Walter Trout hat jahrelang für die ganz Großen, wie John Lee Hooker, Big Mama Thornton, John Mayall und Canned Heat Gitarre gespielt. Seit über einem Jahrzehnt hat er sich Solo einen Namen gemacht und avanciert nun selbst zu einer Legende. Der Mann spielt über 200 Konzerte im Jahr und hat auch auf seiner aktuellen Tour den Schwarzen Adler in Rheinberg besucht, bei dem ich das Vergnügen hatte dabei zu sein. Der Laden war seit Wochen ausverkauft und mit ca. 200 Besuchern gut ausgelastet aber nicht überfüllt
Walter hatte sich als Anheizer den Kanadier Tony Springer, der unter dem Namen Wild T. in seinem Heimatland bekannt ist, mitgebracht. Er kam ohne Band und spielte ganz alleine. Als er die Bühne betrat lies er keine Zweifel offen, wo die Reise hingeht. Mit seiner blümchenverzierten, blauen Gitarre und dem Fender Twin war schnell klar, das Jimi Hendrix einer seiner großen Vorbilder ist und so ging es dann auch in diese Richtung ab.
Er fiedelte sich 30 Minuten lang die Seele aus dem Leib, spielte mit den Zähnen und sogar mit seinen Rastazöpfen und hatte auch sonst jede Menge Tricks drauf, sein Instrument zu bearbeiten. Auch der Jimi Hendrix-Klassiker "Hey Joe" wurde in einer recht eigenwilligen Art durch den Saal geschleudert. Den Mann würde ich gerne mal mit seiner Band erleben.
Nach dem der Fender von der Bühne gerollt worden war, betrat Walter Trout die Bretter, die die Welt bedeuten, bedankte sich bei Tony Springer für den Support und legte gleich mit mächtig Druck los. Walter brauchte keinerlei Effektgeräte. Seine Gitarre war direkt mit dem Amp verbunden. Alle Effekte die er aus seiner Gitarre herausholte, erzeugte er mit seinen Händen. Der Funke zum Publikum sprang vom ersten Ton an rüber. Die Leute waren hellauf begeistert, und Mr. Trout hatte sichtlich Spaß auf der Bühne.
Der Abend wurde von ellenlangen Soli bestimmt, sowohl von der Gitarre als auch von der Orgel. Kaum ein Stück unter 10 Minuten - Bluesrock in Reinstform.
Sammy Avila ist der Mann an der Orgel, der eine Korg CX-3 spielt. Diese Vintage-Orgel aus den 70ern hatte einen schweinegeilen Sound. Seine Soli wechselten sich mit der Gitarre immer wieder ab, so dass die Songs recht ausgewogen klangen. Walter lies ihm viel Raum für Improvisationen. Sammy beherrschte sein Instrument und brachte auch den Spaß, den er beim spielen hatte, dem Publikum rüber. Er bekam immer wieder Szenenapplaus von der begeisterten Menge. So in der Mitte des Sets stellte er "No Good Woman" vor, ein Stück, das er selbst geschrieben hat und bei dem er auch das Mikro übernahm. Das war Blues pur. Ich war überrascht, wie gut er das machte und fragte mich, warum er nur einen Song zum Besten gab. Seine Stimme war kräftig, druckvoll und hatte viel Gefühl.
Walter Trout holte zwischendurch seinen Gitarrenroady auf die Bühne, der dann ebenfalls singen durfte. Auch er hatte eine klasse Stimme, die so in Richtung Whitesnake einzuordnen ist. Sein Gebaren am Mikro war sehr professionell, was darauf schließen lässt, das er nicht zum ersten Mal sang.
Die Band brachte einige Standartklassiker wie "Dust My Broom" oder "Let's Work Together", stellte aber auch Songs von der letzten CD "Deep Trout" vor. Walter legte ein unglaubliches Feeling bei seinem Gitarrenspiel an den Tag, so dass es einem richtig warm ums Herz wurde. Im Laufe des Abends gab es noch ein grandioses Schlagzeugsolo, bei dem der Drummer Joey Pafumi seinen Stick immer wieder bis an die Decke des Saales schleuderte, ihn sicher wieder auffing und weiter spielte, ohne dass man Aussetzer bei dem Solo hörte. Überhaupt spielte er den Gig sehr emotionsgeladen. Da hat sich Walter einen guten Mann an Land gezogen.
Nach ca. 100 Minuten war erst mal Schluss, doch das Publikum verlangte lautstark nach einer Zugabe, die es dann auch bekam. Mr. Trout holte wieder seinen Gitarrenroady auf die Bühne um das Finale einzuleiten. Zum Schluss kam Tony Springer noch dazu, um mit der Band eine Jamsession zu spielen. Dabei duellierte er sich mit Walter an der Gitarre. Das gefiel nicht nur dem Publikum, auch die Band hatte sichtlich Spaß an der Aktion.
Nach zwei Stunden war dann endgültig Schluss. Später wurden Autogramme geschrieben und man konnte mit den Bandmitgliedern noch ein wenig plaudern.
Das war wieder mal ein gelungener Abend. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Walter Trout & The Radicals nicht zum letzten mal gesehen habe. Ich freu mich schon drauf!
Bilder vom Konzert
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