U.D.O. - 25.11.2011, Rev-Raptor Tour, Quasimodo, Pirmasens
Quasimodo
U.D.O.
Rev-Raptor-Tour
Support: Sister, Sister Sin
Quasimodo Pirmasens
25. November 2011
Stil: Heavy Metal


Artikel vom 06.12.2011


Holger Schwendemann
Genau 25 Jahre nach meinem ersten Live Konzert (damals Accept und Dokken in der Eberthalle in Ludwigshafen) war es mir möglich Accept und nun auch U.D.O. live zu sehen. Ein besonderes Schmankerl war, dass ich sowohl 1986, als auch 2011 mit der selben Person die Konzerte besucht habe. Männerfreundschaft kann so schön sein :. Natürlich habe ich beide Bands in den 25 Jahren noch mehrmals gesehen...klaro.
Auf die in meinen Augen blödsinnige Diskussion: 'Wer ist besser, Accept oder U.D.O.', will ich gar nicht groß eingehen. Nur so viel: Ich liebte Accept in der Besetzung von damals und ich liebe Accept und U.D.O. in der heutigen Besetzung. Und ich genieße es, Accept-Lieder von beiden Bands zu hören. Und beide Versionen haben Ihren Reiz. All die Diskussionen, die in den letzten Jahren geführt wurden und noch werden, öden mich an. Hey Leute. genießt es, dass es zwei so hervorragende und erfolgreiche deutsche Bands gibt. Seid Stolz auf deren Leistung und rockt einfach die Bude. So, das musste mal raus.
Doch nun zum Konzert. Die erste Band des Abends war die schwedische Band Sister, die ihr Album "Hated" vorstellten. Sie hatten es mit einem sehr reservierten Publikum zu tun, das sich trotz aller Mühen von Sänger Jamie nicht so recht mit der Musik anfreunden konnten. Außer freundlichen und zurückhaltenden Applaus war die Stimmung eher bedeckt. Und das ist sehr diplomatisch ausgedrückt. Jamie versuchte zwar immer wieder, das Publikum zu animieren, doch weder ihm noch seine wild geschminkten Kollegen Lestat (Guitar), Rikki (Bass) und Cari (Drums) gelang es, das Publikum anzuheizen. Vom Aussehen her würde ich die Jungs zwischen Kiss, WASP, Twisted Sister ansiedeln. Die Musik geht grob gesehen in Richtung WASP. Auch Punk- und Rock-Einflüsse waren zu finden. Aber ich bin ehrlich. Gefallen hat es mir nicht. Und ich habe den Eindruck, den Anwesenden auch nicht.
Nach Sister kam Sister Sin auf die Bühne. Und auch die kommen aus Schweden. Ob die Bands verwandt sind, weiß ich nicht, aber ich hoffte, es wird besser. Nun. Es wurde etwas besser. Für die Optik sorgte Sängerin Liv. Doch ist sie nicht nur ein Blickfang, sondern auch eine recht gute Sängerin und Frontfrau. Und auch musikalisch wurde mein Interesse geweckt. Was Jimmy (Guitar), Dave (Drums) und Strandh (Bass) zeigten, war gar nicht mal so schlecht. Einige Lieder waren sehr eingängig und abwechslungsreich. Die Gitarrenarbeit hat mir gut gefallen, und auch der Sound war besser als bei Sister. Das Publikum taute etwas auf und man spürte, dass die Stimmung besser wurde. Vom Stil her im Rock / Heavy Rock angesiedelt, war die Show kurzweilig und für einen Opener ok. Auf den großen 'Kick' habe ich zwar gewartet, doch war Sister Sin deutlich besser, als Sister.
U.D.O Und dann war es endlich so weit. U.D.O. betraten die Bühne und das mittlerweile gut gefüllte Quasimodo vibrierte. Mit dem Titelsong der neuen Scheibe ("Rev-Raptor") ging es los. Und sofort war Stimmung in der Bude. Der bald 60jährige Udo Dirkschneider, natürlich im Kampfanzug, ist immer noch eine Wucht im Metal-Geschäft. Für mich eine lebende Legende wie Lemmy von Motörhead. Beide begleiten Sie mich seit fast 30 Jahren durch mein metallisches Leben. Vor Jahren (auf der "Animal House"-Tour) hatte ich die Gelegenheit Udo Dirkschneider persönlich zu interviewen, was für mich ein absolutes Highlight war. Ein ruhiger, sehr sympathischer Mensch, der freundlich und ausgeglichen auf alle Fragen sehr bedächtig antwortet. Eben ein Profi.
Doch zurück zur Bühne. Auf der rechten Seite die 'Glatzköpfe' Udo Dirkschneider und Stefan Kaufmann (Guitar) und auf der linken Seite die 'haarigen' Fitty Wienhold (Bass) und Igor Gianola (Guitar). Dahinter an der Schießbude Francesco Jovino (Drums), der mit seinem Irokesenschnitt sauber die 'haarigen' von den 'haarlosen' trennte. Und vorne aus den Boxen die volle Ladung Metal.
U.D.O Ein toller Sound, wenn nicht der etwas leise Gesang gewesen wäre. Auf "Rev-Raptor" folgen die Titellieder "Dominator" und "Thunderball" von den jeweils gleichnamigen Platten. Danach "Thunderball" und der erste Accept-Klassiker "Screaming For A Love-Bite". Danach gleich "Vendetta" von dem "Mastercutor"-Album. Dem Publikum wurde keine Pausen gegönnt und auch Ansagen waren Mangelware. Kaum was reden aber dafür umso mehr rocken. YES ! Auf der Bühne stand eine absolut eingespielte Combo, die Spaß hatte. Dieser Spaß hat die Gäste angesteckt und die Party wurde immer besser. Nach "Princess Of The Dawn", dem alten Accept-Klassiker folgte die, in meinen Augen, sehr gut gelungene Ballade des neuen Albums ("I Give As Good As I Get). Eine wirklich schöne Nummer, die zeigt, dass Udos Stimme mehr kann, als manche vermuten. Irgendwie erinnert es mich an "Winterdreams" von der "Balls To The Wall". Danach ein Gitarrensolo von Igor Gianola, der viel mit Loops und Effekten arbeitete und dadurch ein sehr interessantes Solo auf die Bretter zauberte. Er hat sich einfach seinen Rhythmus programmiert, schnappt sich eine andere Klampfe und fiedelt dazu das Solo. Als er dann noch gegen Ende des Solos das Bad in der Menge suchte, und dort auf Tuchfühlung mit dem Publikum ging, war es ein besonderer Höhepunkt des Abends. Es blieb sogar noch Zeit während dem Solo in der Menschenmenge ein paar Fotos zu schießen. Gut gemacht !!!
Das ist Volksnähe.
Doch weiter im metallischen Takt. "Neon Nights" (Accept) und "Break The Rules" vom 89er U.D.O.-Album "Mean Machine" wurden auf's Publikum losgelassen. Dann kam der große Auftritt von Francesco Jovino am Schlagzeug. Auch er bekam ausreichend Platz, um sein Können zu zeigen. Das dargebotene Schlagzeugsolo war astrein, kurzweilig und hammerhart. Überhaupt hat mir die Rhythmusmaschiene mit Fitty Wienhold, Francesco Jovino und auch Stefan Kaufmann sehr gut gefallen. Mit solch einem Background kann nichts passieren. Glasklar, auf den Punkt genau und ein sehr satter Sound zeichnet diese Truppe aus.
U.D.O Über "Man And Machine" vom gleichnamigen Album aus dem Jahre 2002, dem Accept-Klassiker "Up To The Limit" und "Two Faced Woman" vom "Solid"-Album dann der absolute Kracher. Stundenlang dudelte dieses Lied bei mir zu Hause: "Metal Heart", eines meiner absoluten Lieblingslieder. Nun waren meine Stimmbänder gefährdet. Und zwar richtig. Mann, war das geil.
Danach war zuerst einmal Schluss. Aber die Halle bebte und natürlich war noch nicht an ein Ende zu denken. Als Zugabe folgen "The Bogeyman" vom "Dominator"-Album und dann das Lied, das mir noch zwei Tage später im Kopf rumspukte: "I'm A Rebel" (Accept). Ein würdiger Abschluss. Doch noch einmal wurden U.D.O. vom tollen Publikum gerufen. Und mit "Balls To The Wall" war dann endgültig Feierabend.
Alles in Allem ein tolles U.D.O.-Konzert. Die Band ist klasse und die Mischung aus alt (Udo Dirkschneider, Fitty Wienhold, Stefan Kaufmann) und jung (Igor Gianola und Francesco Jovino) ist perfekt. Schön, dass seit eh und je Accept-Klassiker ins Set eingebaut werden, die perfekt zu den U.D.O.-Songs passen. Man darf nicht vergessen, dass mit Udo Dirkschneider und Stefan Kaufmann zwei alte Accept-Veteranen auf der Bühne stehen. Sich zu Ihren Wurzeln zu bekennen finde ich sehr gut. Kurze knackige Ansagen vom gut gelaunten Udo Dirkschneider und Metal ohne Ende. So soll es sein. Ich hatte den Eindruck, dass dies beim Publikum ankam. Ich war begeistert. Den Abend habe ich sehr genossen und bin echt froh, dass ich die Reise nach Pirmasens gemacht habe. U.D.O. muss man einfach gesehen haben.
Line-up Footsteps:
Udo Dirkschneider (vocals)
Stefan Kaufmann (guitar)
Igor Gianola (guitar)
Fitty Wienhold (bass)
Francesco Jovino (drums)
Setlist:
Rev-Raptor
Dominator
Thunderball
Leatherhead
Screaming For A Love Bite
Vendetta
Princess Of The Dawn
I Give As Good As I Get
Guitar Solo
Neon Nights
Break The Rules
Drum Solo
Man And Machine
Up To The Limit
Two Faced Woman
Metal Heart
The Bogeyman
I'm A Rebel
Balls To The Wall
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