»Man betrachte dieses Buch als eine Art Vorspeise zu dem hoffentlich eines Tages servierten Hauptgericht…« heißt es im Vorwort von "Lights Out ... Spot An: UFO". Dabei ist mit dem Hauptgericht eine 'echte' Bandbiografie gemeint, die eventuell in der Zukunft mal geschrieben werden wird, denn mit dem vorliegenden Werk werden lediglich die einzelnen Alben von UFO besprochen.
Doch auch das liefert schon eine Menge Infos über die Mannen um Phil Mogg und Pete Way. Schließlich sind die persönlichen 'Meinungsverschiedenheiten', die immer wieder zu Änderungen im Band Line-up führten und nicht selten in körperlichen Attacken endeten, schon fast legendär, und auch die Alkohol- und Drogenexesse der Band gelten als berühmt-berüchtigt.
Man sieht also, es wurde höchste Zeit, sich endlich einmal mit dieser Hard Rock-Kombo zu beschäftigen, die jahrelang sogar in vielen Rockmusik-Lexika gänzlich unterschlagen wurde.
Der Autor Martin Popoff lebt in Toronto, Kanada, und ist ein anerkannter Musikkritiker, der inzwischen schon dreizehn Bücher über Hard Rock, Heavy Metal und Classic Rock geschrieben hat, bei denen er sich unter anderem mit Bands wie Rainbow, Rush und Blue Öyster Cult auseinandersetzt. Also dieser Mann hat wirklich Ahnung von der Materie.
Aufgebaut ist dieses Buch also nach den Aufnahmedaten der offiziellen UFO-Alben von "1" (1971) bis "You Are Here" aus dem Jahr 2004. Dabei stützt sich der Autor fast durchgehend auf eigene Interviews mit Phil und Pete, sowie etlichen ehemaligen Bandmitgliedern, die er ganz gezielt zu den einzelnen Epochen befragt hat.
So trägt Popoff zahlreiche Details zu der Entstehungsgeschichte der einzelnen Studio-Produktionen zusammen, bringt Licht in so viele personelle Ungereimtheiten und beleuchtet auch die Arbeitsweise der Band beim Songwriting bis hin zur Fertigstellung der Alben. Weiterhin äußern sich einige der Produzenten über die Art und Weise, wie UFO ihre Studioarbeit absolvierten.
Von Popoff selbst stammen die Beurteilungen der einzelnen Songs, bei denen er sich sowohl musikalisch als auch mit den Texten von Phil Mogg beschäftigt. Auch das bringt viele Neuigkeiten, denn mir ist nicht bekannt, dass bisher jemals über die Songtexte von UFO gesprochen wurde. So ist dieses Buch als Fleißarbeit anzusehen, die den Autor sicherlich eine Menge Zeit gekostet hat.
Ganz klar ist aber auch, dass hier nur eine sehr subjektive Meinung verteten werden kann. So hakt Popoff die Zeit der Band vor Michael Schenker mit den ersten drei Alben "1", "Flying" und "Live" auf nur fünf Seiten ab und äußert sich dabei sehr abwertend über die 'Spacerock'-Phase von UFO. Da hätte ich doch etwas mehr Zurückhaltung erwartet, denn auch die Frühphase der Band hatte ihre treuen Anhänger und sollte nicht so gnadenlos niedergemacht werden.
Andererseits outet er sich auch als absoluter Schenker-Fan, was dann wieder zu einem totalen Hochloben der MSG-Alben führt. Auch hier wäre meiner Meinung nach etwas mehr Objektivität besser gewesen. Aber gut, wir leben in einer Demokratie und können unsere Meinung frei äußern ... .
Ganz stark aber ist die Einbeziehung der anderen Projekte der einzelnen UFO-Musiker. So werden auch Waysted, Mogg/Way und The Plot (Schenker/Way) erwähnt und besprochen, sodass man auch über die Aktivitäten während der Ruhephasen der Hauptband komplett informiert wird. Das Buch verleitet beim Lesen geradezu zum gleichzeitigen Anhören der entsprechenden Alben, um die Thesen des Autors zu überprüfen.
Es gibt in den Interviews zahlreiche Momente, bei denen man sich ein Lächeln einfach nicht verkneifen kann. Herrlich, wenn man die Reaktionen der Beteiligten mitbekommt, nachdem sie sich gegenseitig die Gesichter verbeult haben. So liest sich dieses Buch verständlich und bringt sehr interessante Fakten zutage. Die zahlreichen UFO-Anhänger werden auf jeden Fall bestens bedient.
Natürlich gibt es auch einige Schwächen. So wirken die eingestreuten Schwarzweiß-Fotos etwas lieblos ausgesucht, und es gibt keinerlei Bildunterschriften. Aber das ist sicherlich zu verschmerzen.
Etwas nerviger sind dann schon die Dialoge von Michael Schenker, denen unheimlich viel Platz eingeräumt wird. Diese 'Ausführungen' sind, besonders im Epilog, sehr langatmig ausgefallen und enthalten einige Nichtigkeiten, auf die der Leser durchaus verzichten könnte.
Des Weiteren hätte sich Herr Popoff den ständigen Hinweis auf scherzhafte Bemerkungen ersparen können, denn ein in Klammern gesetztes »lacht« , das auf jeder Seite mindestens fünf Mal vorkommt, kann auf Dauer schon sehr belasten. Trotzdem hat mir das Buch vom Inhalt her sehr viel gebracht und ich wünsche mir mehr solcher Werke in deutscher Sprache.
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