Aus den Niederlanden kommt die Band Ulysses, die dort im Jahr 1998 gegründet wurde. Als erstes Lebenszeichen wurde 2001 die Mini-CD "Eclectic" veröffentlicht, bevor zwei Jahre später mit dem ersten kompletten Album "Symbioses" nachgelegt wurde. Die Scheibe erhielt fantastische Kritiken und die fünf Musiker befanden sich auf einem davor ungekannten Höhenflug. Der hielt leider in persönlicher Hinsicht nicht allzu lange an und mit Michael Hos wurde nicht nur ein neuer Sänger, sondern mit Casper Kroon auch ein neuer Bassist verpflichtet. Sicherlich auch ein Grund, warum es gute fünf Jahre dauerte, bis nun mit "The Gift Of Tears" der Nachfolger präsentiert wird.
Ulysses spielen progressiven Metal, der über jede Menge ruhige sowie nachdenkliche Parts verfügt und ganz allgemein sehr abwechslungsreich arrangiert ist. Sieben Songs mit einer Spielzeit zwischen (knappen) drei und (knappen) 15 Minuten bilden die Spielwiese, auf der sich die Musiker nach Herzenslust austoben. Bei "Guardian Angel" sind durchaus auch klassische Einflüsse auszumachen, was eine interessante Kombination mit den fetzigen Gitarren und den treibenden Keyboards entstehen lässt. Neuzugang Jasper Kroon am Bass und Schlagzeuger Rene van Haaren haben die Rhythmik fest im Griff.
Coole Piano-Klänge bestimmen zu Anfang das balladeske "Lost" und Michael Hos gibt nicht nur hier eine gute Figur ab. Nach und nach setzt die gesamte Band ein und es kommt zu interessanten Wechselspielen, von denen die Duelle zwischen der Gitarre und den Keyboards am spannendsten sind. Schließlich fällt das Stück wieder in den Piano-Part zurück, der den Titel dann auch beendet. Der erste über zehn Minuten lange Track hört auf den Namen "How Much More" und rockt erst mal richtig gut los, bis sich auch hier nach und nach weitere, vielschichtige Parts die Klinke in die Hand geben.
In den Texten verarbeitet das holländische Quintett Stories aus dem wahren Leben und hat sich, O-Ton »Warum sollten wir uns irgendwas ausdenken, wenn das Leben an sich doch schon haufenweise spannende Geschichten zu bieten hat?« auf die Fahnen geschrieben. Wenn wir schon bei den Texten sind, dann muss ich auch noch einmal auf Michael Hos am Gesang zurückkommen. Seine Vocals sind sicherlich Geschmackssache. Und wenn Michael auch einige ganz starke Momente auf diesem Album hat, so kann er mich über die gesamte Laufzeit der CD doch nicht ganz überzeugen. Etwas variabler hätte es nach meinem Gusto schon zugehen können.
"Silence Of The Night" ist für Ulysses-Verhältnisse ein mit nicht mal drei Minuten Laufzeit erstaunlich kurzer Track. Eine schöne Ballade, die vor allem von Piano und Gesang bestimmt wird. Der Titeltrack gleicht die Verhältnisse dann aber wieder aus und die Keyboards und Gitarren bestimmen das Geschehen. Das Herzstück von "The Gift Of Tears" stellt aber ganz klar das fast 15-minütige "Anat" dar. Eine musikalische wie textliche Tour de force über das kurze Leben der kleinen Anat, die nur ein Jahr nach ihrer Geburt einem Hirntumor erliegt. Das ist bemerkenswert gut umgesetzt und man kann gar nicht anders, als diesen dramatischen Song mit Anspannung mitzuverfolgen.
Letztendlich kann man feststellen, dass Ulysses mit ihrem zweiten Album "The Gift Of Tears" eine tolle Scheibe gelungen ist, die sie hoffentlich auch bald auf die Straße, bzw. die Bühnenbretter Europas bringen wird. Die Band steht für Prog Metal, verspielt, abwechslungsreich, mit langen Stücken und sich duellierenden Instrumenten versehen. Feine Sache!
Line-up:
Michael Hos (vocals)
Ron Mozer (keyboards)
Rene van Haaren (drums)
Casper Kroon (bass)
Sylvester Vogelenzang de Jong (guitars)
Esther Ladiges (vocals - #1)
Mike Disarro Prymary (vocals - #4)
Daniel le Broocks (vocals - #4,7)
Tracklist |
01:Family Portrait
02:Guardian Angel
03:Lost
04:How Much More
05:Silence Of The Night
06:The Gift Of Tears
07:Anat
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