Spielzeit: 44:14 Medium: CD Label: : Voodoo Rhythm Records, 2008 Stil: Country Review vom 28.04.2008 Markus Kerren

Also nee, Freunde, jetzt ist es amtlich! Irgendwann und irgendwo in den dunklen, tiefen Gängen meiner Vergangenheit muss ich der Schweiz mal ein ganz entsetzliches Leid zugefügt haben. Nicht, dass ich mir irgendeiner Schuld bewusst wäre, aber Rache ist ja bekanntlich süß und davon werde ich in letzter Zeit ziemlich heftig heimgesucht. Das läuft so zirka nach dem Motto 'der Kerren kommt in den Sack, der dann zugeschnürt wird. Mit dem Knüppel munter und blindlings drauf, dann wird man den Richtigen schon treffen'!

Nachdem ich erst vor wenigen Wochen Bekanntschaft mit der so mitteilsamen und fidelen
Heidi Happy machen durfte (?!?), liegt mir jetzt der nächste Wonneproppen aus unserem mehrsprachigen Nachbarland vor, nämlich Zeno Tornado & The Boney Google Brothers. Und ähnlich bescheuert wie der Bandname ist dann auch der Inhalt der CD. Da wird auf viel zu vielen (genauer gesagt allen 14!!) Songs auf Country und Bluegrass gemacht und jeweils granatenmäßig am Ziel vorbeigeschossen!

Wenn ich das Infoblatt zu dieser Scheibe richtig verstanden habe, dann handelt es sich bei "Rambling Man" bereits um das dritte Album dieses Quintetts aus Bern, wobei von den ersten beiden Longplayern jeweils etwa 5000 Stück verkauft werden konnten. Das ist in der heutigen Zeit durchaus beachtlich und bemerkenswert für eine sich im Semi-Underground befindliche Band, die kein großes Label im Rücken hat. Respekt dafür!

Wie die Eidgenossen dies geschafft haben, entzieht sich allerdings meinem Verständnis. Selbstverständlich wird auf "Rambling Man" ganz nett musiziert und es geht mit mehr oder weniger Dampf auch erkennbar in Richtung Country (-Rock) oder Bluegrass zur Sache. Aber, mal ganz ehrlich: Diese Truppe kommt so authentisch rüber, wie ein Xavier Naidoo, der seine ganz eigene Version von "Sympathy For The Devil" unters (zahlende) Volk bringen möchte. Geplante Aufgesetztheit oder Unvermögen?

Erschreckend ist, dass der größte Schwachpunkt der Band auch gerade deren Aushängeschild ist. Spätestens wenn es zum Gesang (von Zeno Tornado himself) kommt, dann kann ich nur noch den Kopf schütteln. Oder machen sich diese Scherzkekse einfach nur einen Riesenspaß und ich kapiere ihren Humor nicht?? Sollte dem so sein, dann nehme ich alles Vorangegangene und Folgende wieder zurück.

Aber selbst, wenn dem so sein sollte, dürften Zeno Tornado & The Boney Google Brothers mit diesem Potpouri aus Peinlichkeiten nur für eine relativ begrenzte Klientel attraktiv sein. Vielleicht die ca. 5000 Käufer der ersten beiden Alben (wenn man diese nicht bereits damit vergrätzt hat)?

Logisch sollte man nicht alles, speziell Musik, immer zu bierernst nehmen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Jungs diese Chose dann doch sehr seriös angesehen haben möchten. Davon abgesehen wird es den Country-Spezialisten und den Leuten, die auch nur ein gewisses Faible für diese Schiene haben, beim Anhören die Schuhe ausziehen.

Die Instrumente wurden ganz gut und angenehm eingespielt, dafür gäbe es normalerweise RT-Uhren. Auch als Hintergrundmusik, wenn keiner wirklich zuhört, ist "Rambling Man" geeignet. Habe ich eigentlich schon die bemüht-selbstzerstörerisch wirkenden Texte erwähnt? Ach, scheiß drauf… ich gebe hier nicht mal die RockTimes-Uhren Wertung!

Aber vielleicht habe ich es ja tatsächlich nicht begriffen und Zeno Tornado & The Boney Google Brothers sollen tatsächlich nur ein großer Witz sein??

Line-up:
Zeno Tornado (vocals, guitars, harp)
Manic Google (fiddle, guitars, vocals)
Satch Google (banjo, mandolin, lap steel, slide guitar, background vocals)
Magot Google (stand-up bass, stompboard, background vocals)
Dickie Mean (drums, background vocals)