Mike Vernon / Just A Little Bit
Just A Little Bit Spielzeit: 55:17
Medium: CD
Label: Cambayá Records, 2015
Stil: Rock'n'Roll

Review vom 20.07.2015


Joachim 'Joe' Brookes
Mike Vernon, der Produzent. Klar, den kennt wohl jeder Blues-/Rock-Fan. Er saß bei Alben von Künstlern/Bands an den Reglern, deren Namen (fast) von A-Z reichen. Ein kleiner Auszug:
Jack Bruce, David Bowie, Eric Clapton, Graham Bond, John Mayall, (unter anderem mit dem legendären "Bluesbreakers With Eric Clapton"), Ten Years After, Fleetwood Mac, Focus, Roger Chapman, Freddie King, Climax Blues Band, Sherman Robertson, Roachford und, und, und. Mike Vernon, der Labelgründer. Mitte der Sechziger Jahre hob er die Plattenfirma Blue Horizon Records aus der Taufe.
In den Achtziger- und Neunzigerjahren widmete er sich nicht nur der Band Level 42, sondern produzierte auch Alben für spanische Combos wie Danza Invisible oder Los Secretos. Im Jahr 2000 verabschiedete sich Mike Vernon aus dem Musikgeschäft und zog nach Spanien. Sein Ruhestand war dann wohl eher ein Unruhestand, denn er produzierte 2010 zwei Alben der Ruf Records-Künstler Dani Wilde und Oli Brown.
Mike Vernon, der Musiker? Da muss man schon sehr gut überlegen und ein Treffer wäre so ähnlich wie eine an einem Baum hängende Piñata mit dem ersten Stockhieb zu zerlegen.
2015 sieht nicht nur die Veröffentlichung seines Albums "Just A Little Bit", sondern auch seine Arbeit mit der spanischen Gruppe Q & The Moonstones, deren Quique Bonal sowie Vicky Luna als Gäste auch auf vorliegender Platte aktiv sind.
Mike Vernon Y Los Garcías Album enthält vierzehn Songs, die Musikgeschichte geschrieben haben. Wie Mike Vernon selbst sagt, ist es »[...] a homage to the R&B Greats of the '40s/'50s [...].«
Im umfangreich betexteten Faltblättchen zur CD befinden sich reichliche Informationen zu den einzelnen Songs. Dort werden nicht nur die Autoren genannt, hier und da erscheinen Namen, die den Track veröffentlicht haben und, ganz wichtig, auf welche Version sich Mike Vernon bei seiner Interpretation bezieht.
So beruft er beim Leiber/Stoller-Klassiker "Kansas City" auf Wilbert Harrison. Neben Mike Vernons Stimme, die perfekt zum gebotenen R&B/Rock'n'Roll passt, setzt der Protagonist erfolgreich das Kazoo ein. Eine willkommene Bereicherung von so manchem Track, zum Beispiel dem fetzigen Opener.
Big Bill Broonzy schrieb "All By Myself" und wenn sich hier Mike Vernon auf Fats Domino beruft, dann darf sich der Hörer auf eine gehörige Portion Boogie Woogie-Piano freuen. In die Tasten greift Juan Ramon Veredas und Javier Magallanes' Finger fliegen förmlich über die Klappen seines Saxofons. Highlight.
Überhaupt muss man feststellen, dass Mike Vernon mit Los García eine famose Band hinter sich hat und die Gästeliste ist das i-Tüpfelchen. Ein gewisser Kid Carlos Moreno spielt Gitarre. Und wie! Kostprobe gefällig? Bitte sehr ... der Titeltrack "Just A Little Bit" stellt den jungen Musiker prominent in den Vordergrund. Der hat es drauf, dieser Kid Carlos Moreno.
Bei "Money Honey" taucht zum ersten Mal der Name Vicky Luna auf. Ihre Backing Vocals am Ende des Tracks gehen etwas zu sehr unter, um sich eine Meinung über ihre Stimme zu machen. Die Liste der "When Things Go Wrong With You" ist verdammt lang. Hudson Whittaker, wahrscheinlich besser bekannt als Tampa Red schrieb das Lied und hier wird das Kazoo dann zum Solo-Instrument. Echt stimmungsvoll und es groovt mächtig!
Raus aus der Couch! Mit "I'm Shakin'" ist rhythmische Bewegung zu infizierender Musik angesagt. Diese Nummer ist einfach motivierend und dieses Mal ist es bereits erwähnter Quique Bonal, der die sechs Saiten seiner E-Gitarre zum Schwingen bringt. Bei der Ballade "Please Send Me Someone To Love" erleben wir die zwischen hohen und tiefen Tönen changierende Mike Vernon-Stimme. Herrlich! Herrlich ist es auch, die Entdeckung der Platte, Kid Carlos Moreno zu hören. In Zukunft muss man ein Auge auf den 1988 in Sevilla geborenen Musiker haben.
Ganz zum Schluss seines Textes macht Mike Vernon »[...] absolutely no apologies for the choice of songs [...]«. Muss er auch nicht, denn in jedem der vierzehn Songs auf "Just A Little Bit" leben Besonderheiten, sind Schmankerl, die das Album in erster Linie hörenswert, aber dann auch liebenswert machen. Respekt!
Line-up:
Mike Vernon (vocals, kazoo)
Gabi Robledo (guitar)
Luis Ignacio Robledo (guitar)
Antonio Blanco (bass)
Federico Álvarez (drums)

Special Guests:
Quique Bonal (guitar, backing vocals)
Vicky Luna (backing vocals)
Javier Magallanes (saxophone)
Kid Carlos Moreno (guitar)
Víctor Sánchez (guitar)
Juan Ramón Veredas (piano, organ)
Pepe Visedo (saxophone)
Tracklist
01:Kansas City (4:17)
02:All By Myself (3:57)
03:Just A Little Bit (3:22)
04:The Seventh Son (3:44)
05:Hot Little Mama (3:25)
06:Black Night (4:34)
07:Money Honey (4:09)
08:When Things Go Wrong With You (3:57)
09:Bloodshot Eyes (3:13)
10:I'm Shakin' (4:02)
11:Please Send Me Someone To Love (4:55)
12:Keep Your Hands Off Her (4:34)
13:All Around The World (3:13)
14:Shake Rattle And Roll (3:55)
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