Der Niederländer mit kanadischen Wurzeln legt sein mittlerweile x-tes Album vor.
"Still Now" ist ein Doppeldecker und der Singer/Songwriter beleuchtet seine Musik auf zwei verschiedene Weisen.
Einerseits ist er auf der durch 'The Living' untertitelten CD mit Gitarre, Piano sowie Harp akustisch unterwegs und in der Folge rockt Ad Vanderveen mit Band durch die vier Wände. Den Teil nennt der Protagonist 'The Garage'.
Im durchweg in schwarz gehaltenem Digi-Pack ist zu lesen:
»If some songs strike you familiar it could be because you heard them on the other disc. The Living shows the way the songs were born; The Garage shows them the way they were adapted to the band…«
Na, das ist doch mal etwas!
Wie viele Musiker sprechen darüber, dass sie Songs komponieren, damit ins Studio gehen, sie der Band vorstellen und diese dann ihre Ideen einfließen lassen. Lieder entwickeln sich und werden schließlich zu dem, was der Käufer dann zu Ohren bekommt. Vielleicht gibt es die Urfassungen mal auf irgendwelchen Samplern als Outtakes zu hören, wenn man Glück hat.
Vanderveen geht den direkten Weg und lässt uns an seinen Song-Ideen, in seinem Wohnzimmer aufgenommen, direkt teilhaben. Zumindest ist das bei sechs Tracks der 'The Living'-CD der Fall, die auch auf der anderen Scheibe zu hören sind und ich empfehle, auch zuerst diesen Silberling zu hören.
Intime Atmosphäre, der Niederländer klampft, singt und spielt Harp in Dylan'scher Manier. Für einige Songs gesellt sich Kersten de Ligny als Duett-Partnerin dazu.
In "Would You Ever Know" begleitet sich Vanderveen dann am Piano.
Feinste akustische Gitarre, tolle Technik, herrliche Melodiebögen: In der Ruhe liegt die Kraft.
Textlich werden sowohl die Sonnenseiten, als auch die nachdenklichen Ecken des Lebens beleuchtet. Die Musik klingt unkompliziert und folgt einem einfachen Rezept. Allerdings wollen solche Lieder auch erst einmal geschrieben sein.
Der Vanderveen weiß den Hörer zu verzaubern und mit wenigen Mitteln fürstlich zu unterhalten.
Wir fühlen uns heimisch in seinem Wohnzimmer. Der Mann ist ein sehr guter Unterhalter, dem die Themen nicht ausgehen.
Dennoch ist der Besuch nach knapp vierzig Minuten vorbei und die CDs müssen ausgetauscht werden: 'The Garage' ist angesagt.
Au Backe! Der Mann schmeißt uns raus! Ungeschützt in der Landschaft stehend pfeift uns nun ein heftiger Seewind um die Ohren. Die Augen tränen, man kann kaum atmen… und unser Vanderveen hat sich umgezogen. Jetzt begegnet er uns im Holzfäller-Hemd und dicken Koteletten.
Nichts ist es mehr mit der gemütlichen Wohnzimmer-Atmosphäre.
Schon die ersten Takte von "Middle Ground", mit knarziger Gitarre, sind Neil Young pur, unverwässert und dann hat der Niederländer auch noch ein klein wenig an den Stimmbändern gedreht, denn gesanglich liegt er auch in dieser Spur. Im Wohnzimmer war dem nicht so.
Auch "Always" wird zu einem ultrascharfen Rocker und erst in "Life's Lonely Dance" tritt man auf das Bremspedal. Immer noch kommt die verzerrte Gitarre etwas schräg und Kersten de Ligny ist wirklich eine tolle Sängerin.
Diese Verwandlung ist gelungen, mehr als gelungen. Zunächst nimmt man das so hin, aber jetzt ist das überlange "Good Mourning" dran und es wird richtig Gitarren-heftig. Lauter, lauter, heißt da die Devise. Krachen muss es und die Nachbarn sollen partizipieren! Rückkopplungs-Ad ist am Werk und darunter legt die Band einen Groove, der gerade noch zu hören ist.
Keep on rockin', Ad!
Die Zerbrechlichkeit und die wunderschöne Melodie der Urfassung von "Would You Ever Know" ist geblieben. Der Gitarren-Zerrfaktor ist abgeschaltet. Da fällt es schon schwer, zu entscheiden, welche Version besser gefällt. Na ja, vielleicht sollte man die beiden Fassung auch nicht vergleichen… .
Ne, jetzt auch noch "Fairweather Friends", ein Rock'n'Roller à la Vanderveen. Stark, ganz stark gespielt. Es singt wieder die Kersten de Ligny mit.
Einfach schön zu hören. Der Mann macht eigenständige Musik und auch in den ruhigeren elektrisch elektrifizierenden Momenten hat das Machwerk glanzvolle individuelle Augenblicke: "Up In The Air".
Der Titelsong "Still Now", zäh wie schlecht zubereitetes Stück Rindfleisch, ist ein krönender Abschluss für die Band-Seite der Doppel-CD. Selbst verstärkt kann man für verträumte Stimmung sorgen.
»Maybe you expected too much…« singt er in "Fairweather Friends".
Nö, allerdings hat mich Ad Vanderveens "Still Now" überzeugt und er bekommt 8 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Ad Vanderveen (vocals, guitar, piano, harmonica)
Kersten de Ligny (vocals, percussion)
Roel Overduin (drums, vocals)
Timon van Heerdt (guitar)
Martijn van Donk (bass, vocals)
Tracklist |
CD 1: The Garage
01:Middle Ground (5:13)
02:Always (4:42)
03:Life's Lonely Dance (6:32)
04:Good Mourning (8:20)
05:Would You Ever Know (6:05)
06:Fairweather Friends (4:43)
07:Up In The Air (5:56)
08:Nowhere To Belong (4:25)
09:The Long Way Round (4:02)
10:Still Now (6:50)
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CD 2: The Living
01:Nowhere To Belong (4:30)
02:Clothing (3:51)
03:Middle Ground (3:49)
04:Still Now (3:36)
05:Leave This World Behind (3:18)
06:Live's Lonely Dance (4:03)
07:Love So Lonely (3:22)
08:Would You Ever Know (4:26)
09:Heart (2:46)
10:Always (4:19)
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Externe Links:
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