denn auf dem neuen Album von Twisted Into Form wirkt der frühere Spiral Architect-Gitarrist Kaj Gornitzka mit. Und noch einer ist mit von der Partie. Der Session-Sänger Leif Knashaug. Und dann hätten wir unter den 'Promis' noch Schlagzeuger David Husvik von der Band Extol. Vervollständigt wird das Line-up von Bassist Erik Aadland.
Die Band wurde bereits im Jahr 2000 gegründet und kommt aus Norwegen. "Enter Nothingness" beginnt mit umfangreichen Riffs. Ohne Frage, Kaj Gornitzka spielt sich so einiges ab. Er verfügt über einen sehr schönen und warmen Gitarrensound. Klar, das ist nichts für das sanfte Gemüt. Zu verquer sind die Melodieabläufe. Stellenweise bewusst schräg, aber im nächsten Moment auch wieder vollkommen homogen. Schlagzeuger David Husvik bringt einen ordentlichen Groove zustande. Auch Sänger Leif Knashaug hat bei diesem Stück seine Daseinsberechtigung. Ich komme hier sehr schnell zu dem Schluss, dass die Musik schlüssig und auch nachvollziehbar ist. Ganz elegant wird dieser Song mit einem Schlag beendet.
"Instinct Solitaire" unterscheidet sich nur marginal vom Eröffnungstrack. Ich mutmaße, dass Twisted Into Form dem Hörer einfach in sich geschlossen und somit an einem Stück eine Vollbedienung an wirklich progressivem Metal verabreichen möchten. Und das gelingt ihnen. Mir gefällt auch das passende Bassspiel von Erik Aadland. Dazu kommt zur Mitte des Songs hin eine Variante, die nicht immer bei solchen Bands immanent ist. Ich kann da jazzige und fusionähnliche Parts erhaschen. Very well! Die Rhythmusarbeit an der Gitarre ist toll, denn der Junge nutzt wirklich so ziemlich alle Möglichkeiten, verlässt aber niemals den Weg der Nachvollziehbarkeit. Damit möchte ich sagen: Bei aller Virtuosität übertreibt er es nicht.
Und dennoch: Diese Platte ist nichts für schwache Nerven. Man muss es mögen. Aber auch der Markt des sogenannten Prog-Metals wird im zunehmenden Maße unübersichtlicher, und ich wage schon nach 2 Tracks die Prognose, dass hier kein oberflächliches, einfach mal so dahin geklatschtes Werk, in meinem CD-Spieler liegt.
"Torrents" ist wirklich und absolut etwas für die Metaller. Um es klar zu sagen: Sie spielen keinen Thrash, aber trotzdem ballern die Bassdrums, der Bass rummst und die Gitarrenläufe drücken mächtig. Die Gesangsstrukturen sind leider wie so oft mehr als mager. Okay, der Sänger bietet sich an und wurde im Zuge der Komposition auch mit genügend Spielraum bedacht. Er treibt stellenweise sogar an, aber die gesamte Instrumentalisierung ist so übermächtig, dass Leif Knashaug für meinen Geschmack nicht richtig zur Geltung kommt.
Da bietet sich dann eine Verschnaufpause, als bei "The Thin Layers Of Lust And Love" zunächst mal Tempo und Lautstärke herausgenommen werden. Wirklich nett, wie zunächst die Verstärker übersteuern. Dann folgen allerdings die bis zu diesem Zeitpunkt interessantesten Abläufe. Es mundet nach spanischer Folklore in einem Heavy-Gewand. Ui...selten gehört! Und deswegen: Daumen hoch! Das scheinen mir mehr als brauchbare Musiker zu sein. Jetzt gibt es Effekte in den Klampfen, das Drumset bekommt eine gefühlvolle Behandlung. Und darunter verlaufen die Bassläufe und legen nach wie vor einen soliden Grundstock.
Das gesamte Album ist knapp unter 45 Minuten lang. Das reicht - denn auch wenn die Band offensichtlich unheimlich viele Ideen hat und die Kompositionen möglichst viel Freiraum beinhalten, um das eine oder andere Gimmick noch zu ergänzen, so ist es auch mal genug. Zwar neigt man gesangstechnisch in "Manumit" zu leichtem Gegrunze und bietet somit noch mal ein bis dahin nicht vorhandenes Flair, aber ich möchte dieses Album einfach als ein außergewöhnliches Prog-Metal-Album verstanden wissen, welches mir eine satte Ladung verfrickelter und harter Töne anbietet, es aber auch wirklich nicht auf die Spitze treibt.
Denn im "House Of Nadir" wird Atmosphäre aufgebaut. Es wird sogar leicht spannend. Das könnte eine kleine Vorlage für Zukünftiges sein. Ich hoffe, dass es nicht 6 Jahre bis zum nächsten Output von Twisted Into Form dauern wird. Bitte noch an den leider etwas einfach gehaltenen Gesangslinien arbeiten, dann kann ich mich noch mehr an diesen anspruchsvollen Metal-Sounds erfreuen. Wir schreiben bereits den November des Jahres 2006 und da bekommen wir im letzten Sechstel auch auf dem Gebiet der unnachgiebigen Töne ein Album mit eigenem Esprit. Deswegen eine Empfehlung an hartgesottene Jungs mit einem Faible für ausgefallene Harmonien. Da gibt es einiges zu entdecken. Einfach mal eben konsumieren ist allerdings nicht drin!!! Aber wer will das schon, wenn er das teure Geld auf den Tisch legt.
Line-up:
Leif Knashaug (lead-vocals)
Kaj Gornitzka (guitars)
David Husvik (drums)
Erik Aadland (bass)
Tracklist |
01:Enter Nothingness (3:32)
02:Instinct Solitaire (3:35)
03:Torrents (4:15)
04:The Thin Layers Of Lust And Love (7:04)
05:Tear (2:12)
06:Manumit (3:43)
07:The Flutter Kings (4:25)
08:Erased (2:51)
09:House Of Nadir (6:40)
10:Coda (6:04)
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