Dem in Amerika lebenden Österreicher
Christian Dozzler hat man den Spitznamen '2 Meter Blues' gegeben. Wenn dann auch noch der Deutsche
Michael van Merwyk dazukommt, dann darf man getrost von '4 Meters Of Blues' sprechen. Mit seiner Band
Bluesoul kam der Gitarrist
Michael van Merwyk bei der internationalen Blues Challenge 2013 in Memphis auf den zweiten Platz. Auf dem Weg dahin mussten zahlreiche Juroren überzeugt werden.
Stationen des 1958 in Wien geborene
Christian Dozzler waren Gruppen wie
Backyard Bluesband,
Mojo Blues Band und
Christian Dozzler & The Blues Wave. Der Beginn des neuen Millenium war geprägt durch die Arbeit mit
Larry Garner und in den Vereinigten Staaten spielte er auch gemeinsam mit
Anson Funderburgh,
Mike Morgan beziehungsweise
Hash Brown. Anfänglich spielte
Christian Dozzler Gitarre, wechselte später jedoch zum Akkordeon. Das Zydeco-Stück "Rosa Lee" wurde von ihm komponiert und machte das Genre in seiner gebirgigen Heimat bekannt. Mittlerweile setzt er seine Fingerfertigkeit bei Tasteninstrumenten ein und ist ebenfalls ein Meister auf der Harp.
Die Zusammenarbeit mit
Michael van Merwyk trug bereits Früchte. Das gemeinsame Album hat den Namen "Darkest Night" bekommen und war die Grundlage des Auftritts im Blues Moose Café in Groesbeek. Dieses Konzert werden die Zuschauer so schnell nicht vergessen. Was die beiden Protagonisten im Bereich des Acoustic Blues boten, war Spitzenklasse. Zwei Musiker, die mit beeindruckenden Stimmen voll überzeugten, offenbarten, wie unterhaltsam und vielfältig dieser 12-Takter sein konnte. Mit vielen Eigenkompositionen und perfekt eingestreuten Coversongs ganz unterschiedlicher Couleur wurde eine sehr persönliche wie auch infizierende Atmosphäre erzeugt. Bei
Michael van Merwyk und
Christian Dozzler war der Blues traurig, schleppend, groovend und verbreitet Sonnenstrahlen aus Chiffon. Der Pianist machte aus der Liebe zum Boogie Woogie keinen Hehl und wenn sich
Michael van Merwyk die Lap Steel auf die Oberschenkel legte, dann war Slide-Zeit angesagt. Davon gab es reichlich auf dem schon sehr gut gedeckten Zwölftakter-Tisch.
Nicht nur die Songs der Scheibe "Darkest Night" konnten abwechslungsreich sein. Bei der Auswahl der Fremdkompositionen machte das brillante Duo einen aus meiner Sicht musikalischen Spagat, der mit "Black Ace" von
Black Ace Turner (1905-1972) begann, über Nummern von
John Martyn,
Lowell Fulson,
Amos Easton aka
'Bumble Bee Slim',
Percy Mayfield,
Slim Harpo,
Lucky Peterson,
Piano Red bis hin zu
Hound Dog Taylor reichte. Nur vom Papier her waren diese Stationen eine Zeitreise, bei der die Interpretationen durch die beiden Größen des Blues individuell geprägt waren und gleichzeitig auch als Hommage an die Historie des Genres zu sehen war. So vereinte man bei diesem Konzert sozusagen von 'A' bis 'Z' verdammt viele Bereiche des Blues. Nicht nur die Musik war unterhaltend. Besonders
Michael van Merwyk konnte in so manchen einleitenden Worten zu dem einen oder anderen Song den Schalk im Nacken nicht so ganz verbergen und das Angebot, einem Konzertbesucher ein Album zu schenken, vorausgesetzt er oder sie hat mehr Kinder als der in Rheda-Wiedenbrück lebende Musiker, wird wohl für die gesamte Europa-Tournee aufrecht gehalten werden. Ach so, beim Nachwuchs geht es um die Zahl fünf.
Schlüsselmomente gab es bei dem fast zweistündigen Konzert viele. Da waren an erster Stelle allerfeinste Soli der beiden Künstler. Darüber hinaus konnte
Christian Dozzler mit den Fingern seiner linken Hand wunderschön grooven und
Michael van Merwyks Fingerpicking beziehungsweise Slide-Feeling waren brillant. Dabei variierte das Duo ganz geschickt mit dem Tempo der einzelnen Songs und bei "Rock Some More" war es dann so weit. Da kam ordentlich Dampf in die Blues-Train-Feuerbüchse und der Lokführer tippte mit allen zehn Fingern auf Ventilrädern im Führerstand den Rock'n'Roll. Wahnsinn! Die abschließende
Michael van Merwyk-Komposition "Bad Blues" war ein hinlangender Boogie ohne Woogie unter Beteiligung des klatschenden Publikums. Das Duo konnte die Zuschauer über die gesamte Gig-Spielzeit so sehr begeistern, dass es zu keinen Aufmerksamkeitsstörungen in Form von Gesprächen kam. Wenn
Christian Dozzler von den schwarzen und weißen Tasten zu der Stimmplatte der Mundharmonika wechselte, war er auch auf dem kleinen Instrument ein Virtuose. Die Balladen "Ain't No Bluesman" sowie "Darkest Night" waren erste Kajüte und trotz der traurigen Thematik von "A Million Miles" wurde das Stück doch mit musikalischen Blumenbukett versehen. Phasenweise setzte
Michael van Merwyk mit wenigen gezupften Tönen effektvolle Akzente. Die
'4 Meters Of Blues' gaben ein Konzert der Extraklasse!