Der 1952 in Montreal geborene Musiker lernte in jungen Jahren bereits Schlagzeug, so dass sein Einstieg ins Musikbusiness erfolgte, als er zwölf Jahre alt war. Als weitere Instrumente folgten Gitarre und Piano und mit Bruder Joe Vannelli musizierte er in der Soul-inspirierten Band Jacksonville 5.
Über den Umweg New York landete Gino letztlich in Los Angeles. Mit hartnäckigen Bemühungen soll Herb Alpert (A&M Records) davon überzeugt worden sein, das Vannelli-Debüt "Crazy Life" zu produzieren. Weitere fünf Platten sollten folgen.
Vannelli versuchte sich an einem besonderen Mix aus den Stilen Jazz, Soul, Pop und Rock. So manch' bekannter Song fiel dabei ab, sie alle befinden sich auf dieser Liveplatte - in nun anderen Versionen.
Mein erster Kontakt zu der Musik fand relativ spät statt: als ich das erste Mal "Black Cars" hörte. Das muss etwa 1985 gewesen sein. Modern, Synthesizer-geprägt, das passte in die damalige Zeit. Ich mochte diesen Titel gar nicht, dennoch, irgendwie avancierte er zum Klassiker.
Das
Metropole Orchestra ist mittlerweile eine Institution in den Niederlanden und existiert seit 1945.
Aktuell haben sie eine Platte mit
Vince Mendoza veröffentlicht, und auch eine mit
John Scofield. Ihre Professionalität ist stets Garant für hochwertige Arrangements und Musik. So auch hier, wo beide musikalische Welten ein Treffen der besonderen Art vollziehen.
Vannelli kann in diesem Umfeld sein stimmliches Vermögen ausfahren. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass überwiegend alte Titel vorgestellt werden, auch jene, die ich bereits kannte. Andere musste ich erst noch zu einem Vergleich heranziehen.
Allen gemein ist, dass sie nun in diesen neuen Bearbeitungen Überraschungen bergen. Sicher hat der Musiker mit diesen Profis eine Band im Rücken, die ihn antreibt, die ihm einen festen Untergrund bietet, auf dem er sich frei und locker bewegen kann. Eine Basis, in die man sich einfach fallen lassen kann - mal wird es turbulenter, mal wird das Tempo zurückgefahren (z.B. das zarte "I Just Wanna Stop").
Von der Art des Croonings erinnert der Musiker gelegentlich an die Stimmung, die Frank Sinatra verbreitete. Das Metropole Orchestra unter der Leitung von Dick Bakker verbreitet mit den Arrangements entweder die typische 'Late Night-Stimmung', mit einem hauchzart geblasenen Saxofon, sanften Flötensätzen oder der Gitarrist setzt einen Rahmen und brilliert gleichzeitig durch virtuoses Zwischenspiel.
"Walter Whitman (Where Are You)" zeichnet sich durch ungeheure Eleganz im Vortrag aus. Pianosprenkel über wunderschönen Streicherklängen, eine gedämpfte Trompete, elastischer Gesang voller Gefühl, das ist ein Song, der ganz viel Wärme verbreitet - höchstes Niveau.
Das einst so synthetisch verkleisterte "Black Cars" nun ganz neu, mit viel Dramatik im Arrangement, das Original wird um Längen geschlagen! So geht es mir auch mit "Wild Horses": Relativ kurz im Verhältnis zu den anderen Stücken, aber mit sehr viel Coolness, wird eine überzeugende Version vorgestellt, mit zurückgefahrenem Arrangement, ohne die volle Orchesterdröhnung. Die erscheint dann wieder auf "King For A Day", das aber auch stark von der geschickt eingebauten Gitarre getragen wird.
Nach kurzer Zeit verwandelt sich die Nummer in eine funkig-rockende Atmosphäre, ein perfekt arrangiertes Stück! Gerade hier zeigt sich die besondere Güte und Grandiosität des Orchesters, man sollte ständig aufmerksam lauschen, was alles in den neun Minuten geschieht!
"It Hurts To Be In Love", wieder eine wunderschöne Mitternachtsballade mit Streichern, noch einmal Funk mit "People Gotta Move" und zum Schluss "Brother To Brother" mit beschwingtem Ausdruck.
Zusammenfassend stelle ich fest, dass ich dieses mitreißende Konzert gern live erlebt hätte, eine wirklich hervorragende Leistung voller Perfektion, jedoch ohne Sterilität.
Das ist ein klarer Tipp!