Guter Gott! Noch so ein durchgeknalltes Früchtchen, das schon mal vorsichtshalber auf seinem Albumcover auf Tauchstation geht. Das mag ja wieder was werden. Douglas Unger, nie gehört. Warum krieg immer ich diese Luschen zum Besprechen - Scheffin, was hab ich dir getan???
Also, es hilft nix, das Ding muss rein in die Mühle und ich ran an die Kiste.
Ja aber momentmal, mein lieber Herr Gesangverein - eine Twanggitarre als Intro, das turnt ja richtig! Und eine Stimme hat das Bürschchen, Reschpekt! Auch was der da raushaut, das ist alles andere als Pennäler-Lyrik (nachzulesen im Booklet); passt aber so gar nicht zu dem fröhlichen Surf-Sound. Ein ganz Hintertriebener also auch noch. Wenn der Rest so abgeht, dann sollte sich der Herr Schreiber erstmal firm über diesen Schweden-Happen machen, das lohnt allemal.
Was aber gar nicht so einfach ist, das allwissende Internet spuckt nämlich nicht viel über den dünnen Vogel aus. Seiner Bio ist eigentlich nur zu entnehmen, dass er mal unglaublicherweise über 100 Kilo wog und deswegen auch als Rock'n'Roller keine Braut abbekam. Das bewog ihn vernünftigerweise zum Abspecken, was wohl auch schon eine Weile her ist. Deswegen schrauben wir mal sein Alter gedanklich deutlich nach oben. Das Album nahm er mit seiner Band während einer Woche in einem Haus in irgendeinem Naturschutzgebiet auf. Da müssen nicht nur die Vibes gut gewesen sein, sondern auch die sonstigen Voraussetzungen. Das Teil klingt alles andere als im Wohnzimmer selbst zusammengeklopft, sondern absolut organisch und rund. Die Session fand schon im Sommer 2005 statt, auf dem Cover ist als Produktionsdatum 2006 vermerkt, warum es erst jetzt, anno 2008, veröffentlicht wird, ist nirgends ersichtlich.
Nun, im Stil des Openers geht's dann nicht weiter, Herrn Ungers Songs (ein Teil in Co-Produktion) bewegen sich in einem durchaus weiteren Spektrum, das wohl am besten, der geografischen Herkunft zum Trotz, als Americana klassifiziert wird. Das variiert von dafür typischen Midtempo-Stücken, wie dem balladesken Titeltrack, "Pale And Grey" oder "Clap Your Hands", über den satten Rocker "The Pond", bis zu fröhlichen, durchaus Charts-tauglichen Popnummern wie "My Halleluja" oder "Run Away With The Sun" (hört sich nach "Love Is In The Air" an). Warum er grade seine auffällige Hommage an Tom Waits "Stealing My Song" genannt hat, mag vielleicht an seiner speziellen Art von Humor liegen.
Dass er auch das große Gefühlstheater bestens beherrscht, zeigt er mit dem souligen "Hold On To Your Rainy Day" oder "Cold Rain". Als Kontrast dazu lässt er die Blues Rock-Sau raus, "Jimmy Young Boy" ist garantiert in Texas aufgewachsen und hat bekannte Bärte als Onkel. Ein Hammer! Und auch der aufgedrehte Schlusstrack, den er mit einer gewissen Moa im Duett runterrockt, macht nochmal richtig Spaß. Unger hat dazu auch eine klasse Rock'n'Roll-Band hinter sich, die mit ihm durch diese Stil-Spielwiese brettert.
Der Mann ist eine richtige Entdeckung aus dem Drei-Kronen-Land! Auf diesem starken Debüt überzeugt er voll mit seinem Talent als Songschreiber, Sänger und Bandchef. Er hat viel drauf, warten wir mal ab, wie er nun seinen eigenen Stil bündelt. "Leave Me Out" gehört jedenfalls zu der Sorte Musik, die längerfristig für gute Laune sorgt.
Tracklist |
01:All Of You
02:Leave Me Out
03:Pale And Grey
04:My Hallelujah
05:Run Away With The Sun
06:Stealing My Song
07:Hold On To Your Rainy Day
08:Jimmy Young Boy
09:The Pond
10:Clap Your Hands
11:Cold Rain
12:You Got It Bad
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