Tyrone Vaughan / Downtime
Downtime Spielzeit: 36:16
Medium: CD
Label: Blues Boulevard/H'art, 2007
Stil: Country Rock, Blues

Review vom 18.05.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm und doch gibt es grundlegende und gravierende Unterschiede zwischen Tyrone Vaughan, seinem Vater Jimmie oder gar zum Onkel
Stevie Ray Vaughan. Die nächste Generation der Vaughans tritt in die vielleicht zu großen Fußstapfen ihrer berühmten Verwandten. Ob die Übung gelingt, wird sich zeigen. Als Hörer ist man ja nach allen Seiten offen. Sollte man zumindest bei "Downtime", dem Debütalbum von Tyrone Vaughan sein.
Was einem gleich zu Beginn im Titeltrack "Downtime" entgegenweht, ist die würzige Luft von Country-Musik oder besser noch –Rock. Okay, es rockt verdammt gut, aber hat man nicht so ganz für sich gemeint, der Nachwuchs haut in die Blues-Kerbe? So wie bei manchen Wettervorhersagen hat man den falschen Dampfer gebucht. Mit Tryrone Vaughans erstem Song, und nicht nur dem, führt er uns ins Country.
Diesen Eindruck wird man, wie gesagt, auch nach einigen anderen Nummern nicht los. In "Next Stop Texas" bietet man dem Blues, trotz toller Slide-Gitarre, nicht gerade viel Platz. Der Country lässt den Protagonisten und den Hörer einfach nicht los. Fiddle sowie Banjo und Mandoline agieren im Vordergrund, Tyrone Vaughan kommt mit seiner Gitarre förmlich kaum durch.
Der Künstler hatte bei allen Kompositionen seine Finger im Spiel und durch die Bank kann man die Lieder als gelungen bezeichnen. So ganz kann der Amerikaner auch nicht ohne Blues, der immer wieder fein verpackt wird. Der 12-Takter schimmert hier und da schon durch die Song-Decke. Schließlich hat er bei Breedlove nicht nur Lead-Gitarre gespielt und komponiert, sondern auch mit Double Trouble, Pinetop Perkins oder ZZ Tops Billy Gibbons auf der Bühne gestanden.
Die Musik ist gut, ohne Zweifel, man muss sich nur daran gewöhnen, beim Namen Vaughan jetzt auch verschärft an das Countrygenre zu denken. Tyrone Vaughans Gitarrenspiel lässt sich auch gar nicht so gut einsortieren, er stellt es sehr in den Dienst der Sache, die Songs. An und für sich könnte man Musiker wie den Geiger Don Reed, Multiinstrumentalist Stephen J. Boudreau oder Bob Lucier (Pedal Steel) besser beurteilen, als den Mann, um den es hier eigentlich geht.
Irgendwie sind manche Nummern einfach stark arrangiert worden. Dieses "L.O.V.E." zum Beispiel. Der typische Klang eines bundlosen Basses macht die Runde, begleitet von einem klasse Groove und die daraus entstehende Soul-/R&B-Atmosphäre wird von Fiddle, Banjo und Pedal Steel konterkariert, möchte man fast sagen, aber irgendwie bringt der Musiker es fertig, alles unter einen Hut zu bekommen. Kann man neben einer funkigen Gitarre doch ein Banjo auf diese Art spielen? "Ladies Man" beantwortet die Frage auf ganz persönliche Art und Weise ... auch mit einem klasse Wah Wah-Pedal-gesteuerten Sechssaitersolo.
Zum Ende der Platte hin hat einen Tyrone Vaughan ganz stickum, klammheimlich doch um den Finger gewickelt.
"Downtime" zeigt, wie gut Tyrone Vaughan als Sänger ist, auch wenn er gerade in "Next Stop Texas" das Feld der Stimmbänder Stephen Young überlässt. Die Zukunft wird zeigen, in wie weit sich der Jimmie Vaughan-Sprössling von seiner Verwandtschaft absetzen kann ... natürlich musikalisch. Das Debüt ist gut, es spielen tolle Begleiter mit, aber wie viele Gene seines Vaters beziehungsweise genialen Onkels tatsächlich in seinen Adern fließen, muss noch mehr herausgearbeitet werden. Tyrone Vaughan hat sich ein solides Country-Fundament gegossen. Die erste Hürde ist genommen, allerdings gibt es ausreichend Freiraum bis zum Ende des Fahnenmastes.
Line-up:
Tyrone Vaughan (lead vocals, guitar)
Don Reed (fiddle)
Bob Lucier (pedal steel guitar)
Stephen J. Boudreau (guitar, pedal steel, lap steel, Dobro, bass, banjo, mandolin, percussion, keyboards, harmonica, vocals)
Stephen Young (vocals - #2)
Shane Ludgate (drums)
Mike Churchill (drums)
Tracklist
01:Downtime (3:38)
02:Next Stop Texas (3:28)
03:Bubba Dan (3:36)
04:Buzz Kill (3:22)
05:Nine Times Out Of Ten (3:25)
06:She Could Have Had Anything (3:31)
07:L.O.V.E. (3:01)
08:Ladies Man (3:45)
09:Wanna Hear You Sing (3:54)
10:The House Feels So Empty (4:08)
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