Rick Vito / Talk That Talk
Talk That Talk
In schöner Regelmäßigkeit beglückt uns der fleißige Rick Vito mit seinen Studio-Alben und auch in diesem Jahr lässt er von sich hören: "Talk That Talk" ist der Arbeitstitel des Silberlings - und ich bin mehr als gespannt, ob ich gleichfalls wieder in Lobeshymnen ausbrechen kann, wie bei der Veröffentlichung von Rattlesnake Shake im vergangenen Jahr, das ich mit der höchsten Anzahl RockTimes-Uhren bedacht habe und das gleichzeitig meine Scheibe des Jahres wurde.
Rick Vito gehört unbestritten zu den besten amerikanischen Blues-Gitarristen und nicht nur das, auch als Sänger macht er eine hervorragende Figur.
Auf seine musikalischen Stationen muss ich nicht näher eingehen, das tat ich bereits bei der Rezension von "Rattlesnake Shake". So können wir uns also ausschließlich auf das neue Scheibchen konzentrieren.
Das Rick Vito nicht nur ein hervorragender, sondern auch sehr ausdrucksstarker Gitarrist ist, hat er bereits mehrfach unter Beweis stellen können. Und genau so genial ist sein Slide-Spiel, was er auf "Talk That Talk" nachhaltig demonstriert.
Der Meister an der Gitarre frönt ausgiebig dem Blues, seinem Hauptbetätigungsfeld ("The Levee Broke Today", "Directly From My Heart To You"), aber auch der Boogie ("Rick's Boogie Woogie"), Swinging Blues ("The Lucky Devil") kommt natürlich nicht zu kurz.
Außerdem dürfen die, stets in seinen Alben auftauchenden, Gospel-Elemente nicht fehlen ("I Do Believe"). Mit dem Sam Cooke-Stück "A Change Is Gonna Come" sowie "Mississippi Stomps" gibt es, wie stets auf Vitos Veröffentlichungen, die obligatorischen Instrumental-Nummern.
Bereits mit dem Opener "Talk That Talk" wird die slidegeprägte Marschrichtung auf dieser Scheibe vorgegeben. Es ist einfach ein Genuss, seinem klaren und sauberen Spiel zu lauschen. Jede Note wird gelebt, jeder Ton sitzt. Seine Soli sind ungekünstelt und von traumhafter Leichtigkeit.
Bei "Directly From My Heart To You" zum Beispiel, einem Live-Track, tobt sich der Guitar-Hero heftig an seiner Klampfe aus. Aber - selbstverliebte Frickeleien bis zum Erbrechen? Weit gefehlt! Jede Note hat genügend Raum zum Atmen und wird nicht mit technischen Fissematentchen zugekleistert.
Vito muss seine Brillanz an der Gitarre nicht durch rasende Gitarrenläufe und schmerzhafte Fingerverknotungen beweisen. Man fühlt, dass jedes Stück von ihm mit Herz und Seele dargeboten wird. Aber auch die Kommunikation zwischen Gefühl und Perfektion ist dabei zu spüren.
Ein weiterer Beweis für Rick Vitos Können ist, dass er bei einen Großteil der Tracks auf "Talk That Talk" nicht nur die Gitarrenparts, sondern auch Piano, Harmonica, Percussion und Acoustic Bass selbst eingespielt hat. Unterstützung bekommt er von Drummer Rick Reed, Charlie Harrison (Electric Bass) und Mark Horwitz (Orgel), der seinen Einsatz bei "I Do Believe" und "Change Is Gonna Come" hat.
Neun der elf Songs sind übrigens Eigenkompositionen.
Nun, was soll ich nach all den Lobeshymnen noch sagen?
Ich leg das Sahnetörtchen in den Player und genieße ein feines, abwechslungsreiches Werk, dass die Herzen aller Blues- bzw. Roots-Rock-Fans und Slide-Fetischisten höher schlagen lässt.
Ein rundum gelungener Silberling ohne Durchhänger.
Dafür gibt es auch hier wieder die volle Anzahl der RockTimes-Uhren und - ich habe schon jetzt eine Ahnung, was meine Platte des Jahres wird. Noch Fragen?
Ach ja, ich genieße jetzt noch einmal die herrlichen Soli bei "Directly From My Heart To You" - Wow!


Spielzeit: 46:42, Medium: CD, Hypertension Music, 2006
1:Talk That Talk (03:58) 2:I Do Believe (04:04) 3:The Levee Broke Today (03:53) 4:Black Crow Blues (04:11) 5:Change Is Gonna Come (04:13) 6:Easy Does It (03:59) 7:The Lucky Devil (04:19) 8:Rick's Boogie Woogie (03:34) 9:Directly From My Heart To You (live) (08:05) 10:Mississippi Stomp (03:24) 11:The Town That Time Forgot (02:58)
Ilka Czernohorsky
Ilka Czernohorsky, 03.04.2006