Wie bei Great Day In The Morning ist der musikalische Radius von "That's What They Say" weit gespannt und die Atmosphäre der Scheibe reflektiert die Stimmungen längst vergangener, aber toller und entscheidender Zeiten, aus den Gründerjahren des Blues. Brad Vickers & His Vestapolitans lassen sich in keine der üblichen Schubladen einsortieren. Wenn es um den 12-Takter geht, müsste man die Formation schon hinein zwängen. Im Line-up gab es keine wesentlichen Veränderungen. Eine Art Tausendsassa an den Instrumenten ist Dave Gross. Margey Peters, die insgesamt sechs Songs für vorliegendes Album geschrieben hat, steht ihm in nichts nach. Außerdem übernimmt sie einen Teil der Lead Vocals.
Der Blickwinkel auf das Genre ist peripher und es ist nicht verwunderlich, dass man bei den beiden Coversongs auf Tampa Red beziehungsweise das Traditional "Don't You Love Your Daddy No More?", das unter anderem durch Leadbelly bekannt wurde, zurückgreift.
Wer einmal in den musikalischen Kreis von Brad Vickers & His Vestapolitans getreten ist, wird ihn so schnell nicht mehr verlassen.
Das Spezielle ist das Speziale an "That's What They Say".
Der Slide-Blues von "Seminole Blues" mit seinem fein-groovenden Rhythmus ist ansteckend. Den Hörer erwarten allerdings später noch ganz besondere Kompositionen. Für "Don't You Love Your Daddy No More" bleibt das Metallröhrchen in Aktion. Dazu gesellen sich Baritonsaxofonist Jim Cowan und Jim Davis an der Klarinette. Beide verpassen dem Track ein feines Ragtime-Flair und mit dieser Nummer sind wir schon bei einem besonderen Track.
"Another Lonesome Road" ist einer der ältesten von Brad Vickers geschriebenen Songs, der in diesem Platten-Umfeld perfekt passt. Vergangenheit trifft auf Gegenwart, wenn die Mandoline retro klingt und die Bläser, jetzt mit den beiden bereits erwähnten Bläsern am Tenorsaxofon, mit ihrem Sound auch in einem modernen Soul-Lied gut aufgehoben wären. In der Kürze liegt die Würze ... nicht einmal eine Minute dauert "Wishing Well", eine Komposition von Margey Peters. Damit verneigt sie sich vor Charity Bailey (1904-1978), einer Musiklehrerin in einem Kindergarten. Folk im Muster eines Kinderreims steht auf dem "That's What They Say"-Stundenplan und könnte zu einer Lieblingsstunde werden.
Aber wenn gleich danach mit "Mama's Cookin'" mit einem schnurrenden Kontrabass das Loblied an die beste aller Küchenkünste angestimmt wird, dann ist man schon bei dem nächsten Highlight der Scheibe. Wenn man aus der Erinnerung heraus vielleicht das eine oder andere Gericht nicht so sehr mochte, ist das Augenzwinkern des im Duett gesungenen Textes durchaus zu verstehen.
Vom kürzesten Track zur längsten Nummer der Platte. Mit etwas Gypsy-Feeling, Margey Peters' Gesang von Christine Santelli sowie Gina Sicilia begleitet, einer Mandoline auf dem Pfad des Country und einem zurückgeschraubten Drum-Einsatz erleben wir einen Abschluss, der in beeindruckender Weise dokumentiert, wie mutig Brad Vickers & His Vestapolitans sind. Wieder ein besonderes Lied.
Der "Twenty-first Century Rag" ist das, was im Songtitel steht, nur kann man das angesprochene Jahrhundert beim Hörer nicht so genau erkennt. Vielleicht auch ein Augenzwinker-Track.
Gospel pur ist "Fightin'". Instrumente gibt es hier fast keine. Nur Dave Gross mit überschaubarer Percussion begleitet den eindringlichen Gesang von Brad Vickers, Margey Peters und Mickey Junior. Die Handclaps passen natürlich perfekt.
Apropos Mickey Junior. Der ist mit seiner klasse Stimme noch zweimal zu hören. Einerseits im bereits erwähnten "Mama's Cookin'" und bei dem mit jazzig-swingenden Track "Having A Ball".
Tja, mit "That's What They Say" von Brad Vickers & His Vestapolitans kann man sich tatsächlich bestens amüsieren, wenn man aufgeschlossen für Blues, Rag, Country, Folk, Gospel oder etwas Jazz-Orientiertes ist. Dieses Nischen-Album ist definitiv etwas Besonders.
Line-up:
Brad Vickers (bottleneck guitar, guitar, acoustic guitar, upright bass, handclaps, vocals)
Margey Peters (bass, electric bass, fiddle, 2nd fiddle, vocals, background vocals)
Matt Cowan (baritone saxophone, tenor saxophone)
Jim Davis (clarinet, tenor saxophone)
Dave Gross (upright bass, electric bass, mandolin, banjo, piano, electric guitar, acoustic guitar, percussion)
Charles Burnham (fiddle)
Bill Rankin (drums)
Mickey Junior (background vocals, handclaps)
Christine Santelli (vocals)
Gina Sicilia (vocals)
Tracklist |
01:Seminole Blues (2:45)
02:Don't You Love Your Daddy No More? (4:32)
03:If You Leave Me Now (2:03)
04:Everything About You Is Blue (3:21)
05:Another Lonesome Road (2:49)
06:That's What They Say (4:55)
07:Mountain Sparrow (1:58)
08:Fightin' (2:56)
09:Don't You Change A Thing (2:51)
10:Wishing Well (0:44)
11:Mama's Cookin' (4:18)
12:Twenty-First Century Rag (3:04)
13:The Secret (2:05)
14:Having A Ball (2:47)
15:In For A Penny (5:55)
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