An diesem Abend ließ ich es vom Härtegrad her betrachtet einmal etwas gediegener angehen und stattete den Hard Rock-Ikonen UFO auf ihrer insgesamt drei Dates umfassenden Deutschland-Tournee in Aschaffenburg einen Besuch ab. Abgesehen von der verwunderlichen Tatsache, dass an jenem Dienstagabend mein Kumpel und ich die einzigen Kuttenträger und offenbar mitunter jüngsten Besucher in dem mit ca. 300 Personen gefüllten Kultschuppen Colos-Saal waren, erwarteten wir wieder einmal mit Sehnsucht einen denkwürdigen Abend, welchen wir dann im Endeffekt auch serviert bekamen.
Doch zuerst mussten wir uns um 20 Uhr die aus dem tiefsten bayrischen Sumpf gekrochenen - laut eigener Aussage
»Retro-70ies-Rocker« Nightrain antun. Benannt offenbar nach einem
Guns N' Roses-Lied, gab es gefühlte 45 Minuten relativ austauschbaren und langweiligen Schrammel-Garagenrock zu hören. Auch wenn die Buben (+ Mädel) noch so 'retro' sein wollen … da bin ich qualitativ weitaus Hochwertigeres gewohnt.
Einziger richtiger Pluspunkt hier: Die hübsche blonde Sängerin (welche man noch nicht mal als vollwertige Stimmbandquälerin sehen kann, da der eine Gitarrist einen Großteil der Parts übernahm).
Nach ca. einer halben Stunde Umbaupause betrat um 21:15 Uhr die englische Legende (wovon aus dem klassischen Line-up nur noch Sänger
Phil Mogg und Drummer
Andy Parker in der Band zugange sind) mit dem "Force It-Opener "Let It Roll" die Stage. Der 62 Lenze auf dem Buckel tragende Frontmann wirkte zwar manchmal etwas 'strange' (er machte einige eigenartige Gestikulationen), unterhielt das Publikum mit seinen Ansagen jedoch sehr gekonnt. Auch seine Stimme war an jenem Abend über jeden Zweifel erhaben.
Keyboarder und Rhythmusgitarrist
Paul Raymond mag aus der Nähe betrachtet ein wenig (in Würde) gealtert aussehen, der Gute rockt jedoch noch immer so manchen Jungspund in Grund und Boden. Die weitere Setlist bestand aus unverzichtbaren Proto Metal-Evergreens vom Schlage "Only You Can Rock Me", "Too Hot To Handle" oder "Lights Out". Zugaben gab es zu hören in Form von "Rock Bottom" (inkl. ewigem Gitarrensolo), sowie natürlich dem abschließenden Übersong "Doctor, Doctor", den jeder, der etwas Ahnung von Rockgeschichte hat, auch noch mit 6,66 Promille mitbrüllen könnte.
Kleine Bemerkung am Rande: Neue Stücke wurden kaum präsentiert, lediglich zwei Titel ("Hell Rider" und "Saving Me") stammten vom aktuellen Longplayer
The Visitor. Für meinen Geschmack genau richtig, denn die Hochphase dieser Band lag ja bekanntermaßen zwischen 1974 und 1979!
Um 22:45 Uhr war die ziemlich genau 90 Minuten andauernde Show beendet und das Volk verließ glückselig den Saal.
Fazit: Ein sehr cooles Erlebnis fernab der sämtlichen Metal-Konzerte und der Beweis, dass auch die Ikonen der 70er so manchen selbsternannten 80er-Kings heute noch meilenweit voraus sind. Auf alle Fälle genoss ich diese kleine Reise in die Ursprünge der härteren Töne ausgiebig!
Vielen Dank an Matthias vom Colos-Saal für die Akkreditierung!